Mein Gott was waren das für Spiele!
Die deutsche Handballnationalmannschaft hat uns alle in den vergangenen 18 Tagen an den Rand der Verzweiflung gebracht. Es Schorschla und sein Freund Kurt sind allein in den beiden Duellen mit Frankreich um zwei, drei Jahre gealtert, Russland und Kroatien sind da noch nicht mit eingerechnet. Das Ergebnis ist bekannt: Bronze verloren und trotzdem die Sympathien der Sportfans gewonnen. Danke, Jungs!
Was es Schorschla aber maßlos ärgert, sind nicht die knappen Niederlagen und Unentschieden in letzter Sekunde. Das ist eben Sport, das sind Nerven, Glück, Schiedsrichter und und und ...
Unsäglich dämlich sind aus Schorschla-Sicht Medienberichte, in denen die vermeintlichen Gutmenschen unter den Journalistenkollegen sich darüber auslassen, ob der deutsche Handball vielleicht doch deutlich zu deutsch sei. Allen voran die „taz“. „Im deutschen Handball tummeln sich weiße Recken. SpielerInnen mit Zuwanderungsgeschichte findet man fast gar nicht. Woran liegt das?“ fragt der Schreiberling seine Leser, um dann die Sportsoziologen Carmen Borggrefe von der Universität Stuttgart zu zitieren. Ihrer Ansicht nach schließen Vereine Migranten nicht bewusst aus. Dennoch ziehen sie unbewusst Grenzen, indem sie Werte beanspruchen, die als typisch deutsch gelten: Bodenständigkeit, Ehrlichkeit, Authentizität.
Es Schorschla schüttelt schon beim Lesen ungläubig mit dem Kopf und fragt sich, was daran verwerflich sei. Denn Carmen Borggrefe zieht daraus ihre eigenen Schlüsse. „Auf manchen Internetseiten der Vereine sieht man nur blonde, autochthon aussehende Kinder“, erklärt die Wissenschaftlerin und interpretiert. „Das Signal: Wir sind eine geschlossene Gruppe“.
Bemängelt wird auch die Tatsache, dass Handball in Hallen gespielt wird (deshalb auch der Name „Hallenhandball“, Anm. vom Schorschla). Eine ungezwungene Straßenspielkultur wie im Fußball oder Basketball gebe es deshalb nicht. Auch dazu eine Bemerkung: Als es Schorschla noch in der Schule war, wurde vielerorts Feldhandball gespielt. Ein anstrengender, schneller, trickreicher Sport, der leider inzwischen komplett in Vergessenheit geraten ist. Aber so ist das nun mal im Leben, ein ständiger Wechsel, ein Auf und Ab, Sportarten verschwinden von der Bildfläche, andere werden neu erfunden.
Ja, Handball ist hart. Handball tut weh. Handball ist ehrlich. Intelligent. Keine Show. Kein auf dem Boden wälzen. Nichts für Weicheier und Schauspieler. Wenn das typisch deutsch ist – sehr schön. Da können wir stolz sein. Wie auch auf unsere Nationalspieler, die noch echte Interviews geben und den Reportern auch mal sagen, dass ihre Fragen dämlich sind. Auch die Tatsache, dass alle Spieler die Nationalhymne mitsingen und immer wieder betonen, dass sie gerne und mit großem Stolz für ihr Land spielen, findet es Schorschla sehr sympathisch. Im Handball gelten vielleicht tatsächlich noch andere Werte als beim großen Bruder Fußball. Aber das ist doch nicht zu kritisieren. Die Vereine im ganzen Land bemühen sich um Nachwuchs. Wie in so vielen anderen Sportarten auch. Und es Schorschla hat noch nie gehört, dass Jugendliche aufgrund ihrer Herkunft von einem Training ausgeschlossen wurden.
Also, Kollegen: Nehmt Euch etwas zurück. Mischt Euch nicht in alles ein und konstruiert keine Probleme, wo es keine gibt. Handball ist eine wunderbare Sportart, die allen Interessierten offensteht. Nur zimperlich darf man als Spieler nicht sein. Eine kurze Warnung noch zum Abschluss: Sagrotantücher-Mamas und Helikopter-Papas kommen schnell an ihre nervlichen Grenzen, wenn Sohn oder Tochter sich für den Handball entscheiden. Und auch in diesem Punkt spielt ein möglicher Migrationshintergrund überhaupt keine Rolle.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.