Frohe Weihnachten!
Glaubt doch, an was ihr wollt!
Es Schorschla findet es schon erstaunlich: In Zeiten, in denen der Nachwuchs schon vor dem Kindergartenalter fachkundig ein Tablet bedienen kann, Fünfjährige den Eltern bei Problemen mit dem Handy gerne behilflich sind und Erstklässer ihre Wunschzettel im Internet an die Großeltern verschicken, inszenieren Mütter und Väter an Weihnachten immer noch ein irres Theater rund um den Weihnachtsmann. Ja, für viele Familien mit kleineren Kindern gehört der Mann im roten Mantel und mit weißem Bart ganz selbstverständlich zum Fest dazu. Warum aber glauben Jungen und Mädchen, die ansonsten nur schwer hinters Licht zu führen sind, auch anno 2024 noch bereitwillig an Santa Claus?
Dieser Frage hat sich aktuell der Psychologe Rohan Kapitany gewidmet, der an der englischen Keele-Universität forscht. Er ist Weihnachtsmann-Experte. Ihm zufolge spielen beim Glauben an den Weihnachtsmann und ähnliche Figuren mehrere Faktoren eine große Rolle: Zum einen verlassen sich Kinder stark auf ihre Eltern, um ein Verständnis von der Welt um sich herum zu entwickeln. „Wir vergessen, dass es psychologisch herausfordernd ist, ein Kind zu sein, da es viele Erfahrungen gibt, die sie zum ersten Mal erleben“, erklärt Kapitany der Nachrichtenagentur dpa. Dabei ergebe es evolutionsbiologisch Sinn, sich auf die Erfahrungen der Eltern und anderer nahestehender Menschen zu verlassen. Die hätten sich ja immerhin durch das Erreichen des Erwachsenenalters als relativ erfolgreich bewiesen. „Was Weihnachten und den Weihnachtsmann so überzeugend macht, sind die ganzen Rituale und Verhaltensweisen“, so der aus Australien stammende Forscher.
Dazu gehörten das Aufstellen des Christbaums, unter den der Weihnachtsmann – oder das Christkind persönlich – dann die Geschenke lege, oder die Socken, die bei manchen Familien an den Kamin gehängt würden. „Wenn es den Weihnachtsmann nicht gäbe, warum würden wir das machen?“, erklärt Kapitany die Denkweise der Kinder.
Interessant erscheint fürs Schorschla, dass einige Eltern ein schlechtes Gewissen haben, da sie ihre Kinder ja offensichtlich hinters Licht führen. Und sie sind nicht die einzigen die flunkern. Auch die Kinder geben in den Befragungen zu, dass die Kinder ihren Eltern vorgaukeln, noch an den Weihnachtsmann zu glauben, obwohl das nicht mehr der Fall ist. Im Schnitt verlören Kinder den Glauben an den Weihnachtsmann im Alter von sieben bis siebeneinhalb Jahren. Hinter dieser kleinen X-Mas-Lüge steckt die Angst, keine Geschenke mehr zu bekommen, wenn man den Eltern davon erzählen würde. Ja, angeblich ist der Moment, an dem der Glaube an diesen „Weihnachtszauber“ endgültig verloren geht, weniger traumatisch für Kinder als für die Eltern, will Kapitany herausgefunden haben.
Eine Erkenntnis, die man einem (zu) ehrlichen Pfarrer an einer englischen Grundschule hätte mitteilen sollen. In Hampshire, einem Ort an der Südküste Englands, hatte der Geistliche dieser Tage eine Schulklasse zum Weinen gebracht. Er hatte zuvor den zehn- bis elfjährigen Schülern erzählt, dass der Weihnachtsmann nicht echt sei. Wie die britische Tageszeitung „The Times“ und der „Guardian“ berichteten, sollte der Pfarrer im Religionsunterricht eigentlich über die Geburt Jesu sprechen. Doch dann holte er für seinen Vortrag weiter aus. Er erklärte in weisen Worten, dass die Eltern der Kinder ihre Geschenke kauften und die Kekse aßen, die sie für den Weihnachtsmann bereitstellten – ein britischer Brauch. Nachdem wütende Eltern ihm vorgeworfen hatten, er habe Weihnachten ruiniert, musste die Diözese reagieren. Eine Sprecherin stellte klar: „Nachdem unser Pfarrer über die biblische Weihnachtsgeschichte gesprochen hatte, machte er einige Bemerkungen über die Existenz des Weihnachtsmanns“. Mittlerweile habe er eingeräumt, dass dies eine Fehleinschätzung war, die er nicht hätte äußern sollen. Er habe sich bei der Schule, den Eltern und den Kindern entschuldigt. Ob die Kinder aber jetzt die Weihnachtskekse selbst essen, ist nicht geklärt.
Es Schorschla würde es an ihrer Stelle machen. Ganz sicher! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!