Interview mit Johann Kalb
„Weitsicht und Entschlossenheit“
Herr Kalb, der Landkreis war am 20. Januar im „Ausnahmezustand“. Viele Menschen haben mit Ihnen Geburtstag gefeiert. Der Ministerpräsident hat Sie als „leidenschaftlichen Kämpfer für die Region, als großartigen Landrat, als einen bodenständigen Kommunalen“ bezeichnet. Was war die größte Überraschung?
Landrat Johann Kalb: Ich habe mich sehr gefreut, dass die Schüler meiner früheren Grundschule mich haben hochleben lassen. Sehr überrascht hat mich zum einen die Videobotschaft unseres Ministerpräsidenten und zum anderen die Tatsache, dass die Brauerei Kundmüller aus Weiher für diesen Anlass einen „Kalbator“ gebraut hat. Und nicht zuletzt habe ich mich sehr geehrt gefühlt von der Würdigung durch unseren Innenminister.
Was war das „größte Geschenk“?
Es gibt kein größeres Geschenk als bei bester Gesundheit mit meiner Familie, mit Freunden und Weggefährten einen wunderbaren Tag verbringen zu können.
Innenminister Joachim Herrmann hat in seiner Festansprache Ihre „Entschlossenheit und Weitsicht“ herausgestellt: „Besonderen Schwerpunkt Deines Handelns hast Du stets auf die Förderung der regionalen Wirtschaft gelegt und damit den Bogen gespannt von der Realisierung des Levi-Strauss-Museums in Buttenheim bis zum Zukunftsprojekt ,Cleantech Innovation Park.“‘ – Wie wichtig ist es für eine Region, wirtschaftlichen Erfolg zu fördern?
Wenn es der Wirtschaft gut geht, dann geht es den Menschen gut. Wir sind eine wachsende, eine aufstrebende Region. Als Sohn eines Kohlehändlers und als früher selbständiger Rechtsanwalt war mir immer klar: Florierende Unternehmen sorgen für Arbeitsplätze, zahlen Steuern und tragen so zum Wohlstand der Bevölkerung bei. So wie Levi Strauss die Blue Jeans zu einem weltweit erfolgreichen Projekt entwickelt hat, könnte unser Cleantech Innovation Park einen wichtigen Beitrag zur Transformation unserer Autozulieferer und damit zur Sicherung unserer Zukunft leisten.
Fast alle Redner haben Ihr Engagement für Europa herausgestellt. Der Innenminister hat insbesondere die von Ihnen als Europamedaillenträger initiierte erfolgreiche Bewerbung von 17 Klosterlandschaften der Zisterzienser in sechs Ländern um das Europäische Kulturerbe-Siegel gewürdigt. Warum dieses hartnäckige Engagement?
Im weltweiten Spiel der Kräfte brauchen wir ein starkes Europa. Europäischen Einheit wird uns nur in unserer besonderen Vielfalt gelingen. Treibstoff eines vereinten Europas sind bei uns die internationale Woche, Partnerschaften mit Kommunen in Italien und Polen. Mit unseren Partnern im Projekt Cisterscapes wollen wir natürlich auch noch weiter zusammenwachsen und streben das Ziel „Welterbe“ an.
Sie selbst haben nachdenklich eine „politische und geistige Transformation“ angemahnt. Warum haben Sie genau diesen Schwerpunkt gesetzt?
Kultur, Musik, Literatur und Kunst sind für mich die Seele einer Gesellschaft. Aktuell verspüren wir eine große Unsicherheit in unserer Bevölkerung. Aus Unsicherheit muss wieder Sicherheit werden. Aus der Unzuverlässigkeit muss Verlässlichkeit werden. Aus Orientierungslosigkeit muss Zielgerichtetheit werden. Es gibt also viel tun: Zukunft gestalten, damit es den Menschen gut geht. Packen wir’s an.
Zum Foto: Johann Kalb mit seiner Frau Monika sowie Erzbischof Herwig Gössl und dessen Vorgänger Dr. Ludwig Schick
Foto: Ronald Rinklef