Des Schorschla nimmts mit Humor
Als am Sonntag dem Norweger Hans Christer Holund die Goldmedaille für seinen überraschenden Sieg des 50-Kilometer-Langlaufs bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld umgehängt wurde, schoss dem Schorschla sofort eine Frage durch den Kopf: Wird der Ausdauer- und Ausnahmesportler das Edelmetall sein Leben lang behalten dürfen? Oder muss er die Medaille – wie so viele seiner Sportkollegen in jüngster Vergangenheit – irgendwann wieder wegen der nachgewiesenen Einnahme verbotener Substanzen zurückgeben?
Diese Überlegung liegt nach den Tatort-ähnlichen Razzien in der vergangenen Woche schon nahe. Was war geschehen: Österreichische und deutsche Ermittler hatten mehrere Häuser im österreichischen Seefeld und in Erfurt durchsucht. Dabei wurden fünf Profi-Skirennläufer, der deutsche Arzt Mark S. sowie zwei mutmaßliche Helfer festgenommen. Der Einsatz trug den Namen „Operation Aderlass“ und hatte das Ziel, ein laut Ermittlern „weltweit agierendes Netzwerk“ zu zerschlagen.
Das Ermittlungsverfahren wird von der Staatsanwaltschaft München I und der Staatsanwaltschaft Innsbruck durchgeführt. In München gibt es eine Schwerpunktabteilung, die sich mit Dopingfällen beschäftigt. Auslöser der Ermittlungen waren die Angaben des österreichischen Langläufers und Dopingsünders Johannes Dürr, der im Januar in der ARD-Sendung „Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfalle“ ausführlich über Hintergründe der Dopingpraktiken im Leistungssport gesprochen hatte. Dem SPIEGEL hatte Dürr gesagt: „Das Problem besteht in dem System als solchem, in dem ich zum Täter geworden bin und das leider auch darüber hinaus sehr viele Täter generiert.“Wahrscheinlich hat der Skandalarzt in seiner Praxis nicht nur Ski-Langläufer behandelt, sondern nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ auch Fußballer, Schwimmer, Radsportler, Handballer und Leichtathleten. „Es werden sicherlich auch noch andere Sportarten betroffen sein“, hatte Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt bereits am Mittwoch bei der ersten Pressekonferenz gesagt.
Womit wir beim Leistungs-Karteln angekommen sind. Der Weltranglistenerste im Bridge Geir Helgemo ist diese Tage vom Weltverband WBF für ein Jahr gesperrt worden. Der gebürtige Norweger, der für Monaco antritt, ist damit erst ab dem 21. November 2019 wieder spielberechtigt. Dem 49-Jährigen wurden in einer am 29. September 2018 entnommenen Probe bei der „World Bridge Series“ in Orlando das testosteronsteigernde Mittel Clomifen sowie synthetisches Testosteron nachgewiesen. Da wird dem Schorschla auch klar, weshalb es in den letzten Jahren bei ihm persönlich bei verschiedenen Schafkopfrennen in fränkischen Kneipen trotz großen Talents nie zu einer einstelligen Platzierung gelangt hat: Wahrscheinlich hatten sich die Kontrahenten vorher einiges eingeworfen, während es Schorschla – naiv wie es nun mal so ist – seinem Körper nur zwei, drei Seidla Helles gegönnt hat.
Und es Schorschla kann in Sachen Humor noch einen draufsetzen. Der deutsche Profi-Golfer Alexander Cejka wurde beim PGA-Turnier in Florida disqualifiziert. „Dem Komitee wurde zugetragen, dass Alex wohl altes Material zum Lesen der Grüns benutzt hatte und deshalb sind wir verpflichtet, das zu überprüfen“, erklärte Regelhüter Robby Ware. Die Analyse bestätigte den Verdacht: Cejkas Notizen, neben dem Buch mit den Grün-Informationen auch ein sogenanntes „Yardage Book“ mit einer präzisen Lagekarte des gesamten Golfplatzes sowie seiner Bahnen und deren Facetten, „passte nicht zur Größenbeschränkung“, wie Ware mitteilte. Ja, die neuen Profi-Golfregeln haben in diesem Jahr bereits für einige Aufregung gesorgt. In der vergangenen Woche war Rickie Fowler mit einem Strafschlag belegt worden, weil er einen Ball aus Schulterhöhe fallen ließ – die neuen Regeln schreiben jedoch einen „Drop“ aus Kniehöhe vor.
Denny McCarthy wurde sogar mit zwei Strafschlägen belegt, weil sein Caddie während eines Probeschlags hinter ihm stand. Dies wurde als Verstoß gegen die Regel gewertet, die verhindern soll, dass Spieler unzulässige Hilfe bekommen. Nach großen Protesten hatte die „US Golf Association“ die Strafe jedoch revidiert. Die Golfer, die haben eben wie immer ganz andere Probleme als der Rest der Sportwelt.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.