100 % Teamgeist garantiert

U17-Fußballer erkämpfen Gold

 

Das Rund muss ins Eckige

Es Schorschla gehört ja noch zu der Generation, in der es beim Thema Fußball eine Grundregel gab. „Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt Deutschland“. „Wir“ waren einfach eine Turniermannschaft. Qualifiziert haben wir uns eh immer, oftmals mit schrecklichem, zerstörerischem 1:0-Fußball – aber wir waren dabei. Immer. Und während die großen Fußballnationen wie Italien, England oder auch Holland bei Europa- und Weltmeisterschaften immer wieder mal zum Zuschauen verdammt waren, kickten sich die Jungs mit dem Bundesadler auf der Brust immer zumindest bis in die K.O.-Runde. Das war oft nicht schön, es Schorschla erinnert sich mit Schaudern z.B. an den 1:0-Sieg gegen Österreich im Jahr 1982, welches unter dem Titel „Die Schande von Gijon“ noch heute jedem Fußballfan die Gänsehaut auflaufen lässt. Ja, Deutschland spielte oftmals hässlich, aber berechenbar erfolgreich.

Seit einigen Jahren ist das anders. Ganz anders. Geschlechterübergreifend. Denn nachdem auch die Fußballfrauen von 1991 bis 2019 sich immer locker für die internationalen Hauptrunden qualifizieren und sich neben sieben Europameistertiteln auch 2003 und 2007 den Weltmeistertitel sichern konnten, hieß es 2023 erstmals „Aus in der Vorrunde“. So wie bei den Herren 2018 und 2022. Erst unter Löw, dann unter Flick. Blamable Auftritte, welche an den Grundfesten des oftmals leicht überheblichen deutschen Fußballgemüts rüttelte. Von den letzten zehn Spielen gingen sechs verloren, zwei Unentscheiden, nur zwei Siege. Und der letzte Auftritt – die Schmach schlechthin: Eine 2:0-Niederlage gegen den Nachbarn Österreich. Die heiß erhoffte Wende ist also auch unter Julian Nagelsmann ausgeblieben.

Doch die vergangene Woche macht neue Hoffnung: Da war zum einen der 3:0-Sieg der Fußballnationalmannschaft der Frauen gegen Dänemark, der die von Horst Hrubesch gecoachte Truppe an die Tabellenspitze der Nations League führte und vor dem letzten Spieltag den Träumen der DFB-Elf von einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris neues Leben einhauchte. 

Konfettiregen dann am Samstag in Indonesien. Die U17-Fußballer erkämpften sich Gold gegen Frankreich in einem unfassbaren Krimi. Erst 2:0 geführt, dann der Anschlusstreffer, eine rote Karte und der Ausgleich. Keine Verlängerung, sofort Elfmeterschießen. Hitchcock pur. Erst hinten gelegen, dann die Entscheidung bei Penalty 5 auf dem eigenen Fuß, gescheitert, noch eine Glanztat des deutschen Keepers Konstantin Heide und anschließend verwandelt Almugera Kabar von Borussia Dortmund den entscheidenden Elfmeter und lässt Fußball-Deutschland mal wieder richtig feiern. In der Stunde des WM-Jubels fand sogar Bundeskanzler Olaf Scholz ausnahmsweise einmal spontan die richtigen Worte: „Weltmeister! Ihr habt es Euch verdient. Respekt für diese großartige Teamleistung, das packende Turnier und die Begeisterung, für die Ihr gesorgt habt. Herzlichen Glückwunsch, liebe U17-Junioren.“ Und der WM-Coach Christan Wück erklärt: „Wir sind Europa- und Weltmeister. Ich habe den Jungs gesagt, sie machen sich heute unsterblich. Mir fehlen die Worte, es ist ein unglaubliches Glücksgefühl. Wenn man den Charakter der Mannschaft kennengelernt hat, dann heute hier. Mit solchen Widerständen zu kämpfen, ist unglaublich.“

Vielleicht können ja die Fußballmillionäre von Herrn Nagelsmann sich eine Scheibe von diesem Einsatz und dieser Euphorie der Nachwuchskicker abschneiden. Am 14. Juni startet die deutsche Fußballnationalmannschaft in München zur Heim-EM. Gegen Schottland, dann wartet Ungarn, ehe es gegen die Schweiz zum Nachbarschaftsduell kommt. Das hat die Auslosung am Samstag in der Hamburger Elbphilharmonie ergeben. Früher hätte man gesagt: Klassisches deutsches Losglück. Doch inzwischen sollte man vorsichtig sein mit solchen Formulierungen, meint es Schorschla. Oder sollten wir vielleicht die U-17-Youngsters aufstellen. 100 Prozent Einsatz und Teamgeist wären dann zumindest garantiert.

 

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