Triumph statt Trauer
#triumphodertrauer. Unter diesem Hashtag warben die Brose Bamberg für das Pokalfinale 2019 am Sonntag gegen Alba Berlin. „Do or die“ heißt das neudeutsch. Ein Spiel. Ein Gewinner. Ein Titel. Spannung. Showdown.
Wer war Favorit? Vielleicht Berlin. Die Hauptstädter hatten ja die scheinbar übermächtigen Bayern aus dem Wettbewerb geworfen, dazu die Skyliner aus Frankfurt im Halbfinale in fremder Halle mit 70:105 deklassiert. Auf Bamberger Seite stand dagegen das hauchdünne 90:87 gegen Bonn. Aber dafür Heimrecht. Knapp 6000 frenetische Fans, Freak-City-Stimmung bei frühlingshaften Temperaturen. Alles in allem – 50:50. Tagesform. Nervenstärke. Vielleicht auch das Quäntchen Glück ganz am Schluss!
Um exakt 17.12 Uhr explodierte die Brose Arena. Wahrscheinlich hätte man den Erleichterungsschrei der Bamberger Fans noch auf der Altenburg gehört; die positive Energie, welche nach dem Fehlwurf von Luke Sikma mit einem Schlag freigesetzt wurde, lässt allen Augenzeugen wahrscheinlich noch heute beim Lesen dieser Zeilen die Gänsehaut auflaufen. Fassen wir das Spiel kurz zusammen: Von der ersten Sekunde standen ohne Ausnahme zehn Spieler auf dem Parkett, die aufopferungsvoll um jeden Ballbesitz, um Positionen, um diesen alles entscheidenden Millimetervorteil kämpften.
Statt Ballzauber und technischen Raffinessen dominierten Einsatz und Wille. Lange Zeit mit kleinen Vorteilen für Bamberg, was Anfang des letzten Viertel in einer zweistelligen Führung gipfelte. Doch die Gäste schlugen zurück. Und wie! Punkt um Punkt kämpften sich die Albatrosse heran und netzten 29 Sekunden vor der Schlusssirene zum 79:80 ein. Heckmann sorgte mit einem Freiwurf für den Ausgleich, der zweite Versuch sprang vom Ring und in Flippermanier in die Hände der Berliner. Tempogegenstoß und ein krachender Dunking verzückten den gelb-schwarzen Block auf der Nordtribüne. 82:80. Auszeit und dann dieser letzte Hitchcook-Angriff. Drei-Punkte-Wurf von Tyrese Rice, Kampf um den Rebound, Harris tippt den Ball zu Heckmann, der passt über die ganze Zone zum freistehenden Nikos Zisis. Der „Herr der Ringe“ übernimmt die Verantwortung und versenkt den „Dreier“ 2,4 Sekunden vor der Schlusssirene im Gästekorb. Die Bamberger Fans liegen sich in den Armen, wissen aber gleichzeitig, dass noch nicht entschieden ist, ob Triumph oder Trauer die kommenden Minuten bestimmen werden. Auszeit Berlin. Etwas nervliche Abkühlung. Und dann kommt die Szene, mit der Nikos Zisis sich endgültig zum Pokalhelden macht. Denn sein perfekt platziertes Foul nach dem Einwurf der Berliner kommt genau im richtigen Moment – noch bevor sein Gegenspieler zum Wurf ansetzen kann, aber wohl dosiert, so dass auch kein unsportliches Foul gepfiffen werden kann. Damit nimmt er eine Sekunde von der Uhr und den Gästen die Möglichkeit zu einem sinnvollen Wurf. So verfehlt der allerletzte Wurf der Berliner den Bamberger Korb deutlich und Freak City erlebt nach vielen durchwachsenen Monaten mit vielen manchmal auch unschönen Entwicklungen und Meldungen wieder einmal eine sportliche Sternstunde. Inklusive Bierdusche, Netzabschneiden vom Ring, Konfettiregen und Humpa vor dem Fanblock. Danke an die Jungs. Danke an Chefcoach Federico Perego und sein Team. Danke an Matthias Steger für eine außergewöhnlich gelungene Moderation eines wunderbaren Sportnachmittags.
Ein ausdrückliches Dankeschön aber auch an die vorbildlichen Berliner Zuschauer, die während des gesamten Spiels und selbst nach der mehr als unglücklichen Niederlage sich als faire und fachkundige Sportfans präsentiert haben.
Foto: B. Oelsner