Wolfgang Heyder im Gespräch
der o-ton
Heute im Gespräch: Wolfgang Heyder, Geschäftsführer der Veranstaltungsservice Bamberg GmbH
„Bei Veranstaltungen gibt es seit Beginn der Pandemie so gut wie keine Corona-Fälle“
WOBLA: Das Wobla-Land ist seit Wochen eine echte Eventhochburg. Blues und Jazz, viele Einzelveranstaltungen und natürlich der Restart Kultur mit fast 80 Veranstaltungen. Wie sind aktuell Resonanz und Stimmung beim Publikum?
Wolfgang Heyder: Resonanz und Stimmung sind wirklich komplett unterschiedlich. Ich habe inzwischen fast 100 Veranstaltungen hinter mir, da herrscht zum Teil wirklich Bombenstimmung. Vor allem bei rockigen Klängen und grundsätzlich auf allen Bierkellern, wo bei entsprechendem Wetter immer volles Haus ist. Ja, das Konzept mit den Bands kommt wirklich hervorragend an. Aber wir merken auch immer wieder, dass viele Menschen sehr vorsichtig und ängstlich sind, obwohl es ja bei Veranstaltungen seit Beginn der Pandemie so gut wie keine Corona Fälle gibt. Deshalb müssen wir leider auch immer wieder schlecht besuchte Konzerte bzw. Events akzeptieren und verbuchen. Dabei muss man schon betonen, dass die Kulturbranche wie auch die Gastronomie klare und reibungslos funktionierende Hygienekonzepte umsetzt – im Gegensatz zu vielen dichten Menschenansammlungen im öffentlichen Leben!
3G ist hier ein Schlagwort. Was finden Sie gut an den aktuellen Hygienevorgaben, wo schütteln Sie mit dem Kopf und was ärgert Sie maßlos?
Das ist wirklich eine schwere Frage. Was klar ist: Das Impfen ist definitiv die einzige Möglichkeit, das Infektionsgeschehen einzudämmen und vor allem auch das Gesundheitssystem entscheidend zu entlasten. Für mich ist es auch die einzige Option, wieder zur Normalität zurück zukommen. Das heißt aber auch, dass Genesene und Geimpfte wieder nach und nach zu den normalen Gepflogenheiten zurückkommen dürfen. Ich kann überhaupt nichts anfangen mit den Impfgegnern, weil in ihrer Argumentation häufig keinerlei inhaltlichen Gründe dahinterstecken. Keiner redet über extensiven Nikotin- und Alkoholgenuss oder schädliche Lebensmittelzusätze. Ich bin deshalb auch der Meinung, dass alle, die sich nicht impfen lassen möchten, auch für die entsprechenden Schnell- bzw. PCR-Tests zahlen sollten. Das kann nicht der Gesellschaft aufgebürdet werden!
Ein Blick nach vorne. Erst lockerten Österreich und die Schweiz die Vorgaben, jetzt Baden-Württemberg. Wird dadurch der Wettbewerb der Veranstalter nicht unnötig verzerrt? Und erschweren Lockerungen in der Region nicht ehrliches und erfolgreiches Arbeiten in der Region Bamberg?
Ganz klar ist es nicht hilfreich und eine klare Wettbewerbsverzerrung, wenn die Vorgaben und Maßnahmen selbst in Deutschland völlig unterschiedlich gehandhabt werden. Da geht es ja deutlich um wirtschaftliche Ungleichbehandlung, in der Kultur, aber auch im Sport; da darf dann in Ludwigsburg mit voller Besucherkapazität gespielt werden und in Bamberg in die größere Halle dürfen nur 1000 Zuschauer. Da kommt natürlich auch schnell der Gedanke auf, welche Rolle der Wahlkampf bei derartigen Regelungen spielt …
Was erwarten Sie für Herbst und Winter?
Wir gehen davon aus, dass auch im Herbst keine großen Veranstaltungen stattfinden werden. Zumal eine angedachte Kapazität von 50 % selten wirtschaftlich dargestellt werden kann bzw. wir bei vielen Veranstaltungen schon bei über 70 % im Vorverkauf liegen und eine Durchführung ausgeschlossen ist. Wir werden Entscheidungen davon abhängig machen, ob und in welchem Umfang es die angekündigten Wirtschaftlichkeitshilfen geben wird. Wir planen aber auf jeden Fall im Kulturboden ein breites Programm mit 50 % der möglichen Kapazität.
Sie haben einen guten direkten Draht in die Staatskanzlei. Was sind Pläne und Überlegungen für ein normales Leben?
Aktuelle Planung, was das Veranstaltungsthema betrifft, ist die bereits erwähnte 50 %- Kapazität nach dem Schachbrettmuster und den 2 oder auch 3 „Gs“, was ein kleiner Schritt nach vorne ist, aber wirtschaftlich nur bedingt hilft. Die Politik hat definitiv noch nicht abschließend entschieden, wie sie weitermachen wird. Vor allem eine Frage steht dabei im Mittelpunkt: Welche Bewertung hat zukünftig noch die Inzidenz?
Gibt es 2022 wieder große Open Airs. Und wenn ja, wo?
Nächste Frage bitte … Wir haben ja alle großen Open Airs in Coburg, Schloss Banz, Eyrichshof und Hof gerade zum zweiten Mal verlegt. Eine Prognose für 2022 ist unmöglich, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Was ja auch bei den Menschen deutlich wird: Für das geplante Open Air mit PUR in Coburg auf dem Schlossplatz 2022 wurden innerhalb eines Tages fast 1500 Tickets verkauft!
Foto: PR