Der eigentliche Skandal liegt woanders!
Meerjungfrau ohne Bikini-Figur
Die aktuellen Temperaturen schreien förmlich nach Abkühlung und einem schnellen Sprung ins kalte Nass. Freibäder haben entsprechend Hochkonjunktur, die kleinen feinen Badestellen an Main und Regnitz sind heiß begehrt, wer mit dem „Stand Up Paddeling Board“ unterwegs ist, lässt sich auch gerne mal absichtlich ins Wasser fallen. Wie sang doch die Spider Murphy Gang – die übrigens am Freitag auf dem Hallstadter Marktplatz unplugged für beste Stimmung sorgen wird – schon vor Jahrzehnten? Es ist Sommer in der Stadt! Endlich!
Natürlich hat die Dauerbesonnung auch ihre Schattenseiten. Sie denken da bestimmt zuerst an den eigenen Garten, überhitzte Büros und aufgebrannte Schultern. Es Schorschla als Liebhaber von Hopfen und Malz in flüssiger Form natürlich auch an die Figur. Dieser genderübergreifende Konflikt zwischen Bierbauch und Bikini-Figur. Welche Körperformen möchte man seinen Mitmenschen in den heißen Sommermonaten präsentieren? In welcher Gewichtsklasse tritt man im Jahr 2023 in die Öffentlichkeit? Lohnt sich noch etwas Training oder Schockfasten, oder lässt man es einfach geschehen? Baut man einfach den Spiegel ab und erfreut sich des Lebens? Der Trend geht ohnehin zu etwas mehr „curvy“, die Kate-Moss-Ära ist schließlich letztes Jahrtausend. Da kommt eine Meldung aus dem süditalienischen Dörfchen Monopoli wie gerufen. In der Kleinstadt in Apulien erregt die Statue einer Meerjungfrau Aufsehen. Zu üppig, finden die einen. Andere sehen das Kunstwerk als Zeichen für „Body Positivity“.
Moderne Kunst gibt immer Raum für Diskussionen. Ob gewollt oder nicht, ist das den Schülerinnen und Schülern eines Kunstgymnasiums gelungen. Der Grund: Die Statue einer Meerjungfrau mit auffälliger Brust- und Hinterngröße, die die Jugendlichen gefertigt haben. Sie wurde auf einem öffentlichen Platz nahe der Küste aufgestellt.
Schauspielerin Tiziana Schiavarelli stieß die Debatte an. Auf Facebook schrieb sie, ein Freund habe sie auf die Statue aufmerksam gemacht und „zu Recht Bedenken zu diesem ›Monument‹ geäußert“. Das Werk zeige „eine Meerjungfrau mit zwei Silikonbrüsten, für die der Chirurg angezeigt werden müsste, und vor allem mit einem riesigen Arsch, den man noch nie bei einer Meerjungfrau gesehen hat. Zumindest bei denen, die ich kenne“, witzelte Schiavarelli. „Entsetzlich“, kommentierte daraufhin eine Userin.
Nachdem auch die Lokalpresse über die Körperformen der Meerjungfrau berichtet hatte, begann in den sozialen Medien eine heiße Debatte. Mit sehr erfreulichem Tenor, findet es Schorschla. Denn neben Empörung und flapsigen Witzen findet das Plastik großen Zuspruch: „Wenn es so viel Aufsehen erregt hat, bedeutet das, dass die Jugendlichen es richtig gemacht haben. Ob man es nun mag oder nicht, es hat Monopoli in der Welt noch bekannter gemacht“, findet ein Facebook-Nutzer.
Mit „Jugendlichen“ meint der User die Schülerinnen und Schüler des Kunstgymnasiums Luigi Russo, die die Statue namens „Il Mare“ erstellt haben. Im Interview mit dem Fernsehsender Telebari erklärte Schulleiter Marciano, das Werk könne als Hommage für „curvy“ Frauen angesehen werden.
Eine Meinung, welche es Schorschla gerne teilt. Denn die individuelle Wohlfühlzone in Sachen Gewicht und Körperformen sollte auch im Sommer jeder für sich selbst bestimmen dürfen. Ohne Wenn und Aber. Traurig, ja nahezu absurd scheint vor diesem Hintergrund das aktuelle Handeln der Gemeindeverwaltung von Monopoli. Die Verantwortlichen ließen die 1,20 Meter hohe Statue nach all dem Medientrubel mit einem grünen Tuch abdecken – offiziell, weil der Platz noch nicht eingeweiht wurde. Das ist der eigentliche Skandal!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.