Einkaufen ohne Kasse

Ein Schritt mehr Unpersönlichkeit

Kaufen ohne Kasse

Haben Sie sich auch schon einmal beim Einkauf im Supermarkt über die langen Schlangen an der Kasse geärgert? Sicherlich, oder? Es Schorschla gehört ja zu den eher entspannten Shoppern und beobachtet dann gerne seine Mitmenschen*innen aus dem Augenwinkel. Wie Sie nervös auf die Uhr schauen, schnell noch eine Whats App abschicken und ihrem nächsten Termin mitteilen, dass es vielleicht doch drei Minuten später werden könnte, wie sie gedanklich die Einkäufe der Vorderleute summieren und blitzschnell im Kopf überschlagen, an welcher Kasse sie sich im übertragenen Sinne „auf der Überholspur“ befinden. Die Dreisten unter den Dreisten springen sogar von einer Schlange zur anderen, wie auf der Autobahn und werden dafür meist mit verächtlichen Blicken und Kopfschütteln der ebenfalls gestressten „Marketshopper“ gewürdigt bzw. bestraft.

Ja, ein Großeinkauf am Samstagmorgen ist vielerorts fast eine Mutprobe, Kassierer*innen berichten immer wieder von wilden Wortgefechten und sogar kleinen Handgreiflichkeiten. Doch es ist Hilfe in Sicht. Man stelle sich einmal vor. Man schiebt seinen Einkaufswagen entspannt durch einen Markt, nimmt einfach Ware aus dem Regal – und verlässt dann entspannt das Geschäft. Ohne dass der Kaufhausdetektiv oder Marktleiter Schnappatmung bekommt. Ein Wunschtraum? Mitnichten. Derzeit testet der Discounter Aldi dieses bereits von Amazon-Märkten erprobte Konzept. Klingt spitze, hat aber einen kleinen Haken: Aktuell ist der kassenfreie Einkauf nur in London möglich. Es Schorschla hat sich schlau gemacht: Amazon betreibt bereits Filialen dieser Art in Europa, die deutsche Handelskette Tegut experimentiert mit Kleinstläden – nun testet Aldi in der britischen Metropole einen Supermarkt ohne Kasse. Kunden benötigen für den Einkauf lediglich eine App, beim Eintritt wird gescannt. Im Laden registriert modernste Technologie, wer welche Waren mitgenommen hat. Der Preis wird nach Verlassen des Geschäfts per App abgebucht. „Wir sind immer bestrebt, neu zu definieren, was es bedeutet, ein Discounter zu sein, und die in diesem Test verwendete Technologie wird uns eine Fülle von Erkenntnissen liefern“, erklärt Giles Hurley, Chef von Aldi in Großbritannien und Irland. In welcher Filiale genau die Tests laufen, will Aldi nicht verraten. Zuerst sollen Mitarbeiter des deutschen Handelsriesen die Technologie prüfen, in einem weiteren Schritt dann auch Kunden. Der britische Wettbewerber Tesco lässt bereits an seinem Hauptsitz kassenlose Geschäfte von Mitarbeitern testen und setzt dabei auf die bewährte Amazon-Technologie. Amazon hatte im März in London unter dem Namen Amazon Fresh erstmals in Europa ein Geschäft ohne Kasse eröffnet. In den USA hat der Onlinehandelsriese inzwischen gut zwei Dutzend solcher Läden, die dort Amazon Go heißen.

Es Schorschla ist zwiegespalten. Wieder ein Schritt mehr Unpersönlichkeit, Maschine statt Mensch, Arbeitsplätze in Gefahr. Und ganz ehrlich: Die paar Minuten an der Kasse geben auch immer die Möglichkeit nachzudenken, was man denn vergessen hat. Aber damit ist es vielleicht bald vorbei. Ja, ja, die modernen Zeiten. Das hat es bei der WOBLA-Gründung vor 40 Jahren alles nicht gegeben. Da wurden noch alle Beträge von flinken „Kassiererinnen“ – ohne Sternchen, denn es gab für diesen Job damals wirklich keine Männer – eingetippt und es Schorschla hatte schon immer Riesenrespekt vor diesen Damen. Eine Fähigkeit, die längst elektronische Scanner übernommen haben. 

Die Kunst und die Scheidung

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Eine uralte Lebensweisheit, aber heute gültiger denn je. Blicken wir nur auf die stetig steigenden Scheidungszahlen. Medien sprechen schon vom „Ausverkauf einer Ehe“, goldene oder gar diamantene Hochzeitsjubiläen sind nicht gerade ein Boommarkt, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken. Und doch gibt es auch Profiteure dieser Trennungsgeschichten. Immobilienmakler zum Beispiel. Klar, das mühsam finanzierte Einfamilienhäuschen ist für jeden Einzelnen zu groß und zu teuer. So kommt es auf den Markt, wird eingetauscht gegen zwei schmucke Zweizimmerwohnungen. Den Makler*innen winkt dabei drei Mal Provision. Jubel. Trubel. Heiterkeit. Zumindest bei den Engeln von Völkers oder den von Polls.

Doch nicht nur bei Immobilien, auch in Sachen Kunst scheiden sich die Geister. „Dieser Markt selbst ist eher zynisch, das Unglück der Menschen ist sein Glück. Dass ihn vor allem Sterbefälle, Schulden und Scheidungen am Laufen halten, gilt als eine alte und wichtige Händlerweisheit“, hat es Schorschla neulich gelesen. In Zusammenhang mit einer Versteigerung von „Sotheby’s Meisterwerken aus der Sammlung der geschiedenen Streithähne Harry und Linda Macklowe“. Ja, der Kunstmarkt liebt Rosenkriege!

 

Diese Kunst sei – anders als die Ehe der Macklowes – „für die Ewigkeit“ gemacht, heißt es schwarz auf weiß im hochwertig glänzenden Verkaufskatalog. 2016 hatte Linda nach 57 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht, danach begann die große Scheidungsshow. Hollywoodreif ließ Harry, heute 84 Jahre alt, zwei monumental vergrößerte Porträts von sich und seiner neuen Liebe auf einem Gebäude mitten in Manhattan plakatieren. Sehr zum Ärger von Linda, die sich als Rache bei der Aufteilung der unfassbaren hauseigenen Kunstsammlung querstellte. 

65 Werke, der geschätzte Wert der Pollocks, Rothkos, Richters, Warhols und Giacomettis liegt bei rund einer Milliarde Dollar. Damit ist die Macklowe-Sammlung eine der teuersten, die je versteigert wurden.

Spektakuläre Aktionen im Nachgang von Trennungen gab es aber schon viel häufiger. Der australische Schauspielstar Russell Crowe ließ 2018 in Sydney unter dem Titel „Die Kunst der Scheidung“ einen gehobenen Flohmarkt veranstalten und machte Requisiten und Kostüme aus den „Gladiator“-Filmen zu Geld. Angelina Jolie trennte sich nicht nur von Brad Pitt, sondern 2021 auch von einem Gemälde, das angeblich ein Geschenk von ihm gewesen war – und das einst Winston Churchill gemalt hatte. „Das Traurigste, was ich je erlebt habe“, war der Verlust seiner Bilder in den Fünfzigerjahren, erklärte der bekannte US-Schauspieler Edward G. Robinson noch im hohen Alter. Hollywoods gefragtester Gangsterdarsteller besaß Gemälde der damals noch aufstrebenden Mexikanerin Frida Kahlo, von Vincent van Gogh und weiteren europäischen Malerlegenden. Die meisten Werke riss sich der griechische Reeder Stavros Niarchos unter den Nagel. Voller Mitgefühl beschreibt Robinsons Schauspielkollege Tony Curtis in seiner Autobiografie, wie schlimm es für den geschätzten Kollegen einst gewesen sei, sich von den Bildern zu trennen. Und er schiebt gleich eine literarische Erklärung nach. Es habe eben alles seinen Preis, früher wie heute. Und Robinson habe eben nun mal seine Frau loswerden wollen. Da kann dann halt auch ein echter van Gogh nicht wirklich weiterhelfen … 

 

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