Paris als Vorbild
Große Autos – große Preise
Haben Sie schon einmal in einem Parkhaus zwischen zwei SUVs geparkt? Und sind dann noch aus der Fahrertür gekommen? Dann hatten Sie wirklich Glück. Denn diese Automobile, mit denen man eigentlich Viehherden in der Wildnis zusammentreiben könnte, die aber in der Praxis häufig in Innenstädten unterwegs sind und gerne als Elterntaxi und/oder Einkaufswagen für den Wochenmarkt genutzt werden, brauchen schlichtweg verdammt viel Platz. Es Schorschla ist kein Fan dieser Fahrzeugklasse, weil sich ihm die Sinnhaftigkeit dieser überdimensionierten Modelle einfach nicht erschließt. Ist es die vermeintliche Sicherheit? Fühlt man sich am Steuer überlegen? Oder ist es einfach ein beliebtes Statussymbol? Egal, jedem das Seine und Hauptsache der Mensch ist glücklich!
Paris geht seit ersten Oktober einen neuen Weg. Die Stadt der Liebe verteuert Parken für schwere Autos. Wer mit einem SUV nach Paris fährt, muss dort nun deutlich höhere Parkgebühren berappen als mit einem kleineren Auto. Eine Stunde Parken im Zentrum kostet für die Kolosse auf 4 Rädern 18 Euro, für sechs Stunden werden gar 225 Euro fällig, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung mitteilt. Einwohner der Hauptstadt, Handwerker oder Behinderte etwa sind von der Regelung aber ausgenommen. Clever: Mit einer Befragung hatte Bürgermeisterin Anne Hidalgo sich Rückendeckung für einen weiteren Schritt der Verkehrswende geholt, die sie mit der rot-grünen Stadtregierung auch gegen Widerstände vorantreibt.
Im Februar hatten die Pariser sich für die Erhöhung der Parkgebühren in ihrer Innenstadt ausgesprochen. Auch ja, es Schorschla hat kurz gegoogelt. SUV steht für „sport utility vehicle“ und bedeutet so viel wie sportlicher Geländewagen. In den Außenbezirken ist das Parken nach dem Wunsch der Befragten logischerweise etwas günstiger. Der Tarif greift für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Die schweren Wagen sorgten zuletzt für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit, argumentiert die Stadt.
Die Überwachung der neuen Regelung ist in Paris relativ einfach. Das bezahlte Parken wird in der französischen Hauptstadt ohnehin seit einiger Zeit mit Videowagen kontrolliert, die die Kennzeichen der abgestellten Autos erfassen. Wer parkt, muss am Parkautomaten zuvor sein Kennzeichen eingeben. Beim automatischen Abgleich der Kennzeichen hat die Stadt Zugriff auf die Halter- und Fahrzeugdaten und weiß daher, in welche Gewichtsklasse die abgestellten Wagen fallen.
Das ist moderner als hierzulande, aber auch in Deutschland möchte man die Fahrer von XXL-Autos stärker zur Kasse bitten. Die Stadt Koblenz etwa hatte zuletzt geplant, das Anwohnerparken für Autos mit großer Grundfläche zu verteuern. In Tübingen gibt es bereits einen Aufschlag für SUV, in Hannover waren höhere Gebühren ebenfalls erwogen worden. Begründung: Mehr Platzbedarf, mehr Geld. Wie bei der Miete.
Doch zurück nach Paris: Dort wächst das Radwegenetz, wofür die Zahl der Autofahrspuren und Parkplätze reduziert wird. Neue Grünflächen werden angelegt, und im Stadtgebiet wurde fast überall Tempo 30 eingeführt. Vor gut einem Jahr endete auch der E-Scooter-Verleih in Paris, nachdem sich bei der Bürgerbefragung eine Mehrheit gegen die Roller ausgesprochen hatte. Viele kleinen Mosaiksteinchen für eine bessere Wohn- und Lebensqualität. Und die SUV-Fahrer? Können das sicherlich verschmerzen: Denn wer knapp 100.000 Euro oder mehr für ein Statussymbol investiert, sollte sich auch den Parkplatz leisten können ….
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.