Überhitzt und abgekocht

Long hot summer effect?

Die Rekordtemperaturen der vergangenen Tage und Wochen bestimmen unseren Alltag. Nachhaltig. Ventilatoren und Klimageräte sind längst vergriffen, in den Schlafzimmern geht es richtig heiß her. Aber nicht in der Art und Weise, die Spaß machen würde. Wer kann, schläft auf dem Balkon und wird dort das Opfer von Stechmücken. Am Morgen dann ein bisschen durchschnaufen, bevor man sich auf den Weg ins Büro macht. Dabei gibt es zwei Varianten: Umweltbewusst mit dem Rad und ersten Schweißausbrüchen oder umweltschädlich mit dem klimatisieren Fahrzeug und einem rauen Hals und leichtem Sommerschnupfen. Da ist es kein Wunder, dass Wissenschaftler jetzt bestätigt haben, dass steigende Hitze zu steigenden Aggressionen führt.

Es wird gehupt, gedrängelt, gemault, Ende Juni endete ein sonniger Tag im Düsseldorfer Rheinbad mit einem Großaufgebot der Polizei. Ein 53-Jähriger hatte sich von einer Gruppe Jugendlicher belästigt gefühlt, an dem folgenden Streit sollen am Ende bis zu 400 Personen beteiligt gewesen sein. Der Einsatz ist leider kein Einzelfall.

„Long hot summer effect“ nennen Experten den Effekt, der unter anderem erklären soll, dass politische Unruhen und Krawalle mit zunehmender Sommerhitze immer wahrscheinlicher werden. 

 

Professor Gerhard Reese erforscht seit vielen Jahren das Zusammenspiel zwischen Klima und menschlichem Verhalten. Der Umweltpsychologe der Universität Koblenz-Landau erklärt: „Wenn jemand aggressiv wird, dann spielen neben den Temperaturen immer auch noch andere Faktoren eine Rolle“. Die Hitze wirke dabei wie ein Verstärker für die anderen Emotionen.

Ja, Hitze ist sehr anstrengend für den Körper. Ja, der Puls erhöht sich. Ja, uns läuft der Schweiß runter. Wir können uns schwer konzentrieren und blenden rationale, beruhigende Faktoren aus. Aber es gibt laut Reese auch einen überraschenden Umkehrfaktor: „Ab etwa 33 Grad beruhigen wir uns wieder. Es ist dann einfach zu anstrengend sich aufzuregen“. Der Aggressionsforscher Craig Anderson hat gezeigt, dass die globale Erwärmung tatsächlich Gewalt fördern kann. Er hat Statistiken ausgewertet, die zeigen, dass es in besonders heißen Sommern zu mehr gewalttätigen Verbrechen gekommen ist. Dabei geht es nicht nur um direkte Effekte durch die ansteigenden Temperaturen. Durch die Klimaerwärmung kommt es auch zu mehr Migration, mehr Ernteausfällen oder Naturkatastrophen. Die Menschen wachsen nicht mehr in einem so sicheren Umfeld auf und verhalten sich aggressiver.

 

Kann man sich aber an die Hitze gewöhnen oder sein Leben auf dauerhafte 30+-Temperaturen einstellen? Blicken wir nach Südeuropa, wo es schon immer lange Hitzeperioden gibt. Hier haben sich die Menschen Tricks ausgedachtet: eine lange Siesta zur Mittagszeit beispielsweise. Es Schorschla setzt auch im Sommer 2019 auf die allseits bekannte, schöne Redewendung: „Einen kühlen Kopf bewahren“. Und gibt allen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle eine Lebensweisheit von „Was-bin-ich?“-Erfinder Robert Lembke mit auf den Weg: „Es bekommt einer Sache besser, wenn sich einer dafür erwärmt, als wenn sich hundert dafür erhitzen“. In diesem Sinne: Bleiben Sie cool! 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

 

 

 

 

 

 

 

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