Bleiben Sie optimistisch
Ein Trikot macht Stimmung
Jetzt ist das Fußballfieber endgültig im Land angekommen. Woran es Schorschla diese Aussage festmacht? Ganz einfach. Dunja Hayali, polarisierende „heute journal“- und Sportstudio-Moderatorin, wird in den sozialen Netzwerke seit Samstagabend gefeiert. Aber nicht, weil der 50-Jährigen ein außergewöhnliches Interview gelungen ist oder sie eine andere bemerkenswerte journalistische Leistung vollbracht hat. Nein. Die sonst oftmals angefeindete und auf facebook und instagram niedergemachte Vollblutjournalistin erlebt einen wahren Sympathiesturm, weil … sie am Samstag ein Deutschland-Trikot unter ihrem schwarzen Blazer trug. Nur ein bisschen pink blitzte am Kragen hervor und schon gab es hunderte von positiven Posts im Netz. „Ist da ein Trikot unter dem Blazer?“, staunte ein Zuschauer. „Mit Deutschland-Trikot unterm Sacko. Dunja Hayali ist einfach so eine Queen“, jubelte ein anderer. „Dunja Hayali mit Deutschland Trikot, sehr sympathisch“ und „Dunja Hayali – bestes Outfit, beste Frau!“, sind nur einige Beispiele für das digitale Echo.
Natürlich ist dieser modische Kniff eine nette Idee von Frau Hayali oder der ZDF-Redaktion, die Resonanz darauf aber auch ein Spiegel unserer aktuellen Gesellschaft. Denn sie zeigt einmal mehr, wie oberflächlich und polarisierend zumindest ein großer Teil der Bevölkerung in unserem Land inzwischen agiert. Eben noch rassistisch beleidigt und als „inkompetentes Weibsbild, dass sich am besten sofort schleichen sollte“, wird die gleiche Person durchs Überstreifen eines Trikots zum „coolen Move“, zum „Vorbild für die ganze Nation“, ja sogar zu einer „nationalen Stilikone“.
Auch das ist Deutschland 2024, das glatte Gegenteil von Sommermärchen! Aber es Schorschla möchte an dieser Stelle nicht Schwarzmalen und Jammern. Denn die Hoffnung auf ein ausgewogenes, durchaus gerne auch kritisches, aber am Ende immer faires, verständnisvolles und von Respekt geprägtes Miteinander bleibt. Vielleicht sind es ja gerade derartige Mikro-Aktionen, welche die ewig nörgelnden und oftmals eine gute Kinderstube vermissen lassenden 24-7-Pessimisten zurück auf den richtigen Weg lenken. Vielleicht auch nur in ganz kleinen Schritten. Sind wir doch einmal ganz ehrlich: Es gibt ganz vieles in unserem Lande, über was wir uns aufregen können und wohl auch sollten. Da geht es dem Schorschla nicht anders als Ihnen. ABER: Es geht doch um die Art und Weise, ob und wie man das ändern möchte. Konstruktive Kritik, friedliche Demonstrationen oder persönlicher Einsatz und Engagement für die gute Sache – das kann uns weiter bringen und hier und da sogar die Welt etwas verbessern. Krawall machen, Mitmenschen beleidigen, pauschale Vorurteile und sinnlose Gewalt sind dagegen eine glimmende Zündschnur in einem kosmopolitischen Pulverfass.
Wer von einer besseren Welt träumt und sich gerne an die „guten, alten Zeiten“ zurückerinnert, der sollte bitte aktiv handeln. Ein bisschen in sich gehen und sich immer wieder dazu motivieren, sich nicht von lauten und negativen Bekannten, Stammtischbrüdern und -schwestern, Kollegen und Kolleginnen anstecken zu lassen. Und natürlich kann man sich dann auch gerne ein Deutschland-Trikot überstreifen, eine Fahne an die Haustür hängen und die Nationalhymne mitsingen: Denn es gibt viele Gründe, weshalb man stolz auf unser Land sein kann. Ja, davon ist es Schorschla hundertprozentig überzeugt. Deshalb die große Bitte zum Abschluss: Bleiben Sie optimistisch. Auch wenn es am Freitag für die Nagelmanns-Jungs gegen Spanien geht, das bislang ohne Zweifel stärkste Team dieser Euro 2024.