Siebenschläferprognosen
Ja, mit dem Wetter ist das ja immer so eine Sache. Perfekt ist es nie: Der eine will’s ein bisschen kühler, der andere Sonne pur und mindestens 30 Grad. Ein bisschen Wind kann herrlich sein, ein laues Lüftchen ist doch ein Traum. Aber wo ist die Grenze? Nein, Sturm braucht kein Mensch und auch Regen ist nachts am schönsten. Nicht nur für die Landwirte.
Wie aber werden die kommenden Wochen aus meteorologischer Sicht? Ein bisschen Baccardi-Feeling? Sommer, Sonne, Sonnenschein? Oder eher Raindrops keep falling on my head? Fragen über Fragen.
Was sich zu diesem Thema immer anbietet, ist ein Blick in den Hundertjährigen Kalender. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts zeichnete der Zisterzienser-Abt Mauritius Knauer (1613-1664) vom Kloster Langheim bei Lichtenfels in Oberfranken das Wetter mehrere Jahre in all seinen Erscheinungsformen auf. Er ergänzte die Daten mit etwas Astrologie und Fantasie. Dr. Christoph von Hellwig, ein thüringischer Bekannter des Abtes, führte die Arbeit fort und ließ ein Buch mit der Vorhersage des Wetters von 1701 bis 1800 drucken: Den „Hundertjährigen Kalender“.
Seine Aussagekraft geht gegen Null, aber dieser Sieben-Jahres-Wetter-Zyklus wird immer wieder gerne zitiert. Wie auch die altbewährten Bauernregeln: „Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut“.
Oder: „Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr“. Und dann natürlich noch der Kult um den „Siebenschläfer-Tag“. Am Samstag stand dieser Mal wieder im Kalender. Und sie wissen ja: „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“.
Meteorologen sehen das Ganze aber sehr entspannt und geben Entwarnung: Aus ihrer Sicht ist für den weiteren Sommerverlauf nämlich nicht das Wetter an einem einzelnen Tag entscheidend, sondern die Wetterlage im gesamten Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. In diesem Zeitraum können sich traditionell sehr stabile Wetterlagen bilden, worauf sich die Siebenschläfer-Prognosen etwas stützen. In diesem Jahr sieht es nach einem Sommer mit viel Auf und Ab aus. Ein bisschen wie der Samstag – da hat es ja nach einem freundlichen Tagesbeginn gestürmt und geregnet, bevor es am Abend wieder richtig gemütlich wurde.
Zurück geht der Name Siebenschläfer übrigens auf eine alte Legende über sieben schlafende Brüder. Die wegen ihres christlichen Glaubens verfolgten jungen Männer sollen im Jahr 251 in eine Höhle bei Ephesus in der heutigen Türkei geflohen und dort eingemauert worden sein. Nach fast 200 Jahren Schlaf sollen sie lebend entdeckt worden sein. Der katholische Gedenktag für sie ist in Deutschland der 27. Juni. Das ursprüngliche Datum hat sich nach der gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582 allerdings um einige Tage verschoben, sodass der Siebenschläfertag eigentlich erst am 7. oder 8. Juli wäre. Wie gesagt: Ganz so genau sollte man Bauernregeln und Siebenschläferprognosen nicht nehmen. Und es gibt ja auch kein wirklich schlechtes Wetter. Nur unpassende Kleidung!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.