1000. Todestag Kaiser Heinrich
Kunstvolles Lichtgeflecht im Bamberger Dom
Zum 1000. Todestag Kaiser Heinrichs schafft Elke Maier eine raumverändernde Kunstinstallation
Wenn sich am 13. Juli der 1000. Todestag Kaiser Heinrichs II., Bistumsgründer und Domstifter von Bamberg, jährt, wird sie fertig sein: Vier Wochen benötigt die Künstlerin Elke Maier, um am Kaisergrab im Bamberger Dom ein einzigartiges Kunstwerk aus über zehntausend Fäden entstehen zu lassen. Bündel feinster Garn-Strahlen lenken den Blick zum Grab des Heiligen Kaiserpaares, spannen sich vom Gewölbe des Bamberger Doms hinab, reflektieren und leiten das Licht. „MEMORIA. IM LICHT“ heißt diese Installation, die im Auftrag des Bamberger Domkapitels entstand, das seit Heinrichs Zeiten genau diese Aufgabe hat: die Memoria, das Gedächtnis an den Bistumsgründer wach zu halten, die Messen im Dom zu feiern und das Chorgebet zu halten.
Mit Elke Maier gelang es dem Bamberger Domkapitel eine Künstlerin nach Bamberg zu holen, die bereits in Kathedralen und Kirchen von Wien bis Berlin Rauminstallationen von beeindruckender Stille, Dichte und gleichzeitig Leichtigkeit schuf. Mit ihren Werken interveniert die in der Kärntner Künstlerstadt Gmünd ansässige Maier vorwiegend im Sakralraum, wo seit jeher Licht und Lichtführung eine zentrale Rolle spielen. Im Bamberger Dom erhielt sie den Auftrag, den Fokus im 1000. Gedenkjahr Kaiser Heinrichs II. auf das Kaisergrab zu richten.
Nach zweijähriger Vorbereitung sind nun die ersten Fäden aus den westlichen und östlichen Gewölbejochen zum Kaisergrab hin gespannt. „Ich arbeite mit dünnem weißem Baumwollgarn, ganz gewöhnlichem Nähgarn, das ich in einer ebenso aszetischen wie ästhetischen Anstrengung, in einem hunderte Stunden dauernden Entstehungsprozess des Werkes, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Faden für Faden, in Hunderten von Fäden und Tausenden von Metern, vom Dachstuhl aus durch die Öffnungen im Gewölbe in das Hauptschiff und den Ostchor des Domes herablasse, um dann einen Faden nach dem anderen einzeln in höchster Präzision im Kirchenschiff zu spannen, zu justieren und zu positionieren und dafür immer die Treppe zum Gewölbe hinauf und wieder hinab steigen muss“, erläutert Elke Maier den meditativen Schaffungsprozess, der ganz ohne technische Hilfsmittel auskommt. Da sie immer nur mit einem einzigen Faden von einem Ende des Raumes zum anderen gehen kann, dauerte es hunderte Stunden bis zur Vollendung ihres Werkes, dessen Idee, Entstehungsprozess und Form untrennbar verbunden sind mit der Authentizität dieses ganz besonderen Kirchenraumes, von daher einzigartig und auf keinen anderen Ort übertragbar. Die in den Raum gespannten weißen Fäden machen die natürlichen Lichtstrahlen sichtbar und lassen sie aufscheinen. Das Werk verändert sich mit der Bewegung des Lichts im Laufe des Tages und mit der Bewegung der Besucher und ihrer Blickwinkel im Raum. Es lenkt den Blick nach oben, zu Gott, und wieder hinunter in den Raum und zum Kaisergrab. Transzendenz wird erlebbar. Nach der Vollendung des Werks wird „MEMORIA. IM LICHT“ vom 11. Juli bis 29. September im Bamberger Dom zu sehen sein, um zigtausende von Besucher und Besucherinnen aufs Neue an Kaiser Heinrich II. zu erinnern.
Für das Domkapitel, das Heinrich um 1007/1012 am Dom als Domherrengemeinschaft installierte und mit wichtigen Ämtern ausstattete, ist die Wahrung dieses Erbes nach wie vor von Bedeutung. Das Domkapitel ist Eigentümer des Doms und erfüllt ihn bis heute mit Leben: als Ort des Glaubens, als Ort der Hoffnung und auch als Ort der Zukunft. „Es ist heute mehr denn je eine Aufgabe der Kirche, in zeitgenössischen Bildern und Botschaften zu sprechen und die Menschen unabhängig von Alter, Bildung, Glaube auf einer spirituellen Ebene zu erreichen“, so Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur im Erzbistum Bamberg und Projektverantwortliche.
Auf der Suche nach Gott und Kunst von Weltrang besuchen jährlich weit über zwei Millionen Menschen den Bamberger Dom, Menschen aller Weltreligionen und Kulturen, gläubige und religionsferne Menschen. Viele wenden sich in den letzten Tagen direkt an die Künstlerin, die Domaufsichten oder den Willkommensdienst, um mehr zum Kunstwerk zu erfahren oder ihre Eindrücke kundzutun. Die Fragen und Reaktionen zeigen schon jetzt: Mit der Fadeninstallation am Kaisergrab übernimmt zeitgenössische Kunst die Rolle der Vermittlerin: zwischen unten und oben, zwischen Mensch und Raum, zwischen Irdischem und Göttlichem.
Die Hauptabteilung Kunst und Kultur bietet über den DoMus-Besucherservice jeden Donnerstag um 15:30 Uhr eine 30minütige öffentliche Führung an. Information und Buchung über https://bamberger-dom.de/besuch.
Foto: Elke Maier