Nostalgie in Vinyl
Single-Spaß unterm Dachstuhl
Erst einmal „Willkommen im neuen Jahr“. Haben Sie die Feiertage, den alles andere als zündenden, nahezu feuerwerkfreien Jahreswechsel und den Dreikönigstag ohne C+M+B-Ständchen gut überstanden? Es Schorschla begrüßt Sie jedenfalls ganz herzlich in 2021 und hofft, dass nach der von oben verordneten stillen Zeit mit der Tendenz zum leichten Wachkoma wieder ereignisreiche, bunte, fröhliche, beschwingte und vielleicht auch ausschweifende Tage auf uns warten. Irgendwann in hoffentlich nicht allzu weiter Zukunft. Wenn es denn einmal so weit sein sollte, werden Sie es an dieser Stelle auch erfahren. Es Schorschla bleibt am Ball. Versprochen!
Der mehr und mehr schwindende Übergang von Werktagen zum Wochenende und wieder zurück hat ja auch einige wenige positive Aspekte. Man macht plötzlich Dinge, die in der Prioritäten-Liste in normalen Zeiten erst auf Seite 3 geschrieben wären. Zum Beispiel den Dachboden aufräumen.
Es Schorschla hat sich in seinem abendlichen Bewegungsdrang tatsächlich unters Dachgebälk verirrt, und ist förmlich abgeglitten in die Vergangenheit. Alte Kisten, vergilbte Familienbilder, die Jahresbücher der eigenen Schullaufbahn, Zeugnisse, wobei vor allem die Beurteilungen heute ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern und – als absoluter Höhepunkt – der Plattenspieler und die Single-Sammlung vom Opa.
Ich kann Ihnen nur sagen: Das war der einzige Moment der vergangenen drei Wochen, wo es Schorschla dem Markus Söder richtig dankbar war. Denn die Nacht wurde lang, ein Rotwein war schnell geöffnet und die musikalische Zeitreise der kommenden Stunden bleibt unvergessen. Angefangen bei Swing und Jazz der 20er und 30er über die Comedian Harmonists und ihren kleinen, grünen Kaktus bis hin zu Bill Haley und natürlich den King: Alles mit diesem heute nicht mehr üblichen Kratzen der Nadel, dem einen oder anderen Hänger und kleinen Aussetzern, die einem Wackelkontakt am Stromkabel geschuldet waren.
Dieser weingeschwängerte Trip durch die Musikgeschichte des Großvaters hat es Schorschla nachhaltig beeindruckt. Denn irgendwie kann man dieses Klangerlebnis auch als Metapher für unser aktuelles Leben betrachten. Dieses hat ja im Moment auch einen gewaltigen Hänger, es kratzt und scheppert an allen Ecken und Enden. Und manchmal scheint es auch für kurze oder längere Momente einfach stillzustehen. Was uns schier wahnsinnig macht. Wir haben es ja alles schon viel besser erlebt, unser Leben wurde von Jahr zu Jahr besser. Ereignisreicher. Verrückter. Leichter. Umgelegt auf die Musik: Unser Sound des Lebens erklang in perfektem Dolby Surround. Acht Boxen, Subwoofer, fein ausgesteuert, ein Hörgenuss in Konzertqualität.
Aktuell überwiegen aber die Kratzer. Vielleicht auch Rückschläge. Es ist alles ruhiger geworden. Nicht wegen Angela Merkel. Nicht wegen Markus Söder. Sondern wegen diesem fiesen kleinen Virus, der sich in unseren persönlichen Soundtrack geschmuggelt hat. Doch es dreht sich alles weiter: Die Platten, die Erde, die vielen Rädchen des Alltags. Aktuell noch sehr langsam, aber schon bald werden wir von 33 Umdrehungen auch wieder auf 45 hochschalten können. Nur wenn es dann gleich wieder auf 78 gehen soll, dann müssen wir aufpassen. Denn gut Ding will weile haben. Auch in Post-Pandemie-Zeiten. Denken Sie daran. Und starten Sie gut ins neue Jahr. Vielleicht mit dem „Konjunktur Cha Cha Cha“ des Hazy Osterwald Sextetts. Wie, den kennen Sie nicht? Dann googeln Sie mal, es lohnt sich: Geh’ n sie mit der Konjunktur. Geh’ n sie mit auf diese Tour ??
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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