Welches Vorbild hält über die Jahre?
Ein Vorbild ist nicht genug!
Jetzt mal ganz unter uns: Haben Sie ein echtes Vorbild? Einen Menschen, mit dessen Handeln und Ideen und Leben Sie sich gerne identifizieren. Den Sie bewundern und dem Sie – bewusst und auch unterbewusst – im Alltag oft nacheifern? Sozusagen der Starschnitt über Ihrem Bett im Jugendzimmer!
Im Beruf. Im Sport. In der Politik. Oder auch im eigenen Freundeskreis. Wo auch immer: Ja, es gibt schon Menschen, die einen wirklich immer wieder und nachhaltig beeindrucken. Die immer entspannt wirken. Intelligent. Souverän. Die außergewöhnliche Ideen und Gedanken in die Runde werfen, einen ganzen Tisch unterhalten können, Geschichten erzählen und dabei überheblich wirken. Mit denen man einfach durch dick und dünn gehen würde. Wo man ein bisschen stolz ist, dass man solche Männer – oder Frauen – kennt und diese vielleicht sogar ihre Freizeit mit einem verbringen. Freiwillig!
Dem Schorschla fallen da gleich ein paar Personen ein. Aber je mehr es über dieses Thema nachdenkt, desto mehr wird deutlich, dass es das eine, echte Vorbild für alle Lebenslagen nicht gibt. Es ist vielmehr ein Potpourri an Einzeltalenten, die sich es Schorschla wie einen Flickenteppich über die Jahre und Jahrzehnte so zusammengebastelt hat. Geschäftlich ist der Kurt einfach der Wahnsinn, in Sachen Menschenführung und Motivation, Zahlen und Visionen macht ihm keiner was vor. Der Erwin ist dagegen ein Vorbild in Sachen Partnerschaft: Seit mehr als 30 Jahren verheiratet überrascht er seine Silvia immer wieder, bringt einfach mal so einen Blumenstrauß mit nach Hause, bucht spontan ein Candle-Light-Dinner oder fährt mit seinem Schatz schnell mal auf ein Wellnesswochenende in die Berge. Oder die Franziska, wie die mit ihren beiden kleinen Kindern umgeht. Immer souverän, immer respektvoll und trotzdem setzt sie klare Grenzen. Das hat es Schorschla früher beim eigenen Nachwuchs nie geschafft. Sie merken: Jeder hat seine Sonnenseiten – außer diejenigen, die einfach komplette Idioten sind und jede Art von gesundem Menschenverstand vermissen lassen. Aber die sind ja auch nicht im Freundeskreis vom Schorschla. Zumindest nicht lange!
Früher, gerade im Teenageralter, da war das noch einfacher mit den Vorbildern. Da hat es Schorschla ein neues Musikvideo gesehen und schon war der Sänger – oder die Sängerin – das neue Idol. Da wurde Deutschland 1990 Fußballweltmeister und es Schorschla wollte im alles entscheidenden Moment des Lebens so cool sein wie Andi Brehme am Elfmeterpunkt. Ball nehmen, hinlegen, ein paar Schritte Anlauf und rein das Ding. Oder Franz Beckenbauer. Immer auf der Siegerseite. Und wenn man sich bei der Weihnachtsfeier mal zu einem „Seitensprung mit Folgen“ hinreißen hat lassen, dann kommentiert man das mit einem netten Lächeln: Der liebe Gott mag jedes Kind! Ja, so war er, der „Kaiser Franz“.
Im reifen Alter ist es vorbei mit dem Anhimmeln. Ganz klar. Und auch gut so. Die Idole werden rar und zerstören sich oft selbst. Jüngstes Beispiel: Die Nummer Eins der Tennisweltrangliste Novak Djokovic. Erst organisierte er im Juni zu Hochzeiten der Corona-Pandemie eine fragwürdige Turnierserie, bei der sich viele Spieler und Trainer und Zuschauer mit dem Covid-19-Virus infizierten. Danach kein Wort des Bedauerns, nein, er würde alles wieder genauso machen. Dann gründete der Serbe eine neue Spielervereinigung und ging mit der ATP und seinen Kollegen Nadal und Federer auf Konfrontationskurs.
Während diese die US Open aus unterschiedlichen Gründen absagten, wollte er Punkte und Titel sammeln. Und ließ sich am Sonntagabend zu einem Frustschlag nach einem verlorenen Aufschlagspiel hinreißen.
Dieser traf eine Linienrichterin unglücklich am Kehlkopf, die um Atem rang und auf dem Feld kurz medizinisch behandelt wurde. Logische Konsequenz: „Der Joker“ wurde disqualifiziert und aus dem Turnier genommen. Sie wissen, was es Schorschla mit diesem Beispiel verdeutlichen möchte: Sportlich ist „Djoko“ nach wie vor ein ganz großer, aber für ein echtes Vorbild braucht es eben viel mehr als Aufschlag, Vor- und Rückhand!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.