Die blanke Diskriminierung?
Der Endspurt für die fünfte Jahreszeit läuft. Prunksitzungen, Faschingsbälle und Karnevalspartys sorgen landauf landab für beste Stimmung, bei Live-Musik und lustigen Festreden vergnügen sich Närrinnen und Narren nach Herzenslust. Der Elferrat des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) freut sich auf die 70. Auflage des Bamberger Rosenmontagsballes, das diesjährige Motto lautet bekanntlich „Der Gablmoo rockt den Ziegelbau über und unter dem Wasser“. Dementsprechend wird es im Ziegelbau an der Mußstraße am 04. März sehr maritim zugehen, die kreativen Gäste dieser Traditionsveranstaltung feilen und schneidern seit Wochen am perfekten Kostüm. Und genau da beginnen heutzutage Probleme, welche es in der langen Historie des BRK-Elferrats in dieser Form wohl noch nie gab. Denn was darf man heute überhaupt noch tragen? Welche Kostüme sind unanstößig und politisch korrekt? Mit Blumenkränzchen als Südseeschönheit? Untragbar. Ein Dreizack in der Hand Neptuns? Macho, Macho. Mit kunstvoll geschnittener Flosse als Meerjungfrau? Die blanke Diskriminierung. Von schwarzer Schminke, Augenklappen für Piraten oder einer Afrolook-Perücke gleich ganz zu schweigen.
Die Kölner Afrikanistik-Professorin Marianne Bechhaus-Gerst hat sich zuletzt in die Schlagzeilen genörgelt. Ja, natürlich gebe es rassistische Kostüme. Wer sich zum Beispiel als Fantasie-Afrikaner mit Baströckchen und Knochenkette schmücke, bediene alte, stereotype Bilder“, schimpft die Akademikerin. „Man ist damit nicht unbedingt Rassist. Aber es ist eine rassistische Verkleidung.“ Es treffe Menschen, die sich reduziert fühlten. Und der Bastrock sei nur ein Beispiel. Damit aber nicht genug. „Ich würde mir wünschen, dass es auch eine Diskussion über das Indianerkostüm gibt und was daran problematisch sein könnte. Dass es sich dabei um eine europäische Fantasie über eine Menschengruppe handelt, die nichts mit der Realität zu tun hat“, so Frau Bechhaus-Gerst.
In eine ähnliche Kerbe schlägt die 2017 ins Leben gerufene Plakatkampagne „Ich bin kein Kostüm!“. Die Beteiligten – darunter der Antidiskriminierungsverband Deutschland – kritisieren dabei, dass die „Zeit des Kolonialismus und der sogenannten „Entdeckungen“, die mit Massenmorden und anderen Gräueltaten einhergingen“, bislang nicht ausreichend aufgearbeitet worden sei.
Es Schorschla möchte an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass wir beim Thema Faschingskostüme sind. Um ja nichts falsch zu machen, hat der Schreiber dieser Zeilen einen irren Plan entwickelt. Es verkleidet sich am Rosenmontag einfach als das, was es eh ist: Es Schorschla geht als Schorschla. Eine Wahnsinnsidee, die durchaus zur Nachahmung empfohlen werden kann. Also nicht, dass plötzlich alle Elferrats-Fans sich als Schorschla verkleiden sollen – das wäre ja vielleicht auch wieder diskriminierend – sondern dass jeder als das geht, was er oder sie eh ist: Als Autoverkäufer/in, als Friseurmeister/in, als Journalist/in oder auch als Finanzbeamter oder Finanzbeamtin. Das passt zwar nicht zum verkündeten Motto, wäre aber politisch einwandfrei. Und überhaupt: Allein die Tatsache, dass „Der Gablmoo“ am Rosenmontag im Mittelpunkt steht, stößt dem Schorschla schon etwas auf. Was ist mit der „Gablfraa“, fragt sich da sicherlich auch Frau Bechhaus-Gerst.
Apropos Bechhaus-Gerst: Bei der Karnevalssitzung im Kölner Gürzenich machte Büttenredner Bernd Stelter einen Witz über den Doppelnamen von Annegret Kramp-Karrenbauer. Eine wütende Frau stürmte daraufhin die Bühne und beschimpfte den Komiker. „Fragt mal irgendjemand, was für einen Scheißnamen ein Mann hat, den die Frau annimmt?“, raunzte sie Stelter an. „Ja, Männernamen sind immer toll, und Frauennamen sind immer scheiße, und Doppelnamen sind doppelscheiße.“ Der perplexe Stelter rechtfertigte sich damit, dass er nur „Witze“ mache. Es sei ja Fasching. Am Rosenmontag soll die Sitzung im Ersten ausgestrahlt werden. Ob diese Szene dann zu sehen sein wird, ist allerdings noch unklar. Der WDR ist sich noch unschlüssig. Da bleibt nur ein schwacher Trost: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Gottseidank!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.