Mobil in der Stadt der Zukunft
„Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance“. Das erkannte der französische Schriftsteller und Politiker Victor Hugo schon vor mehr als 150 Jahren. Auch heute noch geht es genau um diese Chancen, die sich denjenigen bieten, die mutig, interessiert und voller Tatendrang nach vorne blicken. Die Visionen haben, Ziele, Wünsche und sich auch vor Verantwortung nicht scheuen.
Picken wir doch einmal ein Thema heraus, welches aktuell durch alle Medien geistert: Die Mobilität von morgen! Werden wir auf E-Fahrzeuge setzen, entwickelt sich Wasserstoff zur Energiequelle Nummer 1, tanken wir bald schon Bio-Diesel oder brauchen wir vielleicht gar keine Autos mehr? Setzen wir uns lieber in den Zug oder geht es Schwerelos im Hyperloop mit Schallgeschwindigkeit von A nach B? Fragen über Fragen. Es gibt viel zu tun, mit dem Blick aufs Klima und neue Lebensmodelle scheint nur eines sicher: Wir werden uns auf große Veränderungen einstellen müssen. Oder dürfen. Denn wie schon gesagt: Es geht ja um Chancen!
Veränderungen sind ja nicht gerade die Wunschvorstellungen der Deutschen. Und so hört man aktuell nicht nur an Stammtischen die klassischen Pessimistenfloskeln: Das schaffen die nie, hat doch schon früher nicht geklappt, die werden sich noch wundern und der Schorschla-Favorit: Ich mach’ erst mal gar nichts!
Während wir also noch auf Zeit spielen, die wir objektiv leider nicht mehr haben, setzen andere Nationen und Unternehmen auf Aktionismus. Bestes Beispiel: Der japanische Konzern Toyota. Während in „good old germany“ die gesetzlichen Vorgaben für neue Antriebstechniken und autonomes Fahren in unzähligen Meetings und runden Tischen abgeklärt werden, präsentieren die Japaner auf der Technikmesse CES in Las Vegas eine eigene Stadt. Ja, sie haben richtig gelesen: Toyota will in Japan eine kleine Stadt der Zukunft entwickeln und bauen. In „Woven City“, der „Verflochtenen Stadt“, sollen rund 2000 Menschen leben, als Planer wurde bereits der dänische Star-Architekt Bjarke Ingels engagiert.
Toyota will eine experimentelle Stadt der Zukunft bauen, um Technologien wie das autonome Fahren in realen Umgebungen zu testen. Dafür soll das Gelände einer stillgelegten Fabrik des Autobauers in der Nähe des Bergs Fuji umgebaut werden, kündigt Firmenchef Akio an. Die Grundsteinlegung sei für kommendes Jahr geplant, Toyota-Mitarbeiter, Ruheständler und Forscher werden die ersten „Woven“-Bürger sein. Das Gelände hat eine Fläche von gut 70 Hektar. Eine Grundidee des Stadtkonzepts sei, dass Fußgänger, Radfahrer und Autos auf eine intelligente Weise die Straßen teilen könnten, erklärte Ingels in Las Vegas. Ein großer Teil der Verkehrsinfrastruktur – zum Beispiel Brennstoffzellen-Anlagen für die Energiegewinnung – werde unter die Erde verlegt. Die Gebäude sollen aus Holz gebaut und mit Solarzellen auf dem Dach versehen werden.
Toyota ist übrigens nicht der erste Technologie-Konzern, der den Aufbau einer eigenen Stadt-Infrastruktur versucht. Google kündigte bereits 2017 ein ähnliches Projekt in der kanadischen Metropole Toronto an, allerdings nur auf einer Fläche von knapp fünf Hektar. Und in Deutschland? Da kämpfen die Automobilkonzerne aktuell um grüne Plaketten, mit Fahrverboten und CO2-Flotten-Emissionswerten.
Das erinnert fast schon an Albert Einstein, der offen bekannte: „Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug“. Aber das war damals natürlich eher als Scherz gedacht.