Wie sich die Zeiten ändern
Ausgeraucht?!
Wie sich die Zeiten doch ändern. Mal ganz abgesehen von Corona. Ein Beispiel: Das Rauchen. Es Schorschla ist groß geworden, in Zeiten, in denen der Marlboro-Cowboy als Inbegriff von Freiheit und Abenteuer galt. Als man bei Derrick-Folgen gar nicht wusste, ob das verschwommene Fernsehbild an der schlechten Antenne oder dem Rauch in den Polizeibüros lag. Als im Grunde jeder rauchte – Männlein, Weiblein, Schülerinnen und Schüler, Omas und Opas, die Klamotten nach einem Kneipenbesuch wie Zwetschengenbames rochen und Kinder in Autos von den Eltern ohne schlechtes Gewissen nachhaltig (ein-)geräuchert wurden. Wissen Sie noch, wann das Rauchverbot in Gaststätten offiziell eingeführt wurde? Und welcher Aufschrei damals durchs Land ging? Das sei das Ende der Geselligkeit, Raucher plötzlich Menschen zweiter Klasse, zu Außenseitern degradiert.
Am 01.09.2007 trat das „Gesetz zur Einführung eines Rauchverbotes in Einrichtungen des Bundes und öffentlichen Verkehrsmitteln (Bundesnichtraucherschutzgesetz-BNichtrSchG) in Kraft. Knapp 15 Jahre später kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass es einmal anders war. Jetzt aber kommt die nächste Stufe: Auch der Freiluftkonsum von Zigaretten soll verboten werden. Ja, richtig! Nix mehr mit: Wir gehen mal schnell vor die Tür zum Rauchen. Keine Schnelle zwischendurch. Rauchfrei. Alternativlos. Überall. Der Hammer. Oder?
Man kennt das Bild noch, aus Vor-Corona-Tagen: In kleinen Grüppchen stehen Raucher vor Kneipen und Cafes, um kurz eine zu dampfen. Damit ist es bald vorbei! „Oh, toll, darf man wieder drinnen rauchen?“ werden sich jetzt die Naiven unter den Rauchern fragen. Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall. Der Bewegungsfreiraum von Rauchern wird noch weiter eingeschränkt. Der Plan ist, Umgebungen zu schaffen, in denen sich Menschen zum Nichtrauchen „befähigt“ fühlen. Deswegen sei vorgesehen, alle neuen Gehweg-Lizenzen für die Außengastronomie verpflichtend rauchfrei zu halten.
Insgesamt gehe es um nicht mehr oder weniger als die Änderung der Rauchkultur. Bevor jetzt hier aber die Raucher vor lauter Frust sprichwörtlich Dampf ablassen, sei gesagt: Diese Pläne betreffen nicht Deutschland, sondern sind ein Pilotprojekt der englischen Stadt Oxfordshire. Wie Spiegel online schreibt, möchte die Lokalpolitik die gesamte Region bis 2025 rauchfrei bekommen. Laut Oxford Mail sei dieser Schritt bereits im Jahre 2020 angelaufen. Vorwürfe der Bevormundung wurden rigoros zurückgewiesen. Der Direktor für öffentliche Gesundheit in Oxfordshire, Ansaf Azhar, sagt dazu: „Es geht nicht darum, den Leuten zu sagen, dass sie nicht rauchen sollen. Es geht darum, etwas zu bewegen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Nichtrauchen gefördert wird und die Menschen dazu befähigt werden. Aber das geht nicht über Nacht.“ Darüber hinaus stellt der leitende Gesundheitsbeamte Dr. Adam Briggs klar: „Wir haben hier einen Zustand, der ganz und gar eine kommerziell bedingte Ursache für Tod und Krankheit darstellt.“ Dem wolle man sich in Oxfordshire entgegenstellen.
Wie man sich denken kann, überschlägt sich die Tabak-Lobby gegenüber solchen Plänen mit scharf vorgetragenen Vorwürfen. Der Direktor der „Freedom Organisation for the Right to Enjoy Smoking Tobacco“, abgekürzt ausgerechnet und wohl nicht ganz zufällig „Forest“, was übersetzt „Die Freiheitliche Organisation für das Recht auf den Genuss von Tabakrauch“ bedeutet,
Simon Clark, stellt fest: „Es geht die Stadtverwaltung nichts an, wenn Erwachsene rauchen.“ Und wieder wird gestritten und debattiert. Es Schorschla beobachtet diese Diskussion aus der Ferne. Ganz bestimmt. Denn es Schorschla hat noch nie geraucht. Und sich trotzdem nie über Raucher aufgeregt. Außer wenn sie achtlos ihre Kippen auf den Boden werfen. Aber Ex-Raucher sind da viel militanter. Aber so ist das ja oft im Leben. Viele Menschen vergessen ihre eigene Vergangenheit viel zu schnell. Leider!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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