Kannst Du Dir schenken!
Weihnachten? Kannst Du Dir schenken!
Es Schorschla war am Wochenende bei den Nachbarn zum traditionellen Adventskaffee eingeladen. Die Damen des Hauses präsentieren seit nunmehr 28 Jahren immer am 3. Advent ihre neuen Kollektionen an liebevoll verziertem Weihnachtsgebäck nach Schuhbeck oder Alexander Herrmann. Immer wieder ein Augen- und Gaumenschmaus und natürlich ein unerschöpfliches Thema für das Rezeptbuch „Wir glauben noch ans Christkind“.
Natürlich war das am Sonntag ein Social-Distancing-Verkosten, im Garten, getrennt durch Jägerzaun und einige Buchskugeln. Während die Gattinnen fachsimpelten über Muskatnuss, Anis und den Erdnuss-, Haselnuss und Walnuss-Anteil der nach unten gebogenen Vanille-Hörnchen – wahrscheinlich eine innovative Designvariante von Tim Mälzer – gipfelte die maskuline Weihnachtsdiskussion zwischen dem Kurt und dem Schreiber dieser Zeilen in der Frage aller Fragen: Hat jetzt echt Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden?
Da kochen natürlich sofort die Emotionen hoch. Wir brauchen doch die Amis nicht für diesen wunderbaren Brauch. Der ist doch viel älter, ist es Schorschla überzeugt: „Des hamm die Markeding-Eggsberdn fonn dem Brausebanscher blos geglaud“, lautet das in bestem fränkisch formulierte Glaubensbekenntnis. Und da „glauben“ ja „nichts wissen“ bedeutet, wurde umgehend das allmächtige Wissen angezapft: Google. Suchbegriffe „Coca Cola“ und „Santa“ eingegeben und Return gedrückt. Und siehe da: Erst einmal ein bisschen Blabla zur Einleitung: „Er trägt einen roten Mantel, einen schwarzen Gürtel mit Schnalle, einen weißen Rauschebart und Zipfelmütze. Spätestens wenn der Werbespot der Brause-Firma im Fernsehen läuft, weiß man: Bald ist Weihnachten. Schon lange hält sich das Gerücht, Coca-Cola habe den Weihnachtsmann erfunden, um damit Werbung zu machen“. Soweit die Einleitung: Dann die entscheidenden drei Worte: „Stimmt aber nicht“.
Ja, man kannte den Weihnachtsmann tatsächlich schon lange vorher. Der Dichter Hoffmann von Fallersleben schrieb das Lied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ bereits im Jahr 1835. „Damals wurde in manchen Regionen Deutschlands die Bescherung vom Nikolaustag auf Weihnachten verlegt. Der Weihnachtsmann entstand aus der Figur des heiligen Sankt Nikolaus, der Kinder beschenkte und in vielen Ländern Europas beliebt war“, weiß Google.
Und weiter zur Historie: „Wahrscheinlich brachten Einwanderer aus den Niederlanden die Tradition in die USA. Die Amerikaner benannten den niederländischen „Sinterklaas“ in „Santa Claus“ um. Als Coca-Cola 1931 eine Werbefigur brauchte, malte ein Zeichner den Mann mit Rauschebart“.
Alles klar! Es Schorschla hat natürlich triumphal die Kaffeetasse in den Himmel gereckt und den Kurt spüren lassen, dass er mal wieder im Recht war. Der Kurt erwies sich als listiger und lustiger Verlierer, fragte er doch mit einem fiesen Grinsen nach, ob es dem Schorschla denn jetzt besser gefalle, dass unser geliebter Weihnachtsmann keine Erfindung aus Übersee, sondern von der Nordsee – also den Holländern ist. Und sofort waren sie wieder da, die Bilder von Rudi Völler und Frank Rijkaard. Die Spuckattacke bei der WM 1990. Am 24. Juni 1990 im Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion. Das Datum hat sich bei allen Fußballfans eingebrannt.
Achtelfinale gegen Holland. 22. Minute. Noch heute schnellt dem Schorschla der Puls über 180, wenn er daran denkt, wie Schiedsrichter Juan Carlos Loustau beide Spieler vom Platz stellt – die berechtigtste und unberechtigtste Rote Karte der Fußballgeschichte.
Nur gut, dass Lothar Matthäus und seine Kollegen den Erzrivalen mit 2:1 aus dem Turnier werfen konnten und sich wenige Tage später in der unvergesslichen „magischen Nacht von Rom“ den WM-Titel durch den Elfmeter von Andi Brehme sicherten. Eine schöne Bescherung, mitten im Sommer, am 8. Juli 1990.
Mehr als 30 Jahre ist das nun her. Ein Wahnsinn. Erinnerungen zum Schwärmen. Aber halt ein ganz anderes Thema. Denn ursprünglich ging es in diesem Artikel ja um Santa Klaus. Und nicht um die Sternstunde von „Kaiser“ Franz Beckenbauer als Nationaltrainer. Ja, is denn scho Weihnachten …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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