Nichts für Schwarzseher
Black Shopping nichts für Schwarzseher
Also in dieser Woche sehen wir alle mal wieder richtig schwarz. Aber ganz anders als sonst. Denn das „Black Shopping“ ist anders als z.B. das Schwarzfahren doch durchaus positiv belegt. Die globale Schnäppchenjagd läutet auch hierzulande das Weihnachtsgeschäft ein. Vieles, was in diesen Tagen mit kleinen und großen Rabatten über die Ladentheke geht, landet schön verpackt am 24. Dezember unter dem Weihnachtsbaum. Klingt doch erst einmal wunderbar, oder? ABER: Natürlich hat auch dieser internationale Shoppinganreiz seine zwei Seiten und trennt die Gesellschaft in „Fans & Hater“. Ja, es Schorschla kann nicht nur fränkisch.
Aber bleiben wir trotzdem erst einmal in Bamberg. Das Stadtmarketing nimmt den „Black Friday“ am 24. November zum Anlass für die erste „Black Shopping Week“ und schreibt wörtlich: „Einzelhändler aus ganz Bamberg beteiligen sich eine ganze Woche mit tollen Angeboten und Rabatten aus vielen Bereichen“.
Man lade alle Händler herzlich dazu ein, sich der Aktion anzuschließen und mit eigenen Aktionen an der „Black Shopping Week“ mitzuwirken. Die Teilnahme sei kostenfrei, wer seine Aktionen und Angebote rechtzeitig anmeldet, werde über die Website und soziale Medien unterstützt. An alle teilnehmenden Händler werden zudem Plakate zur Bewerbung im Schaufenster herausgegeben.
So weit, so gut. Oder schlecht. Denn es gibt auch eine entsprechende Gegenaktion. Einzelhändlerinnen und Geschäftsmänner, die rot sehen beim Black Shopping. Auch sie verteilen Plakate, setzen auf ehrliche Kalkulationen und verabscheuen Monsterrabatte. So haben Hayati Yilmaz und Eliza Blattner mit der Initiative #noblackfriday in den vergangenen Tagen den innerstädtischen Einzelhandel vom Bahnhof bis zur Altstadt besucht und für ihre Sicht der Dinge geworben. „Es waren sich alle Mitstreiter einig, dass Rabattaktionen nach amerikanischen Vorbild wirklich nur den großen Unternehmen oder Onlinehändlern etwas bringen, aber nicht den kleinen Ladeninhabern von nebenan“, heißt es in einer Pressemitteilung. Mit der Unterstützung von über 50 Bamberger Einzelhändlern im Rücken appelliert man an die Verantwortlichen, andere Projekte in Erwägung zu ziehen. Vielleicht ein „Free-Parking-Weekend“, an dem alle städtischen Parkhäuser an einem Wochenende kostenlos genutzt werden könnten. „Das würde wesentlich mehr Umsätze generieren, als von den Ladeninhabern zu verlangen, ihre Waren zu entwerten“, heißt es in der entsprechenden E-Mail.
Hier meldet sich wieder es Schorschla zu Wort. Denn es versteht den ganzen Aufstand und die schlechte Stimmung unter den Geschäftsleuten nicht, welche auch noch durch eine große Titelgeschichte in der ansässigen Heimatzeitung befeuert wurde. Denn, und das muss anscheinend an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betont werden: Nicht im hintersten Nebensatz nötigt das Stadtmarketing Geschäftsleute zur Teilnahme an der Black Shopping Week. Es ist ein Angebot, welches man nutzen kann – oder eben auch nicht. Kostenlos und freiwillig. Wer kein Plakat aufhängen möchte. Gut. Kommen Kundinnen und Kunden in Läden ohne Sonderangebote, kann man das doch als Profi super erklären – und auch nutzen. „Nein, Black Shopping ist nicht unser Ding. Wir haben eine ganz andere Firmenphilosophie, wir setzen das ganze Jahr über auf ehrliche Angebote“. Punkt. Voll akzeptiert. Und vielleicht sogar ein nachhaltiges Alleinstellungsmerkmal. Also zumindest es Schorschla mag und unterstützt solche Modelle.
Dann noch die Geschichte mit den kostenlosen Parkhäusern. Eine schöne Idee. Aber doch keine Konkurrenz zu Black Shopping. Warum nicht beides? Der Einzelhandel braucht auf Dauer sicherlich mehr, als ein paar schwarze Einkaufstage und freies Parken. Es braucht Ideen, Konzepte, Engagement, freundliche, kompetente Verkäuferinnen und Verkäufer, ehrliche Preise, ein schönes Ambiente, Wohlfühlatmosphäre, den ein oder anderen Anreiz zum Bummeln: Ja, wir haben doch eh schon alles und jeder zusätzliche Gang zur Kasse ist ein kleiner Luxus. Eine Belohnung für den oftmals harten Arbeitsalltag. Ein bisschen Ablenkung und eine kleine Freude. Schlechte Stimmung unter den Geschäftsleuten, der verbissene Kampf um Ideologien oder Privatduelle der verschiedenen Lager schaden dagegen allen. Denn eines ist sicher: Nichts ist einfacher und schneller, als seinen Einkauf online zu tätigen. Aber eben auch langweiliger. Nur in diesem Punkt liegt die Zukunft des Innenstadthandels.
Vielleicht sollte man ganz andere Plakate drucken. Nach dem Motto: Wir freuen uns, dass Sie durch Bamberg bummeln und hier auch einkaufen möchten. Kommen Sie herein. Wir beraten Sie gerne und professionell.