Theresa May tritt zurück
Nach eigener Ansicht hat sie alles versucht, was sie konnte. Geholfen hat es nichts. Und so kommt jetzt, was eigentlich schon viel früher hätte kommen sollen. Oder müssen. Theresa May tritt am 7. Juni als britische Premierministerin zurück.
Ist diese im Grunde längst überfällige Ankündigung aber die Wende zum Guten im einstigen Heimatland der Demokratie? Es Schorschla ist sich da ebenso unsicher wie viele Briten. Klar ist, Theresa May mögen nur wenige, sie bekommt seit Wochen katastrophale Sympathiewerte. Trotzdem haben bei ihrem Rücktritt nur wenige gejubelt. Denn es kann alles noch viel schlimmer kommen.
Was auch die Europawahl auf der Insel gezeigt hat. Tories und Labour in Großbritannien desaströse Ergebnisse, das Zweiparteiensystem liegt in Trümmern. Noch viel schlimmer als in Deutschland. Vor allem Nigel Farage profitiert von diesem politischen Erdrutsch. Laut Prognosen der BBC nach Auszählung von acht der zwölf Regionen stimmten 32 Prozent für die Brexit-Partei – den klaren Wahlsieger.
Im Königreich gab es nur ein Wahlkampfthema: Den Brexit. Die konservativen Tories von Noch-Premierministerin Theresa May wurden natürlich abgestraft und kommen gerade einmal auf rund neun Prozent: Eine historische Niederlage! Auch die Labour-Partei verliert stark, nur rund 14 Prozent der Wähler stimmten für die Sozialisten von Parteichef Jeremy Corbyn. Die Wahlbeteiligung lag bei lächerlichen 37 Prozent – das heißt nichts anderes, dass die Zukunft des Landes fast zwei Dritteln der Bevölkerung einfach egal ist.
Nach dem Triumph seiner Brexit-Partei bei der EU-Wahl fordert Nigel Farage verständlicherweise ein Mitspracherecht bei den Verhandlungen über Großbritanniens Ausstieg aus der EU. „Wir sollten jetzt zum Team gehören, das ist ziemlich klar“, erklärt der 55-Jährige vollmundig am Montag. Er pocht auf ein Ausscheiden seines Landes aus der EU bis zur derzeitigen Frist am 31. Oktober – im Zweifel auch ohne Vereinbarungen über das künftige Verhältnis Großbritanniens zur Staatengemeinschaft.
Farage ist obenauf. Die gesamte britische Demokratie sei gefährdet, ruft der Antieuropäer in der Wahlnacht seinen Anhänger immer wieder zu – und lässt sich feiern. Der Brexit müsse jetzt endlich kommen. Wenn es sein müsse, auch ohne Deal. Wenn die EU nicht nachgebe, handle man eben nach den Regeln der Welthandelsorganisation, sagte er.
Zurück zu Frau May. Seit ihrer Rücktrittsankündigung haben bereits acht Kandidaten erklärt, die Tory-Partei führen zu wollen. Der deutliche Favorit auf Mays Nachfolge heißt Boris Johnson. Londons Ex-Bürgermeister ließ bereits verlauten, dass man sich auf einen harten Brexit am 31. Oktober vorbereiten müsse, um mit Brüssel ordentlich verhandeln zu können. Viele halten das für einen Bluff, sicher kann man sich beim unberechenbaren Johnson nie sein. „Der Mann ist ein Clown“, sagen viele Londoner. Aber irgendwie haben sie auch Angst vor ihm, zu unberechenbar erscheint er in seinem Handeln. Was ihn aber wieder mit Donald Trump verbindet, der zu einem Staatsbesuch vom 03. bis 05. Juni nach London reisen wird. Dann ist voraussichtlich noch Frau May in Downing Street 10 wohnhaft und erster Ansprechpartner für den US-Präsidenten. Vielleicht das Positivste am aktuellen Inselchaos, den ein Treffen Johnson/Trump als britischer Premier und amerikanischer Präsident wäre aktuell wohl des Guten doch etwas zu viel. Nein, das hat Europa einfach nicht verdient! Nicht heute, nicht morgen. Hoffentlich niemals!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.