Darüber sollte man nachdenken
Das war mal eine Meldung exakt nach Schorschla-Geschmack: Der Deutsche Schulpreis 2019 geht an die Gebrüder-Grimm-Grundschule in Hamm. Nicht für eine herausragende mathematische Leistung oder die Einführung der dritten Fremdsprache, sondern für eine „ausgeprägte Lobkultur“.
Alexander Lorz (CDU), Präsident der Kultusministerkonferenz, überreichte die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung vergangene Woche bei einem Festakt in Berlin. Die Grundschule in Hamm mit knapp 230 Kindern überzeugte mit ihrer „ausgeprägten Lobkultur“, die im gesamten Schulalltag präsent sei, begründete die Jury ihr Urteil.
„Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos“, erkannte bereits Sigmund Freud. So besann sich das Lehrerkollegium in Hamm bewusst auf eine positive Form der Kommunikation. Bei monatlichen Schulversammlungen werden seit einigen Monaten besondere Leistungen und das Engagement von Schülerinnen und Schülern in sogenannten Lobbriefen gewürdigt. Mit „Komplimente-Karten“ können sich die Kinder zudem gegenseitig motivierende Nachrichten schreiben.
Auch der Unterricht an der nordrheinwestfälischen Grundschule zeichnet sich durch ein besonderes Konzept aus: Das Schuljahr ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt, sodass die Kinder abwechselnd in jahrgangsübergreifenden Projekten, individuellen Kursen und im Klassenverband lernen. Unterstützt werden sie dabei von fünf Schulassistenten und Merlin, dem Schulhund.
Weitere Pluspunkte: Der „Internationale Garten“, in dessen Pflege nicht nur die Schüler und Eltern, sondern auch die Nachbarn eingebunden sind. Ein täglicher Morgentanz ab 7.45 Uhr in der Aula. Eine Grillecke für Feste mit Familien, einen Bereich mit Meerschweinchen, Kaninchen, Hühnern. Jeder Quadratmeter wird multifunktional genutzt. Die Schule liegt in dem sozial schwachen Stadtteil Bockum-Hövel, der durch Arbeitslosigkeit und geringe Einkommen geprägt ist. Sie hatte sich in diesem Jahr das erste Mal für den Schulpreis beworben. Man sehe es als „großes Glück“, eine „arme“ Schule zu sein, hatte das Lehrerteam in der Bewerbung geschrieben. „Das, was uns bezüglich aller Qualitätsentwicklung vorangebracht hat, waren echte Herausforderungen und Nöte.“ So sieht es auch die Jury: „Die Gebrüder-Grimm-Schule hat die Not zum Motor ihrer Entwicklung gemacht“, lobt Jurysprecher Michael Schratz. Als Brennpunktschule mit wenigen Ressourcen habe sie eine hervorragende Umgebung zum Lernen geschaffen. Sie sei ein Vorbild für innovative Schulentwicklung.
Es Schorschla hat dieses ausgezeichnete Schulprojekt gleich zum Anlass genommen, um über das lange Pfingstwochenende einigen Bekannten, Freunden aber auch Fremden ein vielleicht längst überfälliges, aber verdientes Lob auszusprechen. Erstaunlich, dass dies viele im ersten Moment völlig überforderte und sie es als Scherz herunterspielen wollten. Es Schorschla musste das Lob ernsthaft erklären, bevor es der Empfänger auch annehmen konnte. Was es Schorschla schon erstaunt hat: Denn Rügen, Anschisse, ja selbst Beleidigungen sind wir gewohnt und akzeptieren sie sofort. Aber einen Dank oder ein ehrliches Lob, das ist uns in unserer heutigen Zeit nicht mehr geheuer. Darüber sollten wir alle mal kurz nachdenken …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.