Davos und was typisch deutsches
Baerbocks scharfe „Kriticker“
Die Stimmung war sicherlich schon einmal entspannter, beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Vom 15. bis 19. Januar gaben sich in dem noblen Schweizer Skiort Delegationen von über 100 Regierungen, alle wichtigen internationalen Organisationen, 1000 Partner des Forums sowie führende Vertreter der Zivilgesellschaft, Experten, Jugendvertreter, Sozialunternehmer und Nachrichtenagenturen die Klinke in die Hand. Es wurde viel diskutiert, viel geredet, oftmals auch richtig zugehört, verhandelt und manchmal sogar gescherzt. Auch wenn Letzteres aktuell vielen Gästen deutlich schwerer fiel als noch vor wenigen Jahren. Das Motto des Treffens hätte man dabei nicht passender wählen können: „Vertrauen wieder aufbauen“!
„Wie war denn die Stimmung so?“, fragen sich Außenstehende nach der 54. Internationalen Jahrestagung. „Angespannt“, lautet wohl die ehrlichste Antwort. Was kein Wunder ist bei all den Krisen und Kriegen rund um unseren Globus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war persönlich angereist und hielt eine der meistbesuchten Reden. Natürlich warb er weiter um Unterstützung und Waffenlieferungen. Der israelische Präsident Isaac Herzog war auch da. Er sagte: „Die Israelis haben ihr Vertrauen in die Friedensprozesse verloren, weil sie sehen konnten, dass der Terror von unseren Nachbarn verherrlicht wird.“ Wohl korrekt, aber auch über die Reaktion der Israelis auf den Terroranschlag vom 7. Oktober und die vielen zivilen Opfer in Palästina wird in Davos gesprochen.
Ja, es ist diese allgegenwärtige Ungewissheit, die alle verrückt macht. Und dann ist da noch dieses Schreckgespenst Trump. Seine mögliche Wiederwahl macht vielen Sorge. Niemand weiß so recht, was die Welt – und die Weltwirtschaft – erwartet, sollte Trump wieder Präsident werden, aber die Mehrheitsmeinung ist klar: Nichts Gutes!
Es Schorschla wollte noch wissen, wie sich Deutschland in diesem Rahmen präsentiert hat. Robert Habeck trat vor die Presse und äußerte sich zu den globalen Herausforderungen. Für den Wiederaufbau in der Ukraine empfiehlt unser Wirtschaftsminister der Weltgemeinschaft das deutsche Modell: Der Staat vergibt dabei Investitions- und Exportgarantien für die Ukraine an Unternehmen. Dies sei in dieser Situation ein „ungeheuer erfolgreicher Schritt“, den man anderen Ländern zur Nachahmung „anbefehlen“ könne, so Habeck. Natürlich liebt die Weltgemeinschaft diese unverbesserliche Mischung aus Überheblichkeit und Arroganz. Glückwunsch, Robert! Wieder einmal richtig Punkte gesammelt.
Auf richtig großer Bühne hatte seine Parteikollegin und Außenministerin Annalena Baerbock ihren Auftritt. Sie nahm an einer Diskussion mit dem Titel „Eine unsichere Welt sichern“ teil und diskutierte mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Prinz Faisal bin Farhan Al Saud, dem saudischen Außenminister. Baerbock wirkt dabei souverän und geerdet.
Übrigens typisch deutsch. Hierzulande sorgte die Uhr am Handgelenk von Frau Baerbock für mehr Wirbel als ihre Aussagen zur Zwei-Staaten-Lösung. Auf den sozialen Medien wird die Außenministerin zu dieser „tollen Uhr“ beglückwünscht, manche wollen erkannt haben, dass es sich dabei um eine „Santos de Cartier“ im Wert von über 38.000 Euro handele. Und auch wenn dies nach Meinung vom Schorschla das gute Recht von Frau Baerbock wäre, einen derartigen Luxus-Zeitmesser öffentlich zu tragen, so ist die Auflösung der Geschichte doch durchaus witzig. Baerbocks Ehemann Daniel Holefleisch persönlich beantwortete die hämische Frage „Ist das eine A158WETG-9A?“, so die Bezeichnung der Cartier-Uhr, mit einem zwinkernden Smiley und der Buchstaben-Zahlen-Kombination „LA680WEGA“. Die ist von Casio, zeigt ebenfalls die aktuelle Zeit an und kostet im Internet 59 Euro. Da fällt dem Schorschla nur der Satz des deutschen Schriftstellers Gregor Brand ein: „Uhren sind und bleiben die schärfsten Kriticker der Zeit“.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.