Der Sport geht wieder los
Mein Gott, wie er dem Schorschla fehlt: Der Sport. Erst mal gar nicht der, bei dem man sich selbst bewegen muss. Klar, die Freude über die Öffnung der Tennisplätze und die damit verbundene verkürzte Medenrunde ist groß, auch eine gemütliche Runde auf dem Golfplatz und ein kleiner Kick mit der Altherrenmannschaft haben so ihren Reiz. Aber die Couchvariante, das passive Beobachten derjenigen, die mit den kleinen und großen Bällen richtig umgehen können, die geht dem Schorschla seit Wochen so richtig ab. Kein Handball. Liga abgesagt. Kein Volleyball. Saison beendet. Kein Fußball. Spielzeit wird jetzt wieder angepfiffen. Und natürlich Basketball. Hier soll die Meisterschaft als Turnier mit zehn Teams ausgespielt werden. Ein interessantes Projekt. Ob es wie geplant umsetzbar ist, muss sich erst noch zeigen.
Der Plan der BBL sieht wie folgt aus: Das Meisterschaftsfinale wird in München ausgerichtet, 250 Menschen sollen sich dafür gemeinsam abschotten – drei Wochen lang. „Die BBL hat das Konzept am Donnerstag eingereicht. Nun warten wir alle auf Rückmeldung der Behörden“, zeigt sich Sportdirektor Marko Pesic vom Meister Bayern München im SPIEGEL erwartungsvoll. Erst Gruppenphase, dann K.-o.-Runde – alles im Quarantäne-Modus. Spieler, Trainer und Staff sollen dafür in einem Hotel am Olympiapark untergebracht werden. Ein Standort für alle, ohne Außenkontakte. Rein darf nur, wer gesund ist. So soll das Infektionsrisiko minimiert werden.
„Wir haben ein recht großes und exquisites Hotel ausgewählt, das auch Außenflächen für Spaziergänge hat“, ergänzt Pesic. Ja, das Projekt sei herausfordernd. Er glaube aber fest an die Umsetzbarkeit. „Natürlich ist das eine Ausnahmesituation. Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit. Aber wir versuchen, ein Umfeld zu schaffen, damit die Spieler wieder ihrem Beruf nachgehen können.“ Bei der gebotenen Lösung seien mit der Liga auch Virologen, Hygieniker und Ärzte beteiligt gewesen, sagt er. Einiges ist an den Hygieneplan der Deutschen Fußball Liga (DFL) angelehnt. „Die BBL hat mit dem Konzept einen sehr guten Job gemacht.“
Der Modus zur Meisterschaft klingt sehr logisch. So soll es zwei Fünfer-Gruppen geben mit je vier Partien pro Team. Danach geht es mit Viertelfinals im Modus Hin- und Rückspiel weiter. So komme jede Mannschaft auf mindestens sechs Spiele, die Finalisten am Ende auf zehn. In Summe sind es dann 36 Partien, verteilt auf drei Wochen. „Diese Garantie hätten nun auch die Sponsoren und der Rechteinhaber“, sagt Pesic. Für die Halle selbst gibt es bereits ein Konzept mit Laufwegen und limitierter Anwesenheit, um die Abstände einzuhalten.
Die Gruppen wurden nach der Tabelle eingeteilt. Meister Bayern wird die Gruppe A anführen, der auch Crailsheim, Oldenburg, Göttingen und Ulm angehören. Alba Berlin spielt in Gruppe B mit Ludwigsburg, Vechta, Bamberg und Frankfurt. Es Schorschla freut sich schon auf spannende Fernsehabende, hofft, dass die bislang doch eher verkorkste Saison aus Bamberger Sicht unter diesen Umständen ein versöhnliches Ende nehmen wird. Wobei der sportliche Aspekt aller Ligen wohl nicht im Vordergrund stehen wird. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie die Profis mit dieser wohl einmaligen Situation umgehen werden. Ist ja ein bisschen wie Big Brother, nur eben im Spitzensport.
Bis zu zehn Spiele in drei Wochen – garantiert sind immer mindestens 24 Stunden Zeit zwischen den Partien. Klingt ambitioniert, aber dafür fallen ja die sonst üblichen Reisen komplett weg. Kein Warten am Flughafen, keine lange Fahrten in den Bussen. Dafür Entspannung im Münchner Nobelhotel.
Einige Spieler äußerten sich „hin- und hergerissen“. Wie z.B. Bayerns Kapitän Danilo Barthel. Auch von den Berlinern und Frankfurtern kamen kritische Töne. Doch der Ball liegt aktuell noch bei der Politik. Drei Wochen Training müssten die Teams vor dem Turnier gewährleisten, sagen die Vereine. Sonst seien die Spieler einem zu großen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Bis jetzt trainieren alle nur für sich, einige auch noch im Ausland. Mit ihnen liefen aktuell Gespräche, wann und wie sie zu den Teams stoßen können. Eine Rückmeldung der Behörden brauchen die Klubs bis zum 18. Mai, um die Saison noch regulär bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen.
Es Schorschla drückt die Daumen. Vielleicht erleben wir ja unter diesen ganz besonderen Umständen die Widergeburt von Freak-City. Wenn auch unter ganz neuen Vorzeichen.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.