Jetzt im Diözesanmuseum
Ausstellung: Wunder, Weihe, Wege
Ein Vierteljahrtausend Vierzehnheiligen!
Vor 250 Jahren, im September 1772, weihte Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die neu erbaute Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Die große Verehrung der Vierzehn Nothelfer, der Bauwille des Zisterzienserabts im Kloster Langheim, die Fürsprache der Bamberger Fürstbischöfe und die Baukunst Balthasar Neumanns ermöglichten diesen prachtvollen Barockbau, der das Obermaintal gegenüber von Kloster Banz dominiert.
Das Diözesanmuseum Bamberg zeigt dazu eine Ausstellung mit dem Titel „Wunder, Weihe, Wege. Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen 1772-2022“ vom 24. September bis 13. November.
Am 16. September des Jahres 1772 wurde nicht nur eine sehr bedeutende Wallfahrtskirche, sondern auch architektonisch-künstlerisch gesehen, ein absoluter Ausnahmebau des bayerischen Spätbarocks und Rokoko geweiht. Der große Wurf wurde durch Konkurrenz und Machtspiele zwischen Bauherr und Fürstbischof und den beiden Hauptbaumeistern Heinrich Georg Krohne und Balthasar Neumann befeuert.
„Unsere Ausstellung“, so Museumsleiterin Carola Marie Schmidt, „lenkt den Blick auf die Geschichte von Vierzehnheiligen beginnend mit der Verehrung der vierzehn Nothelfer, den Wallfahrtsbräuchen und natürlich auf den Kirchenbau selbst, der anhand des spektakulären Großmodells und einiger Pläne genau betrachtet werden kann“. Die ausgestellten Objekte zeigen durch Skulpturen, Gemälde und Grafik die Popularität der Nothelfer über die Jahrhunderte und die Vielfalt der Darstellungen und Motive. Dazu kommen Reliquien als Elemente der christlichen Heiligenverehrung.
Die Verehrung der Nothelfer geht auf die Erscheinung der Vierzehn Nothelfer an dem vormals Frankenthal genannten Ort zurück, der Schafsweide der Zisterzienser war. Der christlichen Überlieferung nach erschien dem Langheimer Schäfer zweimal ein Kind und schließlich bei der dritten Erscheinung das Kind umringt von vierzehn weiteren Kindern. Bei der vierten Erscheinung zeigten Kerzen den Standort für die zu errichtende Kapelle. Den Darstellungen dieser Heiligenerscheinungen ist ein eigener Raum gewidmet. Eine Predella (Altarsockel) aus dem Jahr 1520, Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums, zeigt besonders eindrücklich den Kinderkranz. Spannend ist der Vergleich mit den anderen Gemälden im Raum, darunter eine Nothelferdarstellung, welche die vier Erscheinungen als Bild im Bild wiedergibt.
Mit der Wallfahrt kam das Genre des Wallfahrtsbuches auf. In der Sammlung des Diözesanmuseums haben sich Kupferplatten von Peter Isselburg und Georg Lichtensteger (1700–1781) erhalten. Die Druckplatten veranschaulichen den Wallfahrtsort vor und nach dem Bau der neuen Kirche. Der Weihe der Kirche geht eine bewegte Baugeschichte voraus, die das Spannungsverhältnis des Bauherrn, des Langheimer Abts Stephan Mösinger, und des Bamberger Fürstbischofs Karl Friedrich von Schönborn spiegelt. In der Folge kam es zu einem Wetteifern der Architekten und mehreren Planänderungen. Die hier nur vereinfacht dargestellte Entwicklung ist in der Ausstellung durch zwei Originalpläne von Gottfried Heinrich Krohne und einem Originalplan von Balthasar Neumann veranschaulicht. Der Kirchenbau kann anhand des einzigartigen aufklappbaren Holzmodells der Kirche von Balthasar Neumann und dem Ausführungsgrundriss im Detail entdeckt werden. Das Vierzehnheilgen-Modell (Leihgabe Historischer Verein Bamberg) ist neben jenem der Klosterkirche Münsterschwarzach (Bayerisches Nationalmuseum, derzeit Landesausstellung Ansbach) das einzige noch erhaltene Neumann-Modell.
Ein besonderes Highlight ist eine eigenhändige Radierung des Malers Joseph Ignaz Appiani, dem Schöpfer der Deckenfresken in Vierzehnheiligen, dem das Wallraff-Richartz-Museum erst kürzlich eine Ausstellung widmete. Die Radierung aus Privatbesitz ist das erst Mal in einer Ausstellung zu sehen. Auch liturgisches Gerät ist zu bestaunen, so die Große Nothelfermonstranz und einige Vasa sacra, die wie die Fahne anlässlich der Erhebung zur Basilica minor 1897, Teil der großen Leihgabe durch das Franziskanerkloster Vierzehnheiligen und der Kirchenstiftung Basilika Vierzehnheiligen sind.
Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen war und ist nicht nur als Gnadenort, sondern insbesondere auch aufgrund ihrer malerischen Lage im Obermaintal, dem sogenannten „Gottesgarten“, ein beliebtes Motiv. Zahlreiche Darstellungen in der Landschaftsmalerei, auf Postkarten und der Fotografie zeugen davon. Somit verweist die Bamberger Ausstellung auch auf die parallel im Bildungshaus des Erzbistums Bamberg in Vierzehnheiligen stattfindende Fotografie-Ausstellung „Augenblicke einer Basilika 2.0“ des Künstlers Uwe Gaasch hin.