Und Ken liegt nutzlos am Strand
Wie im Film
Während der fränkische Kinosommer in der Hainbadestelle Cineasten aus nah und fern wunderschöne Open-Air-Leinwand-Erlebnisse bescherte, rumorte es in der Keimzelle der internationalen Filmbranche. Denn in Hollywood passiert gerade das, was wir hierzulande vor allem von der Bahngewerkschaft, von Fluglotsen und der Metallverarbeitenden Industrie kennen: Es wird gestreikt! Seit Anfang Mai verweigern in den USA mehr als 11.000 Drehbuchautorinnen und -autoren, die in der Writers Guild of America (WGA) organisiert sind, ihren Job. Natürlich geht es in erster Linie ums Geld, zum anderen aber auch um die Sorge vor dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Da liegt es natürlich auf der Hand, dass die Filme, die aktuell in die Kinos kommen, besondere Aufmerksamkeit erhalten. Oder wie es Enkelchen vom Schorschla sagt: Die werden „megamäßig gehypt“. Mit bislang mäßigem Erfolg: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ konnte die hohen Erwartungen ebenso wenig erfüllen wie „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ und der Pixar-Film „Elemental“.
Schlägt die Klimakrise auch aufs Kino über? Wäre eigentlich logisch, denn wer geht bei 35 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein denn freiwillig in einen dunklen Filmsaal, auch wenn es dort klimatisiert kühl und frei von schädlicher UV-Strahlung ist? Sicherlich berechtigte Fragen, doch vergangene Woche folgte die globale Entwarnung für die Branche.
Die beiden Blockbuster BARBIE und OPPENHEIMER „schlugen ein wie Bomben“, um verbal beim Inhalt von letztgenanntem Streifen zu bleiben.
Das Geschichtsdrama über den Physiker Robert Oppenheimer, der als „Vater der Atombombe“ gilt, hat zum Filmstart etwa 80,5 Millionen Dollar erlöst. Weil der Film von Christopher Nolan („Inception“, „Dunkirk“) mit 180 Minuten Laufzeit länger ist als die 114 Minuten dauernde „Barbie“, konnten die Kinos allerdings weniger Vorstellungen ansetzen.
Also Punktsieg für Barbie und Ken: Die Realverfilmung über einen Trip der berühmten Spielzeugpuppe und ihres Freundes ins wirkliche Kalifornien hat laut Schätzungen bis zum Sonntag etwa 155 Millionen US-Dollar (139 Millionen Euro) in den USA und Kanada eingespielt. Regisseurin Greta Gerwig („Lady Bird“) hat damit auch den besten Start eines von einer Frau verantworteten Films überhaupt gelandet, schreibt die Branchenseite „The Hollywood Reporter“.
Womit wir schon beim Thema sind. Denn „Barbie“ hat trotz überbordendem Mattel-Kitsch – es Schorschla kann es kaum glauben – auch eine Botschaft: „Dieser Film ist ein Plädoyer für die Gleichberechtigung der Frau“, schreibt die Düsseldorferin Bettina Dorfmann (62), Rekord-Barbie-Sammlerin und Buchautorin. „Barbie“ habe sie mit seiner Mischung aus spaßigen und nachdenklichen Elementen überzeugt.
Bettina Dorfmann ist nicht irgendwer, sie hält mit 18.500 Barbie-Puppen den Weltrekord als Sammlerin, verbrieft vom Guinness-Buch der Rekorde. Sie hat ihr Leben der 1959 erstmals erschienen Spielzeug-Figur des US-Herstellers Mattel verschrieben und kennt die Lebensgeschichte der kleinen, glänzenden Plastikpuppe wie kaum ein anderer. Deshalb ist ihr Urteil schon ernst zu nehmen. Ja, der Film spiele mit den Geschlechter-Rollen, so Dorfmann: In der „Barbie-Welt“ geben die Frauen den Ton an und die Männer, die Kens, sind nur schmückendes Beiwerk. „Ken kann gar nichts und liegt nur am Strand“, berichtet Dorfmann und hofft, dass dieser vermeintliche Kassenschlager unsere Welt wieder etwas besser machen werde. Der Zweck heiligt die Mittel, heißt es doch so schön …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.