Der Inbegriff der Romantik
Es ist irgendwie der Inbegriff der Romantik: Die wunderbare weiße Weihnacht. Kurz www. Tief verschneite Dächer als Kontrast zu den dampfenden Kaminen, Schneeschippen vor der Bescherung, mit dicken Winterstiefeln in die Christmette stapfen. Da schlagen nicht nur Kinderherzen höher. Aber leider waren die vergangenen Jahre im WOBLA-Land eher grün. Also völlig unpolitisch analysiert, rein meteorlogisch gesehen. Früher war das ganz anders, sagen die Alten. Und auch es Schorschla schwärmt von der guten alten Zeit, von dicken Flocken, von einem halben Meter Schnee in nur einer Nacht. Von Schlittenspaß am ersten Feiertag, irgendwann in den 80er Jahren, am Sauersberg, mit heißem Tee und Altenburgblick.
Doch die ganze Romantik zur Seite gelegt stellt sich die Frage: Hat es Weihnachten früher wirklich öfter geschneit? Oder ist das nur klassisches Wunschzetteldenken? Verklärte Rückblicke, ein Streich unserer vielstrapazierten Hirnwindungen?
Eines ist klar: In Filmen, Büchern und auf Kunstwerken liegt zuverlässig Schnee, wenn die perfekten Weihnachten gezeigt werden sollen. Doch dieses Bild vom weißen Fest hat tatsächlich nur wenig mit der Realität in Deutschland zu tun. Am 24. Dezember und in den Folgetagen schneit es in Deutschland nur sehr selten. Das hat sich seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1961 nicht geändert, zeigen die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Aber noch früher? Auch nicht, wie Aufzeichnungen einzelner Orte, die bis 1881 zuverlässig zurückverfolgt werden können, belegen.
Dass viele Senioren trotzdem den Eindruck haben, dass weiße Weihnachten früher häufiger waren, liegt womöglich an einer Schneeperiode in den Sechzigern. Damals gab es eine „Serie“, mehrere Jahre hintereinander lag damals tiefer Schnee zum Jahretag von Christi Geburt. Die Erklärung für den schneeweißen Trugschluss ist aber noch viel profaner: Weiße Weihnachten bleiben einfach besser im Gedächtnis als graue, verregnete.
Eine Definition vorab: Der DWD spricht von weißen Weihnachten, wenn an allen Festtagen, also an Heiligabend und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, morgens um 7 Uhr mindestens ein Zentimeter Schnee liegt. Die letzten fast flächendeckenden weißen Weihnachten erlebten die Menschen in Deutschland demnach 2010. Im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und Südwesten liegt die Wahrscheinlichkeit für eine geschlossene Schneedecke bei zehn Prozent. Im Norden und Nordosten ist sie mit 15 bis 25 Prozent etwas höher. In den Mittelgebirgen kann man zu 30 bis 50 Prozent mit weißen Weihnachten rechnen. Am besten stehen die Chancen auf Bergkämmen der Mittelgebirge und in den Alpen ab einer Höhe von 800 bis 1000 Metern. Das ist so. Und war schon immer so. Sagen die Experten.
Ein neuer Trend lasse sich aus Wetterdaten bislang nicht ableiten, erklärt DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. Die Schneewahrscheinlichkeit zu Weihnachten sei seit Beginn der Aufzeichnungen etwa gleich geblieben.
Dass es zu Weihnachten so selten schneit, liegt am sogenannten Weihnachtstauwetter. Dieses gehört zu den verlässlichsten Witterungsregelfällen in Deutschland, kehrt also jährlich immer um die gleiche Zeit wieder. Dabei ziehen milde Atlantikluft und Regen von Westen heran und vertreiben die kalte Luft, die zwischen November und Mitte Dezember meist Winterwetter mit Minusgraden und Schneefall nach Deutschland bringt.
Die aktuellen Vorhersagen machen leider wenig Hoffnung für White Christmas. Eine Veränderung bestätigt die DWD-Statistik dann aber doch. Die Winter waren früher zumindest kälter. Den Angaben zufolge ist es in Deutschland seit 1881 im Dezember um 1,7 Grad wärmer geworden. Es Schorschla lässt sich das Träumen aber trotzdem nicht vermiesen und wünscht allen Leserinenn und Lesern an dieser Stelle eine besinnliche und erholsame Weihnachtszeit. Das Wetter nehmen wir einfach wie es kommt. Und von den guten alten Zeiten schwärmen wir trotzdem. Weil’s einfach dazu gehört!