Und auf den Selbstversuch!
Ein Hoch auf die Wissenschaft
Es gibt ja diese Studien, bei denen es Schorschla nur ungläubig mit dem Kopf schütteln kann. Weshalb die Kuh mit dem Schwanz wedelt, ob Stockenten mit gelbem Schnabel größere Eier legen, mit welcher Begründung ein Kevin in der Schule schlechter bewertet wird als ein Jakob oder wie nächtliche Beleuchtung das Krebsrisiko ansteigen lässt. Über den Sinn derartiger Untersuchungen und Arbeiten lässt es sich ja trefflich diskutieren.
Am Wochenende hat es Schorschla aber eine Nachricht gelesen, die seine Einstellung zur Wissenschaft komplett über den Haufen wirft. In Deutschland startet nämlich Anfang 2024 ein umfassendes Pilotprojekt zur Einführung einer Viertagewoche. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf die Beratungsagentur „Intraprenör“, die das Projekt in Deutschland koordiniert. 50 deutsche Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen werden demnach das Arbeitszeitmodell vom 1. Februar an testen: Ein halbes Jahr lang reduzieren die Teilnehmer die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei gleichem Gehalt von fünf auf vier Tage. Die Bewerbungsphase für Unternehmen startete am 1. September.
Nach der Testphase folge eine wissenschaftliche Auswertung durch die Universität Münster, wie das RND weiter berichtete. Hinter der Studie steht die Initiative „4 Day Week Global“, im Beirat sitzen Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft IG Metall, des Arbeitgeberverbands BDA und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.
„Flexible Arbeitszeiten sind für viele Unternehmen ein wichtiger Anreiz bei der Fachkräftegewinnung. Dazu zählt auch die Viertagewoche“, erklärt Beiratsmitglied Kristian Schalter vom Arbeitgeberverband BDA. „Spannend wird die Frage sein, ob ein Absenken der Arbeitszeit mit einer signifikanten Produktivitätssteigerung einhergeht“, so Schalter weiter. „Ohne diese Steigerung der Produktivität wäre das Modell der Viertagewoche für Unternehmen langfristig kaum tragbar.“
Sophie Jänicke, Vorstandsmitglied der IG Metall und ebenfalls Beiratsmitglied, berichtet, in vielen Betrieben habe sich die Viertagewoche zur Sicherung von Arbeitsplätzen bewährt. „Sie erhöht die Work-Life-Balance von Beschäftigten und kann damit auch die Attraktivität von Unternehmen steigern.“ Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) äußert sich deutlich zurückhaltender: „Gerade bei kleineren Betrieben ist es fraglich, ob bei einer ohnehin dünnen Personaldecke auf einzelne Beschäftigte ohne Weiteres für einzelne Tage dauerhaft verzichtet werden kann“, wird eine Sprecherin zitiert.
Was aber denkt es Schorschla: Wenig Sinn macht es natürlich, wenn die Pro-Kopf-Arbeit die gleiche bleibt und das arbeitende Volk an den vier verbleibenden Arbeitstagen so rein getrieben wird, dass es einen Tag mehr Erholung braucht. Ist dies nicht der Fall, bleibt die Frage, wie dieser „Luxus“ finanziert werden kann. Steigen dann die Preise weiter oder sinkt die Produktivität? Und was machen wir mit dem zusätzlichen freien Tag? Denn mehr verdienen werden wir dann alle nicht. Aber an freien Tagen möchte man sich ja auch etwas gönnen. Sie merken: Ist gar nicht so einfach, das perfekte Arbeitsmodell zu finden und dann noch erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Aber einen Versuch ist es wert. Und vielleicht findet die Wissenschaft ja die Musterlösung für ein glückliches, effektives, nachhaltiges und finanzierbares Arbeitsleben. Es Schorschla bleibt gespannt und testet die Viertagewoche schon einmal im Selbstversuch. Ja, manchmal muss man im Sinne der Wissenschaft hart zu sich selbst sein …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.