Schorschla ist nur noch "happy"

Haben Sie es auch gespürt?


Am Freitag und Samstag – bei blauem Himmel, Sonne pur und frühlingshaften Temperaturen? Wie die Stimmung im Land simultan mit dem Thermometer in ungeahnte Höhen geschnellt ist. Rekordwerte für 2019, ein Hauch von Tanz in den Mai bereits Mitte März.

Bei diesem Höhenflug der guten Laune verwundert es doch ein wenig, das ausgerechnet Finnland seinen Titel als „glücklichstes Land der Welt“ im UN-Ranking verteidigen konnte. Finnland, ganz hoch im Norden gelegen, vereint ja nicht gerade die klassischen Wohlfühlfaktoren in sich. Das Wasser ist kalt, das Klima rau. Und dann ist es auch noch monatelang dunkel. Und Alkohol ist – sofern man ihn überhaupt bekommt – enorm teuer. Trotzdem besagt der neue Weltglücksreport, der am Mittwoch publiziert wurde: Finnland ist top. Hier strahlen die Menschen nicht nur im Juni mit der Mitternachtssonne um die Wette.

Was aber macht die Finnen so glücklich? In Helsinki erhält man auf diese Frage unterschiedliche Antworten. „Finnland sei ein großartiges Land. Wunderschöne Natur, sauber und sicher sei es hier im hohen Norden. Die Saunakultur. Gefühlte Freiräume. Keine Bevormundung. Respekt. Spaß. Dazu ein herausragendes Bildungssystem. Ja, die Finnen schätzen ihr Land. Und sind – völlig zu Recht – mächtig stolz darauf!

Deutschland ist von dieser Einstellung weit entfernt. Und so ist man im Glücksbarometer weiter abgerutscht. Nur ein bisschen, von Platz 15 auf Platz 17 abgerutscht. Aber die Tendenz ist doch erkennbar. Am unglücklichsten sind die Menschen übrigens im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik und in Afghanistan.

Der Glücksreport basiert auf Gallup-Umfragen, die im Laufe von drei Jahren erstellt wurden, und vergleicht 156 Länder. Die Bürger wurden gefragt, wie glücklich sie sich selbst fühlen. Zudem wurden Faktoren wie Bruttoinlandsprodukt, Lebenserwartung und Korruption in Regierung und Wirtschaft berücksichtigt. Bei der aktuellen Auflage konzentriert sich der Bericht auf das „Glück in der Gemeinschaft“ – und wie soziale Medien und Technologie, soziale Normen, Konflikte und die Regierungspolitik das Glück des Einzelnen beeinflussen.

„Wie Gemeinschaften in Schulen, am Arbeitsplatz, in Stadtteilen oder in sozialen Medien miteinander interagieren, hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Glück der Welt“, erklärt John Helliwell von der University of British Columbia, einer der Mitherausgeber des Berichts.


Die Sozialpsychologin Jennifer De Paola von der Universität in Helsinki hat sich angeschaut, welche Themen man in Finnland unter dem Hashtag #onnellinen – das bedeutet „glücklich“ – in sozialen Medien veröffentlicht. Ihr Fazit: Die Finnen schaffen es, in ihren Posts bescheiden zu bleiben, so De Paola. „Der durchschnittliche Finne würde zum Beispiel nicht mit einer Beförderung oder Gehaltserhöhung angeben“, sagt die Forscherin. Das mache ebenfalls glücklich: „Soziales Vergleichen steht in wissenschaftlicher Hinsicht in Verbindung mit Angst und Unglücklichsein, besonders im Zeitalter sozialer Medien“.

Eines der Wörter, die die Finnen am besten beschreiben, ist „Sisu“. Das lässt sich am ehesten mit „Beharrlichkeit“ übersetzen, mit der die Finnen unter anderem ihr raues Klima meistern, wie De Paola sagt. Das finnische Glück fuße zudem auf sozialer Sicherheit und den Möglichkeiten, sich selbst stets neu erfinden zu können. Jeder sei gleich, niemand werde ausgeschlossen. Grundsätze, die wir uns vielleicht etwas abschauen könnten. Denn zumindest ein einstelliger Platz in der globalen Glücksskala könnte für uns Deutsche doch ein schönes Ziel sein. Vor allem jetzt, wo wir die Niederlande zum Auftakt der EM-Qualifikation in letzter Minute 3:2 bezwingen konnten. Letztendlich schon etwas glücklich. Aber natürlich verdient!

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

 

 

 

 

 

 

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