Nicht die Zeit für Späßchen
Eines vorweg: Es Schorschla ist beim Schreiben dieser Zahlen entgegen seinem sonstigen Naturell sehr traurig. Als Kolumnist des WOBLAs hat er ja im Schnitt nur alle sieben Jahre die Gelegenheit für einen Aprilscherz, nämlich genau dann, wenn der 1. April auf einen Mittwoch fällt. 2020 wäre es mal wieder soweit gewesen und die Ideen für den heutigen Text waren ehrlich gesagt sensationell. Doch dann kam Corona und die traurige Ansicht, dass dies nicht die Zeiten sind für derartige Späßchen. Schade. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, im Jahr 2026 starten wir einen neuen Versuch.
Schauen wir trotz realer Existenzangst von Angestellten, kleineren und größeren Unternehmern, komplizierten Rettungsschirmen, zusammenbrechenden Finanz(ierungs)systemen, täglich ansteigenden Infizierten- und Sterbezahlen und verlängerten Ausgehbeschränkungen doch ein bisschen in die Zukunft: Wie wird die Welt nach Corona? Ist diese globale Krise nur ein kurzer Zwischenstopp bei der Hatz nach diesem „ich will immer mehr“? Oder hat uns dieser kleine, fiese Virus doch nachhaltig eingenordet und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt?
Fakt ist: Markus Söder hat am Montag die seit 21. März wegen des Coronavirus geltenden Ausgangsbeschränkungen in Bayern bis zum Ende der Osterferien am 19. April verlängert. Damit darf nur aus begründeten Anlässen wie Arztbesuchen, Arbeitswegen oder dringenden Einkäufen der Wohnort verlassen werden.
In Bayern seien bisher 14.437 Menschen positiv auf das neue Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden, so Söder. Bislang seien zudem 133 Patienten, die mit dem Virus infiziert waren, gestorben. „Jeder Einzelne tut unglaublich weh.“ Söder betonte, dass die Ausgangsbeschränkungen aber erste Wirkungen zeigten, „die Kurve flacht ab“. Derzeit verdopple sich die Zahl der Infizierten alle 5 Tage, vor den Maßnahmen habe sich die Zahl alle 2,8 Tage verdoppelt.
Legitim ist nach wie vor der Gang an die frische Luft nur, wenn triftige Gründe vorliegen. Dazu zählt auch „Sport und Bewegung an der frischen Luft“ – das aber nur alleine oder mit den Menschen, mit denen man in einer Wohnung zusammenlebt. Alle Gastronomiebetriebe müssen weiter geschlossen bleiben, ausgenommen davon sind lediglich Mitnahme-, Liefer- und Drive-in-Angebote.
Was für ein Wahnsinn? Es Schorschla fühlt sich wie so viele andere auch seit Tagen wie in einem falschen Film. Ein bisschen wie die Geschichte mit dem Murmeltiertag, plötzlich ist alles irgendwie monoton. Die Eltern nicht besuchen, kein Bier mit Freunden, nicht einmal ein schneller Espresso. Keine Kultur, keine Konzerte, kein Kaffeepäuschen in der Sonne. Nein, trotz Sonne in den eigenen vier Wänden, ein bisschen Hausarbeit, Handwerkeln oder – wer diesen Luxus besitzt – ein bisschen Sonnetanken im Garten. So sieht er aus, der Frühling 2020. Am Sonntag dann auch noch die Umstellung auf Sommerzeit, noch nie war es Schorschla dankbarer für einen Tag mit nur 23 Stunden. Tierisch langweilig ist es nach Aussagen der Mitarbeiter des Berliner Zoos auch den Zwei- und Vierbeinern in der Hauptstadt. Ohne Besucher würden sich Affen und Giraffen, Raubkatzen und sonstiges Getier plötzlich ganz anders Verhalten. Auf Späßchen verzichten. Lacht ja keiner. Keine Aufmerksamkeit, keine Sperenzchen. So einfach ist das. Und irgendwie schon traurig. Mit oder ohne Aprilscherz. Hoffentlich ist der ganze Spuk bald vorbei.
Dann geht’s auch mal wieder nach Nürnberg, in den Tiergarten. Damit auch die ganzen Viecher wieder ihre Gaudi haben …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.