Unprominent, aber glücklich

Schon mal von Prominentisierung gehört?

Unprominent, aber glücklich

Haben Sie schon einmal den Begriff „Prominentisierung“ gehört? Es Schorschla ehrlich gesagt nicht. Bis letzte Woche. Da flatterte eine Pressemitteilung auf den Schorschla-Schreibtisch. Überschrieben mit den beiden Zeilen „Schicke Hotels und teure Dinner nicht mehr genug: Ultra-Reiche zahlen dafür, sich auf ihren Reisen wie echte Promis zu fühlen“. Der Hintergrund dieser Geschichte ist im Grunde ein Spiegel unserer Gesellschaft. Denn auch diejenigen, die sich ohnehin schon alles leisten können und im Geld nur so schwimmen, sind unglücklich, weil andere Menschen im helleren Rampenlicht stehen.

Um dieses Manko etwas abzuschwächen, greifen sie auf die Dienste des „Ultra-Luxus-Reise-Concierge“ Sienna-Charles zurück. Es Schorschla hat da gleich mal auf die Webseite siennacharles.com geklickt und wurde mit den Worten „The world’s most exclusive ultra luxury travel & lifestyle experiences“ begrüßt. Luxusjachten, 7-Sterne-Hotel-Suiten, in denen man sich verlaufen könnte, Dinner, die mehrere normale Monatsgehälter kosten, einmalige Erlebnisse – alles ein Wahnsinn. Doch es sind nicht diese sogenannten „once in a lifetime experiences“, also lang gehegte Träume, die man sich einmal im Leben erfüllen kann, die zum Schreiben dieser Zeilen animierten, sondern die völlig verrückte Spitze des Eisbergs in Sachen Reisen und Show. Denn laut Aussagen der Luxus-Reiseveranstalter gibt es aktuell einen Trend zu „prominenzähnlichen Dienstleistungen“. Bestens betuchte Kunden buchen nicht mehr nur Traumhotels und 3-Sterne-Menüs mit 30 Gängen und mehr, sondern Autokorsos und Security-Personal, obwohl sie überhaupt keiner kennt.

„Wenn diese Menschen Instagram-Posts von Taylor Swift und Beyoncé sehen, die von treuen Fans, Paparazzi und Autokorsos umgeben sind, werden sie einfach neidisch“, erklärt die Sienna-Charles-Gründerin Jaclyn Sienna India ganz entspannt. Und diese zahlen einfach gerne riesige Summen, um dieses ganz besondere Gefühl von Ruhm und Prestige zu bekommen.

Was für arme Menschen, meint es Schorschla. An der Oberfläche geht es bei dem Trend der „Prominentisierung“ um Anerkennung und Ego. Es ist ein Verlangen, den Lebensstil der Promis auf Reisen zu replizieren, wie er von den A-Promis gelebt wird. Das Verrückte an der Geschichte: Die echten Promis können ja oft nicht anders, werden zu diesem Lebensstil gezwungen und wünschten sich, nicht erkannt zu werden und wie ganz normale Menschen über die Boulevards der Metropolen flanieren zu können.

Aber die Mr. Möchtegern und Mrs. Millionär auf unserem Globus hegen den Wunsch, zu erleben, wie es ist, wie Rihanna zu sein, umgeben von Kameras, während sie durch die Straßen von New York City bummeln. Und dann greift man eben auch mal tief ins Portemonnaie für diesen „Mehr Schein als Sein“-Moment. „Der Reichtum, den diese Leute angehäuft haben, ist absolut unglaublich, weniger als ein Prozent der Menschen ist so wohlhabend“, sagt India. „Also sollten sie sich besonders fühlen, und ich denke, sie wollen anerkannt werden.“

Reichtum garantiere eben keine Reservierungen in den angesagtesten Restaurants, Bars oder Hotels. Und genau hier kommt ihre Erfahrung und die Kontakte ihres Teams ins Spiel. „Niemand wird anerkannt, es sei denn, man ist ein Prominenter“, spitzt es India zu. „Man könnte ein Milliardär in New York sein und nicht einmal in die besten Restaurants kommen.“ Ja, genau hier liegt das Alleinstellungsmerkmal ihrer Firma: „Die Leute müssen diesen Aufwand betreiben, um so besonders behandelt zu werden“, schließt der „Prominentisierung“-Artikel. Es Schorschla schüttelt da nur mit dem Kopf. Und schaut noch auf zwei Bierchen im Greifenklau vorbei. Trifft zufällig alte Freunde und bestellt sich noch einen Braten. Ohne Concierge und Voranmeldung. Einfach nur so. Und ist wieder einmal richtig glücklich und zufrieden. Ein Gefühl, das die superreichen Möchtegern-Promis wohl gar nicht mehr kennen. 

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