Kleine Laster gönnen
Rauchverbot bei der Arbeit, vor Cafés und Kneipen eingeführt
Eines vorweg: Es Schorschla ist Nichtraucher. Sein Leben lang. Nicht eine Zigarette hat er gepafft, nicht als Mutprobe im Kindesalter, später nicht als Jugendlicher und schon gar nicht jetzt im gerade startenden Silberrückenalter. Aber es Schorschla hat Raucher*innen immer toleriert, sich nie beschwert: Nicht als Kind bei der Urlaubsfahrt nach Bibione im verrauchten VW Käfer der Eltern, nicht in der Disko, auch nicht beim Essen im Restaurant. Ja, noch vor wenigen Jahren war auch das alles ganz normal.
Der Aufschrei war groß als am 9. Juli 2009 angekündigt wurde, dass ab dem 1. Januar 2010 in allen Gaststätten ein allgemeines Rauchverbot eingeführt werde. Seither ist es ein bekanntes Bild: In kleinen Grüppchen stehen Raucher vor Kneipen und Cafés, um kurz eine zu dampfen.
Diese rauchende Rudelbildung soll bald der Vergangenheit angehören. Aber nicht, dass es ein Comeback der Räucherbuden geben wird, wie wohl der eine oder andere Marlboro-Cowboy hoffen könnte. Nein. Exakt das Gegenteil. Man werde „Umgebungen schaffen, in denen sich Menschen zum Nichtrauchen befähigt fühlen. Deswegen sei vorgesehen, alle neuen Gehweg-Lizenzen für die Außengastronomie verpflichtend rauchfrei zu halten“. Ja, Sie haben richtig gelesen. Aber zur Beruhigung für alle, denen die Köpfe bei derartigen Aussagen gleich zu qualmen beginnen. Es geht hier nicht um ein deutsches Pilotprojekt, sondern um die englische Stadt Oxfordshire. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Insel.
Der Plan der lokalen Politiker sieht vor, die gesamte Region bis 2025 rauchfrei zu bekommen. Laut der Zeitung „Oxford Mail“ sei dieser Schritt bereits im Jahre 2020 angelaufen. Vorwürfe der Bevormundung werden zurückgewiesen. Der Direktor für öffentliche Gesundheit in Oxfordshire, Ansaf Azhar, sagt dazu: „Es geht nicht darum, den Leuten zu sagen, dass sie nicht rauchen sollen. Es geht darum, etwas zu bewegen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Nichtrauchen gefördert wird und die Menschen dazu befähigt werden. Aber das geht nicht über Nacht.“ Darüber hinaus stellt der leitende Gesundheitsbeamte Dr. Adam Briggs klar: „Wir haben hier einen Zustand, der ganz und gar eine kommerziell bedingte Ursache für Tod und Krankheit darstellt.“ Diesem möchte man sich in Oxfordshire entgegenstellen. Wie man sich denken kann, überschlägt sich die Tabak-Lobby gegenüber solchen Plänen mit scharf vorgetragenen Vorwürfen. Der Direktor der „Freedom Organisation for the Right to Enjoy Smoking Tobacco“, abgekürzt ausgerechnet und wohl nicht ganz zufällig „Forest“, was übersetzt „Die Freiheitliche Organisation für das Recht auf den Genuss von Tabakrauch“ bedeutet, Simon Clark, stellt fest: „Es geht die Stadtverwaltung nichts an, wenn Erwachsene rauchen.“
Der „Rauchkrieg“, wie englische Boulevardzeitungen titeln, schlägt hohe Wellen. Es Schorschla sieht die ganze Diskussion wie so vieles im Leben ganz entspannt. Klar, Rauchen ist alles andere als gesund. Aber das eine oder andere Laster sollte man der Menschheit schon lassen. Denn wer Rauchen komplett verbietet, müsste logischerweise auch den Alkoholkonsum unter Strafe stellen. Und das geht dann doch zu weit. Wenn es dem Schorschla an sein Feierabendseidla auf dem Bierkeller geht, dann raucht ihm wirklich der Kopf. Nikotinfrei, aber heftig. Und das will doch wirklich keiner erleben. In diesem Sinne: Mit etwas Rauch geht’s auch!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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