Wolfgang Ambros in Hallstadt
Der „Skifoarer vom Watzmann“ steigt ab
Ein Stargast als Stammgast? So ganz trifft die Vermutung für das Wolfgang-Ambros-Konzert am Donnerstag, 12. Juni, beim VR-Bank-Open-Air auf dem Hallstadter Marktplatz nicht zu, aber dass ein so bekannter Künstler wie der österreichische Liedermacher zweimal binnen weniger Jahre in einer Kleinstadt auftaucht, ist schon ungewöhnlich. Mit dabei sind neben kritischen, zum Teil sarkastischen Texten seine musikalischen Mitstreiter Günter Dzikowski (seit Jahrzehnten an Ambros‘ Seite und den Tasteninstrumenten) und Günter Vogl (Saiteninstrumente) sowie die Hits aus 27 Studio-Alben einer über 50-jährigen Musiker-Karriere, die den Austro-Pop begründete: Zwickt‘s mi, Du bist wia de Wintasun, Schifoan, Es lebe der Zentralfriedhof, Die Blume aus dem Gemeindebau – Hymnen, die bei Ambros-Fans an keinem Lagerfeuer fehlen durften. Im Vorfeld zum Auftritt in Hallstadt und der aktuellen Tour stand der Künstler, der das Kult-Rustical „Der Watzmann“ mitkomponierte und konzipierte, zu einem Interview zur Verfügung.
Du spielst am 12. Juni in Hallstadt. Dort hast Du schon einmal gastiert – im Juli 2021 im Freibad unter den damaligen Corona-Vorgaben. Hast Du daran noch Erinnerungen?
Wolfgang Ambros: Na sicher! Das war ziemlich merkwürdig damals. Einerseits wollten wir alle spielen und die Leute wollten, dass wir spielen. Aber es war halt auch ziemlich unsicher, ob’s gut geht. In Hallstadt damals waren die Plätze auf Abstand gestellt. Das sah zwar von der Bühne aus auch ungewohnt aus – aber lange nicht so ungewohnt, wie ein Meer aus Strandkörben. Spaß gemacht hat’s trotzdem.
Was treibt Dich in Deinem Alter immer noch an, so fleißig auf Tournee zu gehen?
Na, also antreiben braucht mich niemand. Es macht mir große Freude, zu musizieren und solange es Menschen gibt, denen es Freude macht, mir dabei zuzuschauen und zuzuhören und solange mir die Freude nicht ausgeht – warum sollte ich das nicht machen? Es ist immer noch die Freude am Spielen. Ich mach‘ das wirklich gern und genieße es sehr, heutzutage ganz entspannt öffentlich Musik zu machen. Und es sind die Leute, die zu unseren Konzerten kommen. Der Zuspruch, den wir da erfahren – das genießen wir schon sehr und sind gleichzeitig sehr dankbar dafür.
Du bist schon so lange unterwegs, dass aus dem 100. Todestag auf dem Zentralfriedhof schon der 150. wurde. Ist das Selbstironie oder gar Sarkasmus?
Weder noch. Es ist einfach die Realität.
Veränderst Du Deine Setlist in der kleinen Besetzung gegenüber dem Vorjahr oder bleibt es beim Programm wie im Vorjahr im Serenadenhof in Nürnberg, wo Ihr frenetisch gefeiert wurdet?
Das Programm ändert sich eigentlich ständig. Und ja, das eine oder andere wird schon anders sein. Lasst Euch überraschen.
Du hast Dich in der Vergangenheit immer wieder zu politischen Themen geäußert und wurdest deswegen auch schon angegriffen. Wie beurteilst Du die aktuellen Entwicklungen in Österreich, Deutschland und der Welt?
Die aktuellen Entwicklungen können einem nur große Sorgen machen. Was damals nach dem SZ-Interview los war (Süddeutsche Zeitung vom August 2018), kann man sich kaum vorstellen. Ich hatte Morddrohungen im Briefkasten! Und das ist zuletzt ja noch schlimmer geworden. Die rechten Haufen sind lauter und aggressiver denn je.
Das Gespräch führte Ralf Kestel
Foto: Veranstalter