Lieber Geimpfte belohnen...

...als Nichtgeimpfte bestechen

Lieber Geimpfte belohnen... 

...als Nichtgeimpfte bestechen

Nein! Das geht gar nicht. Es Schorschla versteht wirklich die Welt nicht mehr. Nach monatelangen Lockdowns, Diskussionen um fehlenden Impfstoff, langsame Lockerungen und einer scheinbaren Rückkehr zur Normalität hat die Impfbereitschaft der Bevölkerung wohl ihren Zenit überschritten. Von der vielzitierten Herdenimmunität sind wir noch weit entfernt, etwa 57 Prozent der Deutschen haben laut Bundesgesundheitsministerium bisher eine Erstimpfung erhalten, 39 Prozent sind vollständig gegen Corona geimpft. Es ist also noch viel Luft nach oben.

Es Schorschla hat ja eine durchaus liberale Einstellung zum Thema Impfen. Das sollte am Ende des Tages jeder für sich selbst entscheiden dürfen. Aber: Natürlich ermöglichen diejenigen, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten den vieldiskutierten Erst- und Zweitstich setzen ließen, dass wir aktuell wieder etwas Normalität genießen dürfen. Die Abschaffung der Priorisierung und viele Sonderaktionen machen es aktuell jedem Impfwilligen möglich, sich mit welchem Impfstoff auch immer gegen diesen heimtückischen Virus erfolgreich zu schützen. Es Schorschla kann aber nur mit dem Kopf schütteln, wenn jetzt über Geldprämien und Geschenke zur Impfmotivation diskutiert wird. Sind wir denn komplett behämmert. Wenn jemand kein Vertrauen in die eilig auf den Markt geworfenen Vakzine hat: Akzeptiert! Wenn jemand das Risiko und die Alltagseinschränkungen ohne Impfung in Kauf nehmen möchte: OK! Wenn jemand Angst um Impfreaktionen und seine eigene Gesund hat? Schön und gut! Keine Spritze. Kein Schutz. Keine Diskussion. Kein Problem. Wenn sich diese Impfgegner dann aber kaufen lassen, für 50, 100 oder 500 Euro dann wird die ganze Scheinheiligkeit dieses Systems sichtbar und unerträglich. In den USA werden bereits Impf-Lotterien organisiert, bei welchen man eine Million Dollar gewinnen kann. Damit aber nicht genug: Freigetränke, eine Portion Pommes oder Tickets für Sportereignisse sind in Kalifornien die kleinsten Anreize. Die Apothekenkette CVS verlost 100 Kreuzfahrten in der Karibik oder in Europa. Bei der Fluggesellschaft United konnte man kostenlose Flüge gewinnen, im ländlichen West Virgina standen schon Pick-up-Trucks, Jagdscheine oder Gewehre als Belohnung in Aussicht. Mehrere Bundesstaaten verlosen Stipendien für öffentliche Universitäten unter Jugendlichen, in Supermärkten gibt es Rabatte für Geimpfte, die Taxi-Konkurrenten Uber und Lyft bieten kostenlose Fahrten zur Impfung an. Der Staat New Jersey wirbt mit dem Slogan „a shot and a beer“ – „also a Seidla pro Spritze“, auf dem New Yorker Union Square wurden Gratis-Joints an frisch Geimpfte ausgegeben. Motto: „Joints for Jabs“. China versucht, seine Bewohner mit zwei Schachteln Eiern zur Impfung zu locken. Manche Städte bieten Einkaufsgutscheine, Eiscreme oder Hähnchenschenkel im Restaurant. In Indonesien winken lebendige Hühner als Impfbelohnung besonders für ältere Menschen. In Russland werden Autos und Eigentumswohnungen als Impfgewinne angeboten, mit mäßigem Erfolg: Hier sind erst 14 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, rund 60 Prozent wollen sich gar nicht spritzen lassen. In Griechenland winken Impfwilligen 18- bis 25-Jährigen ab Mitte Juli 150 Euro, die als Guthaben aufs Smartphone geladen oder als vorbezahlte Kreditkarte ausgegeben werden. Der Betrag kann eingelöst werden für Flug-, Schiff- und Bahntickets, Mietwagen, Hotels oder Campingplätze. Auch Theater-, Konzert- oder Kinotickets gibt es dafür. Premierminister Kyriakos Mitsotakis nennt die Aktion „Freiheitskarte“, schließlich hätten junge Menschen in Griechenland unter den Corona-Beschränkungen der vergangenen 16 Monate besonders gelitten. 

Eine Professorin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat untersucht, wie man mehr Menschen zu einer Corona-Impfung überreden kann. Ihre Empfehlung: Indem man sie belohnt. Wenn es nach Nora Szech geht, dann würde auch Geld als Belohnung sehr helfen. Die Professorin für politische Ökonomie am Karlsruher Institut für Technologie hat dazu eine Studie gemacht. Das Ergebnis: Prämien in Höhe von 100 Euro würden zu einer Impfbereitschaft von 80 Prozent führen. Bei 500 Euro Prämie soll sogar eine Impfquote von 90 Prozent möglich sein. Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) befürwortet es, die Impfmöglichkeiten zu erweitern. Er setzt auf „Impfen-To-Go“, Sonder-Impfaktionen und mobile Impfteams. Eine Impfprämie lehnt er dagegen ab. Und damit ist er mit dem Schorschla auf einer Linie. Das Impfen ist ein Angebot an die Bevölkerung. Zum Wohle aller. Es Schorschla wünscht sich eine völlig neue Strategie. Ein Impfangebot an alle. Gerne mit etwas Bedenkzeit. Aber klar kommuniziert. Bis zum Tag X, angenommen im November, übernimmt die Gesellschaft die Kosten, danach ist jeder selbst für sich verantwortlich. Wer sich jetzt impfen lässt, für den sind auch mögliche Folgeimpfungen und Auffrischungen kostenlos, die Spritzenverweigerer müssen sofern Sie später doch gespritzt werden möchten, in die eigene Tasche greifen. Dann gibt es ja noch diese Erleichterungen im Alltag: Wegfall der Tests, keine Quarantäne nach Urlauben und der vereinfachte Zugang zu Events aller Art. Dabei geht es nicht um Diskriminierung, sondern um Logik. Denn eines geht gar nicht: Ein Impfgeschachere wie am türkischen Basar! 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

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