Spielerisch durch unsichere Zeiten

Des Schorschla liebt Schafkopf und Sie?

„Das ganze Leben ist ein Spiel“, heißt es so schön im Volksmund. Daran kann selbst Corona nichts ändern. Ganz im Gegenteil: Eigentlich könnte man das Jahr 2020 sogar zum „Jahr der Spiele“ ausrufen. Auch wenn die Olympischen Sommerspiele 2020, die vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 in Tokio hätten stattfinden sollen, aufgrund der Pandemie schon vor Monaten aufs kommende Jahre verschoben wurden. In diesem Falle denkt es Schorschla viel, viel kleiner: Nicht der globale Wettkampf und die Jagd nach immer neuen Rekorden steht aktuell im Blickpunkt, sondern das Spielen im ureigenen Sinn. Als Zeitvertreib mit Freunden und der Familie. Zu Hause, am Balkon oder im Wohnzimmer, im kleinen Kreise und eben nur so zum Spaß als wunderbarer Zeitvertreib.

Und genau an diesem Punkt trifft folgende aktuelle Meldung genau ins Schwarze. „Pictures“ ist das „Spiel des Jahres“. Keine Auszeichnung ist in der Brettspielbranche begehrter, verspricht mehr Aufmerksamkeit: „Pictures“ wurde vom Autoren-Ehepaar Daniela und Christian Stöhr entwickelt, die Jury lobte in ihrer Laudation das Gemeinschaftswerk in höchsten Tönen. Das Spiel fördere „große Kreativität mit einfachsten Mitteln“. Immer wieder käme es bei Partien zu „tollen Aha-Momenten und amüsierenden Rechtfertigungsversuchen“ missverstandener Künstler-Genies. Bei „Pictures“ müssen mit Bauklötzen, Schnürsenkeln, Symbolkarten und anderen Gegenständen Foto-Motive nachgestellt werden. 16 Fotos liegen in einem Raster zwischen den Spielerinnen und Spielern aus und in jeder Runde erhalten die Mitmachenden jeweils eines von fünf verschiedenen Materialsets. Dann wird gleichzeitig gebaut und geraten, sodass jeder Spieler immer aktiv ist und es kaum Spielpausen gibt. „Je nach Aufgabe und Material ist das gar nicht mal so einfach, sondern erfordert kreative Ideen und Abstraktionsvermögen“, so die Jury: „Außerdem muss der Überblick über die anderen Motive der Auslage gewahrt werden, damit man nicht versehentlich doppeldeutig werkelt.“ „Pictures“ ist ein Spiel für drei bis fünf Personen ab acht Jahren. Eine Partie dauert etwa 30 Minuten. Erschienen ist das Spiel beim kleinen PD-Verlag in Heidenau bei Hamburg. 

Neben „Pictures“ waren noch das sich über 24 Partien weiterentwickelnde Legacy-Spiel „My City“ von Reiner Knizia und „Nova Luna“, ein ruhiges Legespiel von Uwe Rosenberg und Corné van Moorsel, für den Preis nominiert. Insgesamt hatten die zehn ehrenamtlichen Mitglieder der Kritikerjury dieses Jahr etwa 330 deutschsprachige Spieleneuheiten unter die Lupe genommen. Gerade in Zeiten von Corona sei das gemeinsame Spielen von besonderer Bedeutung, betont der Jury-Vorsitzende Harald Schrapers: „Was macht man, wenn man zu Hause ist, Veranstaltungen meidet und selbst Netflix leergeguckt ist? Spätestens dann möchte man etwas gemeinsam erleben, gemeinsam mit denjenigen Menschen, mit denen man gerade so viel Zeit verbringt“, so Schrapers: „Knapp 25 Prozent Umsatzplus während des Lockdowns waren die logische Folge.“ Es Schorschla wird „Pictures“ in den nächsten Tagen im örtlichen Handel erwerben und freut sich schon auf lustige und listige Spieleabende mit den Stammtischbrüdern – und natürlich auch Stammtischschwestern.

Denn eines ist klar: Wer spielt, hat einfach mehr vom Leben. Was aber auch impliziert, dass man Menschen kennt, die gerne mit einem spielen. Wer diese nicht hat, sollte sich über die Gründe in einer ruhigen Minute einmal so seine Gedanken machen. Aber das ist ein anderes Thema. Übrigens: „Spiel des Jahres“ hin oder her. Natürlich tut es spontan auch immer ein oder zwei Päckchen Karten. Denn sind wir einmal ganz ehrlich: Die Spiele des Jahrhunderts sind doch längst erfunden: Was haben uns alle „Mau Mau“ oder „Schafkopf“ für unvergesslichen Stunden beschwert. Wie, Sie können kein „Schafkopf“? Das sollte sich ganz schnell ändern. Kinder sofort anmelden in der legendären Sternla-Schafkopf-Schule, die wohl wieder im November in Bambergs ältestem Wirtshaus in der Langen Straße stattfinden wird. Es Schorschla hat sogar das Gerücht aufgeschnappt, dass in naher Zukunft ein Kurs für spielfreudige Kartschwestern angeboten werden soll. Eine Regel gleich mal zum Einstieg ins Schafkopfregel: Der Ober sticht den Unter! Was fast immer stimmt – und das nicht nur beim Karteln! 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

 

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