Da verschlägt es der Jugend die Sprache

Jugendwort 2019?

 

Es war immer eine nette Meldung wert: Eine Jury aus anerkannten Sprachwissenschaftlern kürte jedes Jahr das „Jugendwort des Jahres“. Wortneuschöpfungen wie „Smombie“, ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie, „Babo“, was so viel bedeutet wie Boss, und „Yolo“ für „You only live once“ oder „I bims“, die Verballhornung von „ich bin’s" erhielten in den vergangenen Jahren dieses Siegel. Bei der letzten Wahl 2018 setze sich „Ehrenmann/Ehrenfrau“ letztendlich durch.

In diesem Jahr wird es aber keine dementsprechende Wortschatzerweiterung geben, wie der Leiter des Pons-Verlags, Erhard Schmidt, erklärt. Ob es sich um ein endgültiges Aus für die stets medienwirksam inszenierte Wahl oder nur um eine Pause handelt, „wird noch entschieden“, sagt Schmidt.

In diesem Frühjahr aber hatte die Konkurrenz, der zur Klett-Gruppe gehörende Pons-Verlag in Stuttgart, die Marke Langenscheidt und die zugehörigen Produkte übernommen. „Der Deal kam für das Produkt zu einem ungünstigen Zeitpunkt“, so Schmidt. Der Zustand des Lexikons „war nicht so, dass wir das Produkt in diesem Jahr in einem vernünftigen Zustand zu Ende führen konnten“. Und darum fällt jetzt eben auch die Werbung dafür aus. 

Ein Skandal? Es Schorschla findet es schade, kann aber gut damit leben. Und die Sprachexperten am Lande sehen es noch lockerer. Richtig tragisch sei das nicht, findet Annette Trabold, die Sprecherin des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim: „Diese Jugendwörter waren ja nicht ganz einwandfrei statistisch belegt. Da waren Modeerscheinungen und Eintagsfliegen dabei. Die Auswahl des Jugendworts hat unseren Ansprüchen nicht genügt.“ 

Ähnlich sieht das auch der Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo, der an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster zur Sprache der Jugend forscht: „Die Wahl zum Jugendwort hat zum Nachdenken über Sprache angeregt. Auch wenn es sicherlich unwissenschaftlich war, hat es doch so herrlich kontrovers zu Diskussionen um und über Sprache angeregt.“

Denn diskutiert wurde viel über das Jugendwort. War es nun die „Gammelfleischparty“, eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party und 2008 das erste gekürte Jugendwort überhaupt, oder 2016 „Fly sein“. Der Ausdruck kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll so viel bedeuten wie: Jemand oder etwas „geht besonders ab“.

Medienberichten zufolge hatte sich zwischenzeitlich ein anderer Anbieter gefunden, der die Jugendwort-Wahl in einem reinen Online-Voting fortführen wollte. Nachdem die Seite gehackt wurde, sei das Projekt aber wieder beendet worden. 

 

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