Es Schorschla liebt die Oide Wiesn
An Zehner fürs Wasser
Die Wiesn 2023 ist vorbei. Das Weltgrößte Volksfest setzte wieder einmal Maßstäbe, das wunderbare Spätsommerwetter sorgte bei den Festwirten für strahlende Gesichter, bei den Kellnerinnen und Kellnern für kraftraubende Sonderschichten und bei den Gästen für das eine oder andere rauschende Vergnügen. Kurzum: Das Feiern haben wir auch in diesen Zeiten nicht verlernt. Ganz im Gegenteil!
Maßkrüge und Mandeln haben bereits zur Halbzeit des Münchner Oktoberfests deutlich mehr Menschen angelockt als noch 2022. 3,4 Millionen Menschen aus aller Welt waren bis zum „Bergfest“ über die Theresienwiese gebummelt, gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Was es Schorschla aber besonders erfreut: Die Polizei musste nach eigenen Angaben seltener raus als sonst. Festleiter Clemens Baumgärtner sprach von einem „sommerlich-lockeren Gefühl“.
Die Schlagzeilen bestimmten im Vorfeld traditionell die Preise für die Maß Bier. Zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro wurden da aufgerufen – durchschnittlich rund 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. „Mach 15“ war deshalb der wohl meistgehörte Spruch in den Festzelten. Das muss schon drin sein, schließlich ist die Wiesn ja nur einmal im Jahr. An dieser Stelle eine kurze Info aus der Kategorie Schlaumeier: Das Wiesn-Festbier ist deutlich stärker als normales Bier. Es hat bei einer höheren Stammwürze 5,8 bis 6,4 Prozent Alkohol, normales Helles kommt auf 4,8 Prozent. Eine Maß enthält damit so viel Alkohol wie acht Schnäpse. Nur falls Sie Günther Jauch einmal danach fragt …
Was aber im allgemeinen Bierpreis-Gejammer etwas unterging, sind die Rekordpreise beim Wasser. So lag der Durchschnittspreis für den Liter Tafelwasser in den Bierzelten erstmals bei 10,04 Euro und damit im zweistelligen Bereich. Ok, erstmals gab es auf dem Oktoberfest vier Wasserspender mit kostenlosem Trinkwasser, aber die musst Du erstmal finden und danach wieder ins Zelt reinkommen. Dann doch lieber gleich ein frisches Festbier!
Es Schorschla liebt ja die „Oide Wiesn“, das historische Oktoberfest. Nostalgie pur im Südteil der Theresienwiese. Ab 21 Uhr ist hier der Eintritt frei und neben den drei urigen Zelten dreht sich hier noch der „Kettenflieger Kalb“ von 1919, die „Dicke Berta“ stellt Muskelkraft auf die Probe und die „Fahrt ins Paradies“ über Berg und Tal oder der 50er Jahre-Hit „Calypso“ wecken die besten Volksfest-Erinnerungen. Klassiker wie Schiffschaukel, Steilwandshow, Marionettentheater und Kinderkarussell runden neben historischen Wurf- und Schießbuden das Angebot ab – und das bei durchaus familienfreundlichen Preisen. Alle Fahrgeschäfte konnten für 1,50 Euro gefahren werden.
Apropos Historie: Das Teufelsrad sorgt auf der Wiesn seit 1908 für Spaß und gute Laune. Wie sich die „Passagiere“ mit Kraft, Technik, Leidenschaft und Körpergefühl auf der immer schneller kreisenden Scheibe gegen die Zentrifugalkraft stemmen, ist vor allem fürs Publikum ein riesiger Spaß. Traurig, aber leider wahr: Laut den Betreiberinnen Elisabeth Polaczy und Veronika Kugler hätte man zunehmend Probleme mit Gaffern, die Frauen gezielt unter das auf dem „Teufelsrad“ leicht mal hoch rutschende Dirndl filmten, um die Clips dann im Internet zu veröffentlichen. Man achte peinlichst genau auf derartig widerliche Gestalten in den ersten Reihen und verständige immer wieder die Polizei. Ein komplettes Kameraverbot am „Teufelsrad“, welches dieses Problem schnell lösen würde, ist aber nicht gewünscht. Schließlich sorgen die normalen Filmchen des bunten Treibens ja für die beste Werbung. Das war im Premierenjahr 1908 noch ganz anders. Und jedes Vergnügen hat eben so seinen Preis!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.