Mathias Baluses
der o-ton
Heute im Gespräch:
GALERIA KARSTADT KAUFHOF Filialgeschäftsführer Mathias Baluses
„Wir geben nur knapp 3.000 qm2 Verkaufsfläche ab“
Vor wenigen Tagen noch wurden die Umbaupläne der Bamberger Karstadt-Filiale diskutiert und gefeiert, plötzlich bringen verschiedene Insolvenzanträge im teils unüberschaubaren Firmengeflecht des österreichischen Investors und Signa-Chefs René Benko vieles ins Wanken. Schnell machen Gerüchte die Runde. Das WOBLA fragte nach bei GALERIA KARSTADT KAUFHOF Filialgeschäftsführer Mathias Baluses und erhielt Informationen zur Zukunft des Bamberger Traditionskaufhauses aus erster Hand.
Herr Baluses, seit einigen Wochen wird in den Medien wieder viel über GALERIA geschrieben – leider nicht nur Positives. Wie geht es Ihnen und Ihrem Team dabei?
Mathias Baluses: Natürlich ist es für uns nicht angenehm, innerhalb weniger Jahre zum wiederholten Male unverschuldet im Geschäftlichen wie Privaten über die gleichen Themen sprechen zu müssen. Man kann sagen, dass das Team und ich bereits krisenerprobt sind und wir mit dieser Situation professionell, aber auch wachsam umgehen. Wichtig ist, dass sich für unsere Kunden erst einmal nichts ändert, das Geschäft im Warenhaus läuft ganz normal weiter.
Was bedeutet wachsam? Wie geht es mit GALERIA in Bamberg weiter?
Wir sind gerade mal etwas mehr als eine Woche im so genannten „Regel-Insolvenzverfahren“ und können aus meiner Sicht aktuell nur abwarten, welche Maßstäbe der eingesetzte Insolvenzverwalter in Bezug auf Standort und Filiale ansetzt. Dabei kann es um Rahmenbedienungen der Stadt wie Bevölkerungsentwicklung, Kaufkraft, Frequenzen, Stadtmarketing und vieles mehr gehen, aber auch um vertragliche Inhalte bei Dienstleistungs-, Miet- oder Umbauverträgen.
Vor einigen Tagen fand der „Karstadt-Gipfel“ im Rathaus statt. Was können Sie davon berichten?
Zunächst möchte ich mich, auch im Namen des Betriebsratsvorsitzenden Dr. Matthias Liebel und allen Mitarbeitern, bei Oberbürgermeister Andreas Starke und Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller für die Einladung zum stattgefundenen Gespräch bedanken. Es war unter Beteiligung des Immobilien-Eigentümers Art Invest und eines Vertreters unserer Konzernzentrale ein gutes und konstruktives Gespräch, auf das sich in der nächsten Woche sicher aufbauen lässt. Ich persönlich denke, die Tatsache, dass bei diesem Verfahren ein unabhängiger Insolvenzverwalter eigesetzt wird, ist – auch in Bezug auf Signa – positiv zu bewerten. GALERIA soll als Ganzes erhalten bleiben, eine Zerschlagung ist ausdrücklich unerwünscht. Dies unterstütze ich natürlich, wobei auf lokaler Ebene mir die Erhaltung der Filiale samt aller Arbeitsplätze und die Realisierung der Umbaupläne wichtig sind.
Stimmt es, dass die Umbaupläne vorsehen, die GALERIA-Fläche von aktuell 22.000 auf dann 12.000 Quadratmeter und damit fast auf die Hälfte zu reduzieren?
Die Aussage zur Quadratmeterreduzierung stimmt, aber wir geben nur knapp 3.000 Quadratmeter Verkaufsfläche ab. Bei den restlichen 7.000 Quadratmetern handelt es sich um wenig genutzte Neben-, Büro- und Lagerflächen.
Sind Sie ein Befürworter der Flächenreduzierung?
Ja, wir können uns auf der verbleibenden Fläche mit einem auf den lokalen Markt angepassten Sortiment gut darstellen, die Fläche personell gut abdecken, Kundenwünsche erfüllen und damit am Ende unsere Produktivität steigern.
Können Sie sagen, wann der geplante Umbau startet?
Diese Frage kann man aufgrund der aktuellen Situation nur spekulativ beantworten, was ich hier vermeiden möchte. Fakt ist, dass momentan keine baulichen Maßnahmen durchgeführt werden. Die Sortimentsveränderungen führen wir aber bereits zum Teil durch.
Um welche Sortimente geht es dabei?
Aufgrund unserer Markt- und Kennzahlenanalyse haben wir zum Beispiel entschieden, den Bereich Schreibwaren deutlich zu reduzieren, die Stoffabteilung aufzulösen und auch auf bestimmte Marken bei Haushaltswaren zu verzichten. Diese Produkte werden aktuell mit einem Rabatt von 50 Prozent verkauft.
Zum Abschluss: Glauben Sie an die Zukunft von GALERIA?
Ja natürlich, sonst wäre ich nicht hier. Wir haben ein attraktives Geschäftsmodell. Meiner Ansicht nach übersehen viele vermeintliche Experten, was GALERIA als Konzern im vergangenen Jahr alles geschafft hat. Wir haben uns wahnsinnig verändert. Die größte Veränderung ist wahrscheinlich mit der Dezentralisierung des Konzerns gekommen. Endlich ist es uns als Filialgeschäftsführer möglich, die Sortimente auf die lokalen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen auszurichten. Ich glaube daran, dass ein Unternehmen mit jährlich rund 200 Millionen Besuchern, über zwei Milliarden Euro Umsatz und 15.000 Mitarbeitern in besten 1a-Innenstadt-Lagen und mit lokal ausgerichteten Sortimenten und Mietkonditionen erfolgreich und profitabel am deutschen Markt geführt werden kann. Auch wenn der Startschuss für die baulichen Neuausrichtung noch nicht gefallen ist, wird das Sortiment bereits angepasst.
Zum Foto: Filialgeschäftsführer Mathias Baluses in der Schreibwarenabteilung der GALERIA Bamberg Filiale.