Auf wen und was ist noch Verlass?

Das kann auf Dauer nicht gut gehen!

Auf wen und was ist noch Verlass?

Wir leben schon in einer komplizierten Welt. Einige Beispiele gefällig: Am Wochenende erfreute die Meldung, dass die Lokführergewerkschaft GDL ihren Streik um einige Stunden verkürzen werde, vor allem Pendler. Der Grund: Man habe sich mit dem Bahnvorstand darauf verständigt, wieder miteinander zu reden. Klingt logisch. Aber es Schorschla fragt sich schon, wie derartige Verhandlungen in der Praxis tatsächlich ablaufen. Schreiben sich Claus Weselsky und der Bahnvorstand nächtliche E-Mails und Whats-App-Nachrichten, um dann irgendwann an den Punkt zu gelangen, an dem alle erkennen: „Wir müssen reden“? 

Der „Bahn-Streik-Clausi“ zeigte sich vergangene Woche zumindest noch sehr siegessicher und wenig kompromissbereit. Ganz im Gegenteil: In Dresden, Nürnberg und Stuttgart beschimpfte er den Bahnvorstand als „Luschen“ und „Nieten in Nadelstreifen“. Zudem verglich er die Gegenpartei mit Generälen einer Diktatur! Weselsky vergleicht sich ja gerne mit Kirchen-Reformator Martin Luther. Und er sei Befürworter einer „Streitkultur, wo man sich auch lauter und heftiger fetzen kann, ohne unter die Gürtellinie zu gehen“, wurde er kürzlich von den „Stuttgarter Nachrichten“ zitiert. Eine sinnvolle, respektvolle und erfolgsorientierte Gesprächsbasis sieht wohl anders aus.

Es wird ja viel diskutiert über die Werte unserer Gesellschaft. Für positive Schlagzeilen sorgte in dieser Woche die deutsche Handball-Nationalmannschaft. Am Ende hat es leider nicht ganz gelangt mit der Medaille und der Olympia-Qualifikation. 

Aber: Kein böses Wort in Richtung Schiedsrichter oder auch nur über einen einzigen Gegenspieler. Dafür ganz viel Respekt und ungewohnte, manchmal schon fast übertriebene Eigenkritik. Man sei einfach noch nicht erfahren genug, könne mit den ganz großen Teams lange Zeit mithalten und auf Augenhöhe agieren. Aber wenn es darauf ankommt, dann können die Spitzenteams eben noch eine Schippe drauflegen. Man werde weiterkämpfen und diese Lücke hoffentlich bald schließen. Ansonsten: Danke an die überragenden Fans. Danke für dieses wunderbare Turnier. Und vielleicht klappt es ja noch über das Qualifikationsturnier mit Olympia 2024. Ganz Deutschland drückt der sympathischen Gislason-Truppe die Daumen. Denn auf Torhüter Andreas Wolff und seine Vordermänner kann man schon richtig stolz sein.

Zum Abschluss noch einen Satz zum Thema Arbeitsmarkt 2024. Laut einer Studie im Auftrag des Job-Netzwerks Xing ist ein Drittel der Beschäftigten im Lande „wechselbereit“. Natürlich wünschen sich Berufstätige einen sicheren Job, wollen sich aber selbst nicht fest binden. Die Ergebnisse der seit 2012 jährlich vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführten Langzeitstudie zeigen zudem, dass sich 94 Prozent der Befragten aktuell keine Sorgen machen, ihren Job zu verlieren. Mit 37 Prozent sei die Wechselbereitschaft auf dem gleichen Niveau wie 2023, teilt Xing mit. Nur 7 Prozent planen einen konkreten Wechsel, die anderen sind nach eigenem Bekunden aber grundsätzlich offen dafür. 

Die Online-Umfrage unter 3200 Erwerbstätigen zeige zudem, dass sich jüngere Menschen verhältnismäßig mehr Sorgen machen, gekündigt zu werden, aber auch offener für eine neue Beschäftigung sind. 49 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen könnten sich vorstellen, den Job zu wechseln, oder haben bereits konkrete Pläne dafür. Da fragt sich es Schorschla, ob es im Allgemeinen noch diesen Ehrgeiz gibt, seinen Job so gut wie möglich, Tag für Tag, im Sinne des Arbeitgebers und der Kunden zu erledigen. Wahrscheinlich nicht, was sehr schade und ein Spiegel unserer Gesellschaft ist. Denn viele von uns erwarten einfach von allen anderen viel mehr Einsatz und Leistungsbereitschaft als sie selbst willens sind zu geben. Und das kann auf Dauer nicht gut gehen, ist es Schorschla überzeugt.

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

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