Einfach ein Tor mehr schießen
Energie vom Elefanten
Heute muss sich es Schorschla aus Termingründen in Sachen Euro 2021 einmal komplett auf ein tierisches Orakel verlassen. Elefant Yashoda aus dem Hamburger Zoo hat nämlich am Montag die deutsche Flagge aus dem Korb gerüsselt und damit einem Sieg von Jogis Jungs gegen England prophezeit. Alle drei Vorrunden-Spiele der Deutschen hatte der Hagenbeck-Dickhäuter richtig getippt und somit hofft es Schorschla weiter auf tierisches Losglück.
Was aber hat uns DIE MANNSCHAFT bislang geboten? Viel Hausmannskost, nur sehr wenig zum Mit-der-Zunge-schnalzen. Viel Kampf gegen Frankreich beim 0:1, den 4:2-Hoffnungsschimmer gegen den amtierenden und inzwischen ausgeschiedenen Europameister Portugal und dann das mehr als glückliche Armutszeugnis beim 2:2 gegen Ungarn. Das Beste an diesem Spiel war der anschließende Kommentar von Thomas Müller: „Das Wort Zweiter besteht aus zwei Teilen: Zwei und weiter!“ Perfekt analysiert.
Leon Goretzka, der mit seinem Ausgleichstreffer in der 84. Minute die Nationaltrainerkarriere von Herrn Löw zumindest um einige Tage verlängerte, formte beim Torjubel ein Herzchen aus seinen Händen. Angeblich ein Zeichen für mehr Diversität, Verbundenheit und Stolz. Eine schöne Geste nach der ganzen Regenbogendiskussion. Auch der Bundestrainer zeigte nur wenig Verständnis für das UEFA-Beleuchtungsverbot: „Ich hätte mich persönlich sehr gefreut, wenn das Stadion in diesen Farben geleuchtet hätte“, so Löw. Und weiter: „Wichtig ist aber auch, dass bei uns sportlich nicht die Lichter ausgehen.“
Weise Worte bei seinem Abschiedsturnier. Es sei schon schön, dass wir jetzt 82 Millionen Bundestrainer im Lande hätten. Und nicht – wie noch vor wenigen Tagen – 82 Millionen Virologen, erklärte Goretzka süffisant.
Was dem Schorschla aufgefallen ist: Das Thema Spielerfrauen ist aktuell komplett ausgeblendet. Dabei gab es auch zum Familienbesuch im Teamhotel in der Vergangenheit schon sagenhafte Aussagen. Erinnert sei hier nur an Philipp Lahm: „Es ist schön, wenn die Freundinnen mal ins Hotel kommen können und man früher ins Bett gehen kann.“ Da wurden noch die richtigen Prioritäten auf und neben dem Rasen gesetzt. Vielleicht passt das ja nicht mehr so richtig zur Regenbogenstimmung in der Fußballcommunity und weit darüber hinaus.
Zumindest das Wetter beim Ungarnspiel passte ins Bild: Es donnerte, blitzte und schüttete aus Eimern, als wenn es kein Morgen geben würde. Nur die Sonne ließ sich nicht sehen. Und so gab es eben tristes Grau-in-Grau-Gekicke statt einem bunten Fußballabend. Es ist also noch viel Luft – und Licht – nach oben.
Der Klassiker im Londoner Wembleystadion zwischen England und Deutschland ist ja inzwischen schon wieder Geschichte. Yashoda wird sich schon nicht geirrt haben, es Schorschla tippt natürlich auf einen souveränen Erfolg im Elfmeterschießen. Dann geht es weiter gegen Schweden oder die Ukraine. Machbar. Hochstehen. Tiefstürzen. Doppelsechs. Überraschende Wechsel von der Vierer- auf die Fünferkette. Und ganz wichtig: Einfach immer ein Tor mehr schießen als der Gegner. Nur in den richtigen Kasten. Dann klappt das auch mit einem schönen Abschied für unseren Bundes-Jogi. In diesem Sinne: Einigkeit und Recht und Freiheit …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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