Schnee von gestern

„Du, Opa. Gab es früher auch schon Wetterkatastrophen mit Schnee und Eis und Glätte?“ „Ja, wir haben es Winter genannt.“

Es ist ein kleiner, farbiger Cartoon, der seit einigen Tagen „viral geht“ – also bei What’s App und Facebook und Instagram millionenfach hin- und hergeschickt wird – und unser Leben im Jahr 2019 perfekt charakterisiert.
Es Schorschla muss schon schmunzeln. Nicht, weil die Bahn viele Züge streichen muss und Urlauber auf den Autobahnen im Süden Bayerns stundenlang im Stau stehen. Nein. Für ein breites Grinsen sorgen die angsterfüllten Blicke und die Horrorberichte von den Stammtischfreunden beim Stärkantrinken mitten in Bamberg. Da fallen Formulierungen wie „katastrophaler Wintereinbruch“, „unsere Natur spielt verrückt“, „Hilfskräfte an ihrer Leistungsgrenze“ und „Ausnahmezustand in vielen Alpendörfern“. Was war geschehen? Es hat geschneit. Bis zu einem halben Meter an einem Tag. Die Wetterlage hatte sich angekündigt, Meteorologen waren sich einig: An diesem Wochenende wird es mal wieder so richtig flocken. Nicht nur auf den Berggipfeln, nicht nur aus Schneekanonen, sondern so richtig altmodisch: Regen + kühle Temperaturen unter dem Gefrierpunkt = Schnee. Eine Gleichung, die gestern wie heute gilt. 
„Das hätte ich jetzt auch nicht mehr gebraucht“, erklärt eine verzweifelte Anruferin aus dem Allgäu auf „Antenne Bayern“. Dabei gibt es kein Recht auf Dauergrün, wenn die gewünschte und glorifizierte „Weiße Weihnacht“ ausgeblieben ist. Und gerade die Damen und Herren Weltverbesserer, die eben noch von den „guten, alten Zeiten“ schwärmten, in denen sie mit ihren Eltern und Großeltern durch meterhohen Schnee stapften, sind jetzt außer sich. Von wegen Klimaerwärmung, ein Wahnsinn sei das – jetzt, Anfang Januar!

Wie gesagt: Ungläubiges Kopfschütteln beim Schorschla. Wie überhaupt sich der Schreiber dieser Zeilen über die Feiertage so seine Gedanken gemacht hat – gute Vorsätze eingeschlossen. An oberster Stelle: Sich nicht von dem Dauernörgeln und dem allgegenwärtigen Pessimismus der Mitmenschen anstecken lassen. Positiv nach vorne blicken, die Herausforderungen des Alltags annehmen, nicht über Probleme jammern, sondern sinnvolle und praktikable Lösungen suchen, motivieren statt resignieren und niemals den Humor verlieren. Denn Sie wissen ja: Lachen ist gesund! Oder anders ausgedrückt: Ausgiebige Schneefälle im Januar mit knickenden Bäumen und unpassierbaren Straßen in den Alpen sind einfach keine Naturkatastrophen. Auch kein Wintereinbruch. Sondern einfach nur Winter! Wie annodazumal und es sich alle wünschen, wenn es eben nicht schneit!

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