Ideologie statt Intelligenz?

Flexibles, gemeinsames Engagement ist gefragt!

Ideologie statt Intelligenz?

Matthias Graßmann, der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken hat ihn unterschrieben. Herbert Grimmer von der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken, Anne Rudel und Mathias Baluses vom Handelsverband Bayern auch. Für die DEHOGA Bayern unterzeichnete Florian Müller, vom Wirtschaftsclub Bamberg e.V. Wilfried Kämper und Wolfgang Heyder. Die Liste ist lang. Die Kreishandwerkerschaft Bamberg, der BLV Marktkaufleute e.V., das Stadtmarketing Bamberg, der Bund der Selbstständigen e.V., die Mittelstands-Union Bayern und Pius Schiele für die IG Lange Straße. Sie wissen längst, um was es geht: Der offene Brief des Handels an den Oberbürgermeister der Stadt Bamberg und die Stadträte aller Fraktionen. 

Es Schorschla findet es wirklich bemerkenswert, dass die führenden Wirtschaftsverbände der Region einmal einer Meinung sind. Und diese offen kundtun. Bemerkenswert, aber nicht überraschend. Denn die angekündigten Verkehrsmaßnahmen in Bamberg sind mehr als nur einen stillen Protest wert. Die innerstädtischen Parkgebühren werden weiter angehoben, der bislang kostenfreie P&R-Busverkehr in die Innenstadt soll wegfallen, da wird in einer Blitzaktion die Kettenbrücke gesperrt – nicht für ein Wochenende oder 14 Tage, sondern gleich mal bis nach Weihnachten – und jetzt auch noch eine Einbahnstraßenregelung für die Friedrichstraße? Alles ohne eine Bürgerbeteiligung oder die Einbindung des Handels? Nein, so geht’s einfach nicht. Ideologie statt Intelligenz, das bringt keinen wirklich voran.

Einen Moment. Es Schorschla möchte hier niemanden an den Pranger stellen. Hinter jeder einzelnen Maßnahme steht sicherlich ein sinnvoller Gedanke. Natürlich muss man sich Gedanken machen, wie die Zukunft einer besuchenswerten Innenstadt aussehen sollte. Noch dazu, wenn diese das Weltkulturerbesiegel trägt. Klar ist auch, dass die Stadtwerke nicht zur Melkkuh des Rathauses verkommen dürfen. Kostenloser ÖPNV, alle auch noch so verlustreichen Buslinien am besten rund um die Uhr bedienen, der Eintritt in die Freibäder selbstverständlich zu familienfreundlichen Preisen und dann noch – weil es allen gefällt – der Ausbau des BamBit in Glasfaserqualität und günstige Gas- und Strompreise für alle. Haut auf Dauer nicht hin. Leider! Es geht wie bei so vielem im Leben um die Kommunikation. Ums Erklären. Um einen Gesamtplan, an dem alle zum Wohl der Stadt, ihrer Einwohner und der Gäste aus nah und fern zusammenarbeiten. Dieser scheint nicht zu existieren oder zumindest wird dieser der Bevölkerung nicht präsentiert. Dafür schreien alle laut, wenn es um ihre persönlichen Vorlieben geht. Da werden provisorisch gelbe Linien auf die Fahrbahn geklebt, die den Verkehrsfluss mehr hemmen als leiten, da werden aus zwei sicheren und übersichtlichen Spuren plötzlich eineinhalb, mit einem trennenden Radweg, der lebensgefährlich erscheint, wenn eine junge Mutter mit einem Kinderanhänger an der Hallstadter Straße zwischen einem Schweinelaster und einem Autoauflieger einfach nur links abbiegen möchte.

Wo ist es, das Verkehrskonzept Bamberg 3.0? „Eine lebendige Innenstadt erfordert eine ausgewogene Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, kulturellen Angeboten, Messen, sowie eine gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln“, heißt es in dem offenen Brief. Viele, möglicherweise prestigeträchtige Einzelprojekte und Initiativen steigern möglicherweise das Ego einzelner Protagonisten, verpuffen aber, wenn sie nicht aufeinander abgestimmt sind. Mehr noch: Sie sorgen für Unmut, Ärger und Streit. Für Grüppchenbildungen, man blockiert sich gegenseitig, statt im Team sinnvolle und nachhaltige Lösungen zu suchen, zu finden und zu realisieren. Deshalb hofft es Schorschla auf eine Kehrtwende. Besser heute als morgen. Diese ständigen Grabenkämpfe im Stadtrat – heute rot gegen schwarz mit etwas gelb und gemeinsam gegen grün, mit oder gegen ein bisschen BuB und Bürgerblock und links und rechts und dazwischen noch die Partei und die Mitte und wer auch immer. Nein. Das muss endlich ein Ende haben. Der Stadtrat ist keine Kampf- und Profilierungsarena, in der die einzelnen Parteien und Einzelpersonen ihre individuellen Vorlieben und Phobien ausleben dürfen, sondern die Vertretung der Bürgerschaft, um sinnvolle und wegweisende Entscheidungen für unsere wunderbare Stadt treffen sollen. Und ja, da muss man vielleicht auch einmal über den eigenen Schatten springen können, um das große Ganze voranbringen zu können.

Daran sollten die gewählten Damen und Herren bei ihren vielstündigen Sitzungen wieder einmal denken, bevor sie Brücken sperren, neue Straßenmarkierungen aufkleben lassen oder Fahrradständer auf Abbiegespuren schrauben. „Der Wirtschaftsraum Innenstadt benötigt wieder eine aktive und wirtschaftsfreundliche Standortpolitik in enger Abstimmung mit allen Akteuren“ lautet der Schlusssatz des offenen Briefes. Was sicherlich richtig ist. Aber eines ist noch wichtiger: Bamberg braucht Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker, die intelligent, engagiert und flexibel gemeinsam mit ihren Stadtratskolleginnen und -kollegen parteiübergreifend unser Bamberg weiterentwickeln. 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

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