Sportlicher Offenbarungseid unserer Mannschaft
Krimi in der Vorrunde
Nichtgetragenen bunten Binden am Ärmel und einem Mannschaftsfoto mit der Hand vor dem Mund folgte der sportliche Offenbarungseid: Eine 1:2-Niederlage im WM-Auftaktspiel gegen Japan besiegelte im Grunde schon das Aus „Der Mannschaft“. Denn am gleichen Tag erteilte Gruppengegner Spanien Costa Rica in Gruppe E beim 7:0 eine 90-minütige Lehrstunde.
Es Schorschla hat aber längst erkannt: Fußball wäre nicht Fußball, wenn alles berechenbar wäre. Und so entzündete sich am ersten Adventssonntag für die völlig zurecht gescholtene Flicktruppe ein Kerzchen der Hoffnung. Anders als am Mittwoch versiebten die Japaner nämlich eine Großchance nach der anderen und Costa Rica kam gegen den Deutschlandbezwinger zu seinem ersten Torschuss der gesamten WM. Und der zappelte in der 81. Minute plötzlich im Netz, das 1:0 wird wohl als unverdientester Sieg der WM in die katarische Fußballgeschichte eingehen.
Der 29-jährige Keysher Fuller vom CS Herediano sorgte mit seinem durchaus haltbaren Lupfer für die sportliche Reanimation Deutschlands. 17 Millionen Menschen inklusive Schorschla schalteten dann am Abend den Fernseher an und freuten sich über eine deutlich verbesserte deutsche Nationalmannschaft. Zwar gingen die Iberer durch Alvaro Morata in der 62. Minute mit 1:0 in Führung, doch „Joker“ Niclas Füllkrug vom SV Werder Bremen hämmerte in bester Mittelstürmer-Manier zehn Minuten vor dem Schlusspfiff die Kugel Vollspann in den linken spanischen Torwinkel. Das Unentschieden kann man als mehr als gerecht bezeichnen, und es ermöglicht Hansi Flick und seinen Jungs wieder einen positiven Blick nach vorne. Ja, Deutschland ist ja angeblich eine Turniermannschaft und auch 1974 haben „wir“ gegen die damalige DDR durch den legendären Sparwasser-Treffer eine völlig unerwartete Niederlage in der Vorrunde verarbeiten müssen.
Die Ausgangslage ist klar: Ein 8:0-Sieg gegen Costa Rica würde Deutschland ganz sicher in die K.O.-Runde bringen. Wahrscheinlicher sind aber ein Sieg der Spanier über Japan und ein Erfolg Deutschlands über Costa Rica. Spielt Spanien unentschieden, brauchen „wir“ einen Sieg mit mindestens zwei Toren Vorsprung.
Soviel zur Theorie. Was aber sagt die Weltpresse zum Auftritt von Hansis Jungs? Es Schorschla hat mal im Online-Kiosk gestöbert und ist schnell fündig geworden. Die britische „Sun“ schreibt: „Superjoker Füllkrug hält Deutschlands WM-Hoffnungen am Leben. An einem Abend, an dem wir erwartet hatten, den Deutschen zum Auf Wiedersehen zu winken, haben sie einfach ihre uralte Widerstandsfähigkeit gezeigt.“ Die österreichische „Krone“ fasst zusammen: „WM-CHANCE LEBT. Füllkrug rettet Deutschland Punkt gegen Spanien.“ Die niederländische „AD“ schwärmt: „Komplette Spannung in der Gruppe E nach spektakulärem Unentschieden zwischen Spanien und Deutschland: Deutschland bibbert und betet, aber ist nach dem 1:1 gegen Spanien immer noch nicht ausgeschieden. Ein Punkt aus zwei Spielen, aber es kann noch klappen. „De Telegraaf“ ergänzt: „Deutschland lebt noch bei der WM, nach später Rettung gegen Spanien. Dass Deutschland als Letztes gegen Costa Rica spielt, scheint das Rettungsboot für unsere östlichen Nachbarn zu werden. Die Mannschaft hat bislang noch nicht viel Eindruck hinterlassen bei dieser WM.“
Es Schorschla findet vor allem den Kommentar der britischen „The Times“ bemerkenswert. Hier wird Niclas Füllkrug als „Killer mit der Zahnlücke“ gefeiert, der „Deutschland aus einem tiefen Loch in Katar“ holt. Am Montag wurde es Schorschla dann von einem Auto mit zwei flatternden schwarz-rot-goldenen Fahnen an den Fenstern überholt. Kommt jetzt langsam doch noch das Fußballfieber in Deutschland auf? Wohl kaum, das Maximum ist wohl „erhöhte Temperatur“. Und noch ein Tipp an „Die Mannschaft“: Konzentriert Euch aufs Fußballspielen, als Teilzeitpolitiker macht Ihr keine gute Figur. Was auch Ilkay Gündogan so sieht: „Ich bin der Meinung, dass mit Politik jetzt Schluss ist. Jetzt geht es nur noch um den Fußball, Spaß haben und feiern. Das ist das Wichtigste.“ Darauf einen Glühwein!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.