Nebensächlicher Quatsch statt nachhaltigem Handeln
Swift vor Swift und Swift
„The Tortured Poets Department“. So lautet der Titel von Taylor Swifts eben erschienenem Album. Schon jetzt, wenige Tage nach der Veröffentlichung, ist diese Platte ein Stück Musikgeschichte. Denn das mit viel Spannung erwartete elfte Studioalbum der 34-Jährigen bricht alle Rekorde. Nach weniger als 24 Stunden erreicht dieser „Tonträger“ – es Schorschla liebt diesen antiquierten Begriff – laut dem Branchendienst „Variety“ mehr als 200 Millionen Wiedergaben bei Spotify. Damit sind jetzt die drei meistgestreamten Alben allesamt von einer Künstlerin: Taylor Swift. Neben dem jüngst veröffentlichten Doppelalbum sind das „Midnights“ und „1989 (Taylor’s Version)“.
Damit aber nicht genug: Swift hatte auf der Streamingplattform schon zuvor mehrfach Rekorde aufgestellt: Im vergangenen Jahr wurde kein anderer Künstler so oft gestreamt wie Swift – unfassbare 26,1 Milliarden Mal. Laut US-Magazin „Forbes“ ist die 34-Jährige mittlerweile in den Klub der Milliardäre aufgestiegen – und dies im Unterschied zu anderen Branchengrößen allein durch Einnahmen aus ihrer Musik. In weniger als einem Jahr schwoll ihr Vermögen demnach um 360 Millionen Dollar an – vor allem durch ihre aktuelle Welttournee „The Eras Tour“ mit insgesamt 152 Konzerten, die noch bis Dezember dauern soll.
Swift hat Millionen Fans in aller Welt. Eine echte Community. Sie nennen sich „Swifties“, allein auf Instagram folgen der Sängerin 283 Millionen Menschen. Ihr Einfluss ist so groß, dass ihr inzwischen sogar zugetraut wird, mit einer Wahlempfehlung die US-Präsidentschaftswahl im November beeinflussen zu können. US-Präsidentin könnte Sie wohl auch werden, aber im Moment konzentriert sich der Mega-Star auf die Musik. Noch. Beim aktuellen Alter von Präsident Joe Biden und dem wahrscheinlichem Herausforder Donald Trump hätte sie ja auch noch knapp 50 Jahre Zeit um das Metier zu wechseln.
Bei Taylor Swift geht es aber um viel mehr als um Hits. Sie vertont ihr Leben, ihre Beziehungen, das Leben ihrer ehemaligen und aktuellen Lebensgefährten, schicksalhafte Situationen und Konflikte.
Deswegen haben sich Fans natürlich gleich auf die Suche gemacht, was die Lyrics für ihr Leben und ihre Beziehungen bedeuten könnte. Die Swifties mutmaßten, dass das neueste Album zu großen Teilen, wenn nicht ausschließlich von ihrer Beziehung und dessen Ende mit Joe Alwyn inspiriert sein würde. Doch beim ersten Reinhören wurden die Fans überrascht, dass sich viele Lieder vermutlich um ihre kurze, aber sehr öffentlich diskutierte Beziehung mit Matty Healy drehen. Während eines Auftritts erklärte Swift: “Ich hatte noch nie ein Album, bei dem ich das Songwriting mehr gebraucht habe als bei ‘Tortured Poets“.
Ein Album als vertontes Tagebuch: Schmerz, Liebeskummer und Wut über ihre persönlichen Dates, aber auch über ihre Beziehung mit der Öffentlichkeit und ihren Fans werden in den Songs verarbeitet. Und der Dauerzoff mir ihrer „Feindin“ Kim Kardashian? Wird natürlich auch thematisiert. Der Song „Cassandra“ benutzt Schlangen-Metaphern. Dazu muss man wissen: Taylor und ihre Fans verwenden das Tier gern, um Kim als „falsche Schlange“ zu bezeichnen.
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Laut Interpretation der Swifties wird in dem Song „The Black Dog“ eine gleichnamige Kneipe im Süden Londons besungen, ein Pub, in den Swifts Ex-Partner offenbar mit einer neuen Bekanntschaft abzischt und sie davon wissen lässt. Über eine Smartphone-App erfuhr sie laut dem Song, dass er den Pub betrat.
Die Kneipe wurde am Wochenende belagert und musste vor lauter Andrang immer wieder kurzzeitig geschlossen werden. Der Betreiber des Pubs nutzte die kostenlose Werbung und lobte auf Instagramm für die ersten hundert Gäste, die aus den Songtexten von Taylor Swift zitieren können, ein gratis „Swift Half“ Black Dog Lager aus.
Es Schorschla kann mit dem ganzen Hype so gar nichts anfangen. Es kommt halt noch aus der Generation, wo man ein Lied anhörte, weil der Rhythmus und/oder das Gitarrensolo einfach nur cool waren. Das Leben des Sängers war damals noch nebensächlich. Aber deswegen ist es Schorschla halt auch nur es Schorschla und kein Swiftie.