Wahlen in USA

Siegt die Vernunft über Streitsucht?

„Ring frei“ für den US-Wahl-Showdown

Es Schorschla gehört zu den Menschen, die schon mal nachts den Wecker stellen für ein vermeintliches Großereignis: Einer dieser alle zwei bis fünf Jahre mit viel Tamtam stattfindende Jahrhundert-Boxkampf, ein 100-Meter-Finale bei olympischen Spielen oder auch ein finales siebtes Duell in den NBA-Play-Offs.

Am Dienstag entschloss sich es Schorschla für eine Premiere: Nicht der Sport, sondern die hohe Politik lockte aus den Federn. Dabei ging es nicht um KO-Schläge, spektakuläre Dunks oder den schnellsten Mann auf unserem Globus, sondern um nichts Geringeres als den angeblich mächtigsten Mann der Welt. Donald Trump oder Joe Biden? Republikaner oder Demokrat? Lieben die Amerikaner den „Lügenbaron des Weißen Hauses? Wird der bislang unbekannte und auch undenkbare Hauruck-Politstil Trumps mit seiner spaltenden und aufhetzenden Rhetorik am 3. November für eine Mehrheit der Wahlmänner genügen? Fragen über Fragen.

Und die Antworten fallen schwer. Denn irgendwie erinnern US-Wahlen im Vorfeld ja schon immer etwas an das Königlich-Bayerische-Amtsgericht. Was vor allem am Wahlsystem im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ liegt, am Zwei-Parteien-System, an den Show-Veranstaltungen zumindest in Nicht-Corona-Zeiten und Millionen-Summen, die Präsident und Herausforderer für den Stimmenfang gerade in den wahlentscheidenden Swing-Staates investieren und hinauswerfen. So schmutzig, beleidigend, im Grunde unwürdig wie in diesem Jahr war der Wahlkampf wohl noch nie. Was vor allem am Amtsinhaber liegt, der keine Gelegenheit auslässt, seinen Herausforderer zu diffamieren. Er fordert Dopingtests, nennt ihn „Sleepy Joe“, streut permanent Zweifel an der Covid-19-bedingten Briefwahl, äußert sich mehr als schwammig, ob er im Falle einer Niederlage überhaupt seinen Amtssitz verlassen wird. Trump hat ein ohnehin schon immer gespaltenes Land noch weiter polarisiert und ist offensichtlich auch noch stolz auf diese Leistung.

In aktuellen Wahlumfragen liegt er weiter hinter Biden, aber diese Zahlen und Ergebnisse sind im Grunde das Papier nicht wert, auf welchem sie gedruckt sind. Was sich schon im Duell Hillary Clinton vs. Donald Trump im Jahr 2016 gezeigt hat oder auch bei den Brexit-Wahlen. Das Duell am Dienstag, 29. September, von 3.00 bis 4.30 Uhr (MESZ) in Cleveland/Ohio läutete nun den Endspurt dieses Wahlkampfs ein. „It’s crunch time“, wie es im Sport heißt. Wer nach diesen 90 Minuten Punkte gesammelt oder Sympathien verspielt hat, steht aktuell noch in den Sternen. Die einen sagen so, die anderen so. Seit der Coronapandemie und den Protesten gegen die Polizeigewalt gilt der Ausgang dieser US-Wahl als besonders ungewiss und spannend. Insofern stehen die TV-Duelle noch stärker im Fokus als in der Vergangenheit.

Was sich es Schorschla wünscht, fragen die ersten Leserinnen und Leser? Ganz ehrlich? Eine ehrliche, nachhaltige, sinnvolle, sach- und nicht personenbezogene Politik, in der es primär um sinnvolle Kompromisse und gemeinsame Ziele für globale Probleme geht. Alles Dinge, die Donald Trump in seiner ersten Amtszeit mehr oder minder mit Füßen getreten hat. Vielleicht siegt am 3. November ja die Vernunft über die Streitsucht, der gesunde Menschenverstand über pseudo-religiöse Schreckensszenarien. Das hätte Amerika und unser Globus wirklich verdient. Aber schlauer sind wir alle erst am 3. November. Oder auch nicht. Was für ein Wahnsinn! 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

 

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