Füllgewichte reduziert
Auch der Osterhase hat seine Problemchen
„Ho Ho Ho“ macht der Weihnachtsmann und „Ha Ha Ha“ der Osterhase. Schon deshalb sei die Geschichte, dass einige Schoko-Nikoläuse ein zweites Leben als zuckersüßes Hoppel-Häschen erleben dürften, nicht mehr als ein klassisches Gerücht. So analysierte vor wenigen Tagen ein dem Schorschla unbekannter Kabarettist in einem vollbesetzten Waschsalon. „Würde man die im Herbst und Winter hergestellten Nikoläuse tatsächlich einschmelzen, wäre es kaum möglich den frischen, feinen Schokoladengeschmack der neu hergestellten Ware zu erreichen. Das gilt besonders für die beliebte Vollmilchschokolade. Denn mehrfaches Erhitzen verändert den Fettgehalt der Schokoladenmasse und kann den Geschmack stark beeinträchtigen“, erklärt der Lebensmittelkonzern Nestlé in einer offiziellen Stellungnahme .
Was dagegen komplett den Tatsachen entspricht, ist die klassische Frühjahrsdiät, die einige der lächelnden, in Alufolie gehüllten Häschen unfreiwilligerweise über sich ergehen lassen mussten. Da wurde das Füllgewicht vom Hasenhersteller schnell mal von 100 Gramm auf 90 reduziert und – damit das nicht weiter auffällt – der Verkaufspreis ein paar Cent angehoben.
Schokohasen sind „Big Business“, das sollte man nie vergessen. Tendenz rückläufig. „Wir sehen den Schokoladenmarkt vor einer Teuerungswelle, wie sie in der jüngeren Geschichte kaum vorgekommen ist“, warnt die US-Investmentbank J.P. Morgan. Nach Zahlen des Marktforschers NIQ wurden zu Jahresbeginn 10 Prozent weniger Tafelschokolade und 20 Prozent weniger Pralinen verkauft. Die deutschen Süßwarenhersteller produzierten nach Angaben des Verbands BDSI aufgrund der Preise „nur“ 228 Millionen Schoko-Osterhasen – 12 Millionen weniger als 2024.
Wetterextreme, Schädlinge und Misswirtschaft treiben die Kakao-Preise nach oben. Die Ernte in Ghana brach 2024 um fast die Hälfte ein – die schlechteste in zwei Jahrzehnten – und erholt sich in diesem Jahr weniger als erhofft. Auch die Elfenbeinküste meldete herbe Rückgänge. Die Tonne Kakao wurde 2024 für bis zu rund 12.000 Euro gehandelt, sechsmal so teuer wie vor wenigen Jahren.
Da kann nicht nur dem „Schmunzelhasen Alpenmilch“ von Milka das Lächeln vergehen. Wie überhaupt der Schoko-Osterhase jetzt auch noch zu allem Überfluss eine politische Diskussion ertragen muss. Debatte über Ostersüßigkeit. Denn in Internetforen wird heiß diskutiert, ob Bezeichnungen wie eben der „Schmunzelhase“, der „Goldhase“ oder der „Sitzhase“ von großen Lebensmittelketten absichtlich verwendet werden um den Bezug zum christlichen Osterfest zu verschleiern. Der AfD-Politiker Johann Martel sieht in diesen Produktbezeichnungen sogar einen Beleg für eine „schleichende Islamisierung Deutschlands“. Man kann das Ganze aber auch aus einem anderen Blickwinkel analysieren. „Alles, was mit Kirche zu tun hat, hat ein Imageproblem“, resümiert Professor Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg. Somit eben auch Ostern. Der Prozess sei auch schon im Kontext von Weihnachten sichtbar. „Weihnachten steht inzwischen für den Winter“, sagt Hirschfelder. „Und Ostern eben zum frühlingshaften Dekorationsmotiv.“ Weiterhin stellt er fest: „Natürlich haben wir eine migrantische Gesellschaft, und in einer solchen wird immer ein gemeinsamer Nenner gesucht.“ Doch gehe es bei den Firmen ums Geschäft, weniger um Ideologie. Und so genießt es Schorschla doch noch den traditionellen Biss in den Schmunzel-, Gold- oder Osterhasen. Und profitiert vielleicht sogar indirekt von der erwähnten zehnprozentigen Gewichtsreduzierung, was ein Blick auf die Waage nach den Feiertagen hoffentlich bestätigen wird …