Lockdown light oder hard?
Noch stiller als still!
Vergangene Woche erhielt es Schorschla gleich mehrere Pressemitteilungen mit dem Hinweis auf die „Stillen Tage“ im November. Wie jedes Jahr um diese Zeit. Doch 2020 sind diese Meldungen ein Treppenwitz der Zeitgeschichte.
Ganz kurz zum Hintergrund: Auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration (www.stmi.bayern.de) steht zu lesen: „Neben den Feiertagen sind stille Tage festgelegt. An stillen Tagen sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen verboten, die nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen … Der Schutz der stillen Tage beginnt um 2.00 Uhr … am Heiligen Abend um 14.00 Uhr; er endet jeweils um 24.00 Uhr“.
Allerheiligen (1. November), Volkstrauertag (15. November), Buß- und Bettag (18. November) oder Totensonntag (22. November). Gleich vier „stille Tage“ stehen im November im Kalender. Wie soll man aber diese in Corona-Zeiten mit Lockdown light – oder vielleicht bis dahin sogar Lockdown hard – gebührend begehen? Kollektives 24-Stunden-Flüstern? Aggressives Anschweigen? Stiller als still! Also ganz ehrlich: Die Regelungen für diese Sonderform der Festtage können wir alle in diesem Jahr komplett vergessen. Ein doppeltes Tanzverbot macht genauso wenig Sinn wie der Hinweis auf unerlaubte Veranstaltungen in einem eventfreien Monat. Da erinnert sich es Schorschla zwangsweise an das wunderbare und allseits bekannte Karl-Valentin-Zitat: „Wenn amal die stade Zeit vorbei is, dann wird’s wieder ruhiger“.
Es ist eben eine ganz besondere Zeit, dieses Jahr 2020. Es Schorschla hat wie so viele andere schon jetzt genug von „Stillen Tagen“ und Einschränkungen, und akzeptiert trotzdem die meisten offiziellen Vorgaben „von oben“ – auch wenn nicht alles verständlich erscheint, auch wenn einige dieser Punkte mit gesundem Menschenverstand nicht immer zu erklären sind, auch wenn einem Tanzen, Feiern, Konzerte und die geliebte unbeschwerte Geselligkeit schon sehr fehlen.
Viele von uns – es Schorschla spricht bei diesem Personenkreis gerne von den Anti-Eremiten – sehnen sich mal wieder nach „lauten Tagen“. Richtig lauten Tagen! Volle Dröhnung Bass. In einem coolen Club. Einer angesagten Diskothek. Oder einem unvergesslichen Live-Gig. Direkt neben der Box. Bumm-Bumm – auch ohne Becker! Aber nein. Stade Zeit. Geduld. Ruhe. In-sich-gehen und tief durchschnaufen. Das tut gut, sagen Esoteriker und Yogafans. Und schwärmen von der wiegenden Palme und dem herabschauenden Hund. Mag alles seinen Sinn haben. Aber nicht fürs Schorschla. Ähnlich wie vegane Burgerpatties aus Erbsen!
Aber zurück zum Thema. Wir müssen da einfach durch, ohne großes Jammern und nichtsnutzige Wahnvorstellungen. Ohne Dauergenörgel, ohne Beschimpfungen von Andersdenkenden – in den sozialen Medien und im richtigen Leben – ohne Hass, Weltverschwörungsthesen und kollektiver Resignation. Ja, dieser Virus ist eine Herausforderung für die globale Gesellschaft, eine noch vor wenigen Monaten undenkbare Bewährungsprobe für alle Erdenbürger.
Lockdown light oder hard, Wellenbrecher, Plan C, Shutdown, Ausgehverbote und und und: Covit 19 zwingt uns zum Nach- und Umdenken. Schon jetzt ist klar: Weihnachten 2020 wird anders, als wir es bislang gewohnt sind. „Stille Nacht“, eine nach der anderen. Danach ein ruhiges Silvester. Ohne große Feuerwerke, der Umwelt zuliebe. Dabei wäre dieses Vertreiben der bösen Geister, was ja die farbenfrohen Böller ursprünglich einmal bewirken sollten, noch nie nötiger als in diesem Jahr. Und trotzdem: Lasst uns positiv in die Zukunft blicken. Oder wie es Karl Valentin wohl aktuell sagen würde: „Wenn amal die stade Zeit vorbei is, dann wird’s auch wieder lauter“.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
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