Im Interview
„Bier fließt durch mein literarisches Werk“
Im WOBLA-Gespräch:
Der tschechische Autor und Bierliebhaber Jaroslav Rudiš
Mit John von Düffel, dem neuen Theaterintendanten, wird sich am ETA Hoffmann Theater einiges ändern. Bereits ein kurzer Blick ins Programm der neuen Spielzeit zeigt viele bürgernahe Stücke. Selbst das für Bamberger wichtigste Thema kommt dabei auf die Bühne: Das Bier! Das WOBLA traf sich im Brauhaus „Zum Sternla“ mit dem tschechischen Erfolgsautor Jaroslav Rudiš, dessen Stück „Das letzte Bier“ am 19. September seine Premiere auf der Studiobühne am Schillerplatz feiern wird. Einen Tag zuvor gibt es noch eine Vorpremiere mit anschließender Lesung.
WOBLA: Wie kommt man auf die Idee, ein Theaterstück über Bier zu schreiben?
Jaroslav Rudiš: Ich komme ja aus Böhmen und das ist ähnlich wie Franken: Böhmen ist auch ein Bierland. Bier prägt unser Leben, wie Bier das Leben hier in Franken prägt. „Wir sind das Bier“, sagte ein Freund von mir immer. Dieser Satz kommt übrigens in meinem Stück „Das letzte Bier“ auch vor. Kurz zusammengefasst bedeutet das: Böhmen und Franken sind ohne Bier nicht vorstellbar. Tatsächlich ist für mich Bier viel mehr als nur ein Getränk. Ein echtes Kulturgut. Für mich ist Bier auch Geschichte. Und eine Reise, eine Bierreise aus Böhmen über Berlin, wo ich teilweise auch wohne, nach Bamberg, wo ich ziemlich oft bin und wo ich mittlerweile auch gute Freunde habe.
Das klingt ja wunderbar.
Ist es. Gerade die wunderbaren Treffen und die stundenlangen Biergespräche mit Uwe Steinmetz vom Sternla oder Florian Merz von der Brauerei Spezial. Dank ihnen und Dank Hans Wächtler bin ich tief in die Welt der fränkischen Biere eingestiegen.
Eine echte Lebensaufgabe.
Mit Sicherheit. Bier fließt durch mein literarisches Werk. Ich habe Romane geschrieben, in denen sehr viel Bier getrunken wird. Ich habe sogar eine Gebrauchshinweisung für Bier geschrieben, einen sehr literarischen Reiseführer mit sehr vielen Bierstationen. Und dann kam noch die schöne Anfrage aus Bamberg für ein Theaterstück über das Bier. Das war für mich eine sehr große Ehre.
Bleiben wir noch ganz kurz beim Bier. Was macht das fränkische Bier zum fränkischen Bier?
Wenn Du aus Böhmen kommst, dann fühlst Du Dich in Franken sofort heimisch. Wie bei uns gibt es hier in jedem Dorf eine Brauerei. Diese ist für viele der Mittelpunkt des Lebens. Es gibt unglaublich viele Verbindungen zwischen Bamberg, zwischen Nürnberg, Hof und Prag. Was ich wirklich an Bamberg großartig finde, dass du hier wirklich uralte Brauerei-Wirtshaus-Kultur noch anfassen kannst. Das gibt es in Tschechien ebenfalls, aber hier konzentriert sich das in diesen alten Brauereien, in diesen traditionsreichen Gaststätten. Wie im Schlenkerla oder im Spezial. Oder hier im Sternla. Dass das ein uraltes Wirtshaus ist, merkst du sofort. Und das wunderbare Bier entsteht im Zimmer nebenan in einer hochmodernen Brauerei. In der Tat fließen hier die Zeiten zusammen. Das finde ich ganz speziell an diesem Ort.
Bier ist für Dich also gelebte Geselligkeit.
Ohne Zweifel. Das erkennt man ja, wenn in kleinen fränkischen Dörfern eine historische Brauerei oder das Wirtshaus um die Ecke schließt. Was ja leider viel zu oft passiert. Dann geht etwas ganz Wichtiges verloren. Nicht allein das geliebte Feierabendbier, sondern auch der Austausch mit Nachbarn und Freunden. Das ist eine Tragödie!
Ein gutes Stichwort, um zum Theater zu wechseln. Gib doch unseren Leserinnen und Lesern einen kleinen Einblick, was sie auf der Studiobühne des ETA Hofmann Theaters bei „Das letzte Bier“ erwarten dürfen.
Es ist ein poetisches Stück über zwei Freunde. Zwei wirklich gute Freunde, die sich lieben und hassen zugleich. Vielleicht über die zwei letzten Menschen auf der Welt. Wir wissen nicht genau, wo genau das Stück spielt und wann genau das spielt. Es ist also kein Stück über Bamberg. Franken wird ein wenig thematisiert, Prag kommt auch vor. Aber eigentlich ist es ein Stück über Bier. Die eine Figur ist ein Braumeister, die zweite Figur, sein bester Freund, ist Biertrinker. „Das letzte Bier“ ist eine melancholische Komödie und eine Tragödie zugleich.
Die Premiere findet im Studio am 19. September statt. Tags zuvor gibt es – sozusagen als kleine Einstimmung – eine Lesung an gleicher Stelle.
Das ist richtig. Da die Anfrage auf „Das letzte Bier“ sehr groß ist, haben wir eine sogenannte Vorpremiere ins Programm genommen. Verbunden mit einer Lesung von mir. Ich freue mich schon riesig darauf. Dieser Abend ist einer von diesen schönen Zufällen, die gar keine Zufälle sein können. Ich lese aus meiner „Gebrauchsanweisung für Bier“. Einem Bierreiseführer und sehr literarischem Reisebuch. Einer Liebeserklärung ans Bier. Da kommt natürlich auch Bamberg mit seinen Brauereien vor. Über die die meisten Biertrinker doch leider viel zu wenig wissen. Im Grunde wissen wir doch nur eines: Dass Bier ein Heiligtum ist!
Das ist der perfekte Schlusssatz. Vielen Dank für das Gespräch, Jaroslav Rudiš!
Foto: Jaroslav Rudiš