Gierflation

Was verdienen die eigentlich genau?

Was verdienen die eigentlich genau?

Es Schorschla fragt sich ja bei den aktuellen Preisen immer öfter, welche Gewinnspannen denn hinter den verschiedenen Produkten so versteckt sind. Überall. Beim Discounter. Beim Matratzenhändler. Bei den Möblern. In der Herrenboutique. Oder beim Kosmetiker unseres Vertrauens. Eines ist ja sicher: Einzelne Branchen sind in den vergangenen Monaten finanziell förmlich explodiert. Wo es früher ein Spaß war, ganz entspannt einzukaufen, ist heute fast schon Mut gefragt, sofern man nicht jedes Etikett vor dem Griff in den Einkaufswagen genau kontrolliert.

Bei unseren Nachbarn in Österreich sorgt seit einigen Wochen ein neues Streben nach Transparenz für viel Gesprächsstoff und heiße Diskussionen. Denn Österreichs Regierung geht im Kampf gegen die Inflation nun gegen die Konzerne vor. Sie fordert Offenheit bei den Preisen für Grundnahrungsmittel – und droht Energieunternehmen mit einer stärkeren Gewinnabschöpfung.

Ein heikles Thema, gelten doch Einkaufspreise für viele Handelsunternehmen als Geschäftsgeheimnis. Sie bestimmen ja zu einem großen Teil über die Marge und damit über die Höhe des Gewinns. Jetzt sollen Rewe, Aldi (Hofer), Lidl und Spar künftig ihre Einkaufspreise für Grundnahrungsmittel publik machen müssen.

Hintergrund ist, dass die Preissteigerung zuletzt im Jahresvergleich in Österreich mit 9,6 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt von sieben Prozent lag, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat schätzte. Dagegen will die konservativ-grüne Regierung vorgehen. Die Pflicht ist Teil eines umfassenden Pakets gegen die hohen Verbraucherpreise im Alpenland – und längst nicht der einzige einschneidende Schritt.

Kanzler Karl Nehammer kündigte außerdem an, dass die bestehende staatliche Abschöpfung von Übergewinnen im Energiesektor verschärft werden soll, falls die Unternehmen der Branche ihre Preise nicht freiwillig senken. Die Unternehmen hätten „auf dem Rücken der Menschen und der Wirtschaft Milliardengewinne gemacht“ sagte der konservative Politiker. „Man muss sich das so nicht bieten lassen“, fügte der grüne Vizekanzler Werner Kogler hinzu. Die notwendigen Gesetzesänderungen sollen im Juni im Parlament beschlossen werden.

Da fragt sich es Schorschla natürlich, ob bei einem derart einschneidenden Gesetz zum Wohl des Volkes Einigkeit im Land herrscht. Mitnichten! Die oppositionellen Sozialdemokraten reagierten sofort mit scharfer Kritik auf die Regierungspläne. „Es wird kein einziger Preis durch diese Pressekonferenz gesenkt“, schimpft SPÖ-Vizefraktionschef Jörg Leichtfried. Ganz im Gegenteil: Er macht die Koalition für die bisherigen Preissteigerungen verantwortlich. Man werde einen Misstrauensantrag gegen die Regierung stellen – und die Rücknahme der jüngsten Mieterhöhungen von rund zehn Prozent und das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel fordern.

Übrigens: Die Unternehmen machen sich auch gegenseitig Vorwürfe. So kritisierte zuletzt etwa Edeka-Chef Markus Mosa heftig die Preisgestaltung internationaler Lebensmittel- und Konsumgüterkonzerne. Mosa gewährte dabei auch selbst Einblick in die eigene Preisgestaltung – und sagte: „Bei uns können Sie davon ausgehen, über den dicken Daumen sind Händler erfolgreich, wenn sie mehr als vier Prozent Umsatzrendite haben.“ Die Hersteller berufen sich bei der Auseinandersetzung immer wieder auf gestiegene Kosten, zuletzt hatten Forscher vielen von ihnen jedoch „übermäßige Gewinnmitnahmen“ attestiert. Und auch bei uns herrscht aktuell ein heftiger Streit über den Anteil der Konzerne an der Inflation. Manche sprechen bereits von einer „Gierflation“ der Unternehmen. Andere sehen die Schuld bei der Europäischen Zentralbank, die über Jahre hinweg viel billiges Geld in den Markt gepumpt hat. Wie auch immer: Die Zeche zahlen natürlich wir alle! 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

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